Die Wohnanlage Slezské Předměstí errichtete man im nordöstlichen Teil der Stadt Hradec Králové. Sie war erste Plattenbausiedlung in der Stad und damals auch die größte, später wurde jedoch die noch größere Wohnanlage Moravksé Předměstí errichtet. Die Hauptverbindung ist die Pospíšilova třída, an diese schließt die Třída SNP an. Durch diese Achse wird das Viertel Slezské Předměstí mit dem historischen Stadtzentrum verbunden und in zwei Teile gegliedert: Slezské Předměstí Nord und Slezské Předměstí Süd. Außerdem wird es in weitere Gebiete gegliedert, der älteste ist die Wohnanlage Markovická.
Bereits vor 1950 gab es Pläne zur Bebauung von Slezské Předměstí, auch von namhaften Architekten wie Jan Rejchl, Oldřich Liska, Josef Havlíček oder František Bartoš. Eine definitive, großzügig konzipierte Studie wurde vom Architekten Jan Zídka im Jahr 1959 ausgearbeitet, obwohl der Bau von Wohnhäusern mit Geschäftslokalen im Erdgeschoss entlang der Pospíšilova třída zu jener Zeit bereits zwei Jahre in Gang war. Das Schema der Bebauung basierte auf einem Kontrast niedriger und hoher Plattenbauten, die sich mit ausreichend Abstand gegenüberstanden, sodass die räumlichen Qualitäten des Gebiets erhalten blieben und ein angenehmes Umfeld mit ausreichend Grün entstand. Auch die vielfältige Ausrichtung der Häuser – parallel, quer und diagonal zu den Straßen – sorgte für einen variablen Charakter der Umgebung. Bis ins Jahr 1962 war jedoch nicht klar, ob im Rahmen der staatlich festgesetzten I. Etappe der Bebauung Zídkas Entwurf realisiert werden würde, oder die parallel geplante Wohnsiedlung Labská kotlina II. gebaut wird. Die Wahl fiel schließlich auf Slezské Předměstí.
Das Verkehrsnetz des Stadtteils existierte bereits vor der geplanten Bebauung, daher musste sich der Raumplan diesem anpassen. Zum Abbruch älterer Gebäude – meist Einfamilienhäuser – kam es nur in geringem Ausmaß: Es handelte sich um 39 Einfamilienhäuser und ein Wohnhaus. Die Projektanten beabsichtigten die Errichtung von nahezu 4 200 Wohnungen für etwa 15 000 Personen, was sich gemäß einer Zählung im Jahr 1970 als zu hoch erwies.
Wie oben erwähnt, begann die Bebauung in der Pospíšilova třída, an deren Nordseite im Jahr 1958 horizontale Plattenbauten des Typs T02B und T03B mit verglastem Erdgeschoss standen. Eine Dominante wurde das spätmodernistische Hotel Alessandria mit der Sandsteinplastik Elbblüte von Vladimír Preclík. Obwohl die genannten Gebäude Mauerelemente aus Ziegelsteinen hatten, wurde die Siedlung von Plattenbauten dominiert, die gemäß der regionalen Technologie des HK-Systems aus dem Jahr 1960 realisiert wurden. Dieses System wurde durch das staatliche Unternehmen Stavoprojekt Hradec Králové entwickelt und später perfektioniert. Das System wurde für Einfamilien-Reihenhäuser sowie für zehnstöckige Wohnhäuser verwendet.
Der ältere, nördliche Teil des Wohnviertels wurde 1963-1966 gebaut (eine Reihe von Arbeiten wurden aber erst deutlich später fertiggestellt). Im Südosten wird dieser Teil begrenzt durch die Pospíšilova třída und die Třída SNP, im Westen durch die Pouchovská ulice und im Norden durch die Bahnstrecke. Zum natürlichen Zentrum wurde das Gebiet rund um das Severka-Zentrum, in der sich die Grundversorgung und weitere Einrichtungen (ein Gemeinschaftssaal mit Kino, eine Bücherei, ein Lesesaal, Klubhäuser, ein Restaurant, eine Arztpraxis und viele andere Dienstleistungen) befanden. Im nördlichen Teil der Siedlung, in der Gagarinova und Markovická ulice ließ Stavoprojekt weitere experimentelle Häuser errichten, um neue Montagesysteme zu prüfen. Ansonsten wiegt hier der Typ HK60 vor. In der Severní ulice befindet sich u. a. das längste Plattenbauhaus des Viertels, es ist 316 m lang und besitzt 20 Eingänge. Es wurde 1963-1964 realisiert und wird im Volksmund „Kuhstall“ genannt.
Der südliche Teil des Wohnviertels Slezské Předměstí wurde 1965-1968 gebaut, auch hier gab es zahlreiche Verzögerungen. Der Komplex ist im Norden durch die Straßen Pospíšilova třída und die Třída SNP abgegrenzt und im Süden durch die Ulice Víta Nejedlého, an welche die Ulice Bratří Štefanů (früher Ulice Rudé armády) anschließt. Das Zentrum befindet sich in der Jižní ulice und deren unmittelbarer Umgebung, in der neben einer Grundschule und einer Poliklinik auch das siebenstöckige Gebäude des Stavoprojekt Hradec Králové stand (die ursprüngliche, ambitionierte Idee, ein eigenes Verwaltungsgebäude zu errichten, bei dem es sich um ein Gebäude mit experimenteller Stahlkonstruktion und einer Verkleidung aus Makro-Molekülstoffen mit 18 bis 20 Stockwerken handeln sollte – und somit um das höchste Bauwerk in der Tschechoslowakei –, wurde schließlich wieder verworfen). In diesem Teil der Siedlung überwiegen Häuser des Typs HK65, allerdings hat man auch nicht typisierte Häuser gebaut: vier 13-stöckige Wohnhäuser in der Ulice Bratří Štefanů mit Kombi-Konstruktion (montierter Skelettbau unter Verwendung von Gassilikat für die Ummantelung).
In der Wohnsiedlung Slezské Předměstí befinden sich drei Grundschulen (eine im Norden, eine im Süden und eine auf der Třída SNP) sowie einige Kindergärten und Kinderkrippen. Es war üblich, dass deren Umgebung mit Kunstwerken besetzt wurde, wie z. B. die Statue einer Katze vor der Krippe in der Gagarinova ulice, deren Urheberschaft noch nicht eindeutig geklärt werden konnte, oder auch die Statue von Karel Hyliš vor der Grundschule Süd und der Grundschule in der Třída SNP (die in den 1990er-Jahren entfernt wurde). Die Ausstattung der Häuser sorgte für höhere Komforts, es gab u. a. Waschküchen oder Garagen, die entweder separat gebaut wurden oder – wie in den Wohnhäusern des Typs HK – inkludiert waren.
KJ
Quellen
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- DAŇKOVÁ, Marta et RYCHNOVÁ, Lucie. Fontána před ZDŠ na Slezském Předměstí. Sochy a města. Online. Dostupné z: https://sochyamesta.cz/zaznam/21107. [ citováno 2024-7-12]
- RYCHNOVÁ, Lucie. Kočka. Sochy a města. Online. Dostupné z: https://sochyamesta.cz/zaznam/18170. [citováno 2024-9-10]
- Sídliště Slezské Předměstí v Hradci Králové. ArcGIS Story maps. Online. Dostupné z: https://storymaps.arcgis.com/stories/bbc7516c68ee4abf82fd451b316a424e. [citováno 2024-10-10]
Literatur
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