In den 1870er-Jahren kam es zur Errichtung einer Bahntrasse im Rahmen der österreichischen Nordwestbahn, die von Chlumec nad Cidlinou über Slezské Předměstí nach Lichkov verlief. Bereits damals bemühten sich die Vertreter der Stadt Hradec Králové um eine Errichtung eines Bahnhofs in der damals noch eigenständigen Gemeinde Slezské Předměstí. Dieser wurde allerdings erst 1886 errichtet.
Durch einen Erlass des k. k. Eisenbahnministeriums vom 12. April 1910 wurde entschieden, eine neue „Lokalbahn“ im Rahmen der österreichischen Nordwestbahn zu errichten, die von Hradec Králové über Slezské Předměstí, Černilov, Libřice, Králová Lhota und České Meziříčí nach Opočno verlaufen sollte. Diese Pläne wurden nie realisiert, und im Laufe der Jahre wurden lediglich die bereits existierenden Räumlichkeiten des Bahnhofs adaptiert. 1916 wurde der ursprüngliche Wartebereich aus Fachwerk durch einen neuen Anbau erweitert, der durch einen Komplex weiterer Betriebsgebäude ergänzt wurde.
Das Projekt des neuen Bahnhofs aus den Jahren 1915-1916 ging, was seine Disposition anbelangt, aus dem typisierten Bahnprojekt Nr. 252/H hervor. Es umfasste ein Bahnhofsgebäude für den Personenverkehr mit zwei Trakten mit unterschiedlichen Funktionen (einen öffentlichen Teil und einen privaten, in dem sich die Wohnung des Bahnhofsvorstehers befand) sowie eine Ladestelle mit Laderampe für den Güterverkehr. Der Bahnverkehr sollte über zwei Gleise abgewickelt werden. Die Bauarbeiten wurden von Václav Rejchl sen. zusammen mit seinem Sohn Václav jun. realisiert. Sie waren auch am endgültigen Projekt beteiligt, das von der Norm 252/H abwich.
Das erdgeschossige Bahnhofsgebäude mit Steinsockel und einem markanten Halb-Walmdach, ergänzt durch ovale Gauben (Ochsenaugen), passte dank seiner „ländlichen“, malerischen Konzeption gut zu den städtischen Gebäuden der Gemeinde Slezské Předměstí, die damals eher landwirtschaftlich geprägt war. Die Fassade war mäßig mit Gesimsen und Fensterfaschen verziert, die die dreiteiligen Sprossenfenster mit getäfelten Füllungen flankierten. Ein dekorativer hölzerner Vorbau mit einem Podest öffnete sich zu den Gleisen hin.
Was den Grundriss betrifft, so war das Stationsgebäude in zwei Bereiche mit separaten Eingängen unterteilt. Der Ostflügel war für die Öffentlichkeit bestimmt und umfasste ein Vorzimmer, einen Wartesaal und Büros. Die separaten Wohnräume des Stationsvorsehers befanden sich im Westflügel und verfügten im Erdgeschoss über zwei Zimmer, Küche und Sanitäranlagen, im Dachgeschoss befand sich ein weiteres Zimmer sowie einem Dachboden; außerdem war der Wohnbereich unterkellert.
Die Ladestelle östlich des Stationsgebäudes war eingeschossig und aus Mauerwerk. Sie bekam einen länglichen Grundriss und ein Satteldach und wurde von gemauerten Rampen flankiert. Die Fassade verfügte über einen Steinsockel und wurde von Lisenen und Gesimsen aus Sichtmauerwerk gegliedert.
In den darauffolgenden Jahren, vor allem im Zusammenhang mit dem steigenden Güterverkehr in Slezské Předměstí, ersuchte die Direktion der Staatsbahnen in Hradec Králové wiederholt um eine Erweiterung des Bahnhofs. Diese Bitten verwiesen auf den „aktuellen nicht nachhaltigen Zustand der hiesigen Station“, verursacht durch „ungenügend geeignete Gleise zum Be- und Entladen von Sendungen“ sowie auch „Kumulation von Wägen in der Station“ und wurden nicht nur von der örtlichen Selbstverwaltung unterstützt, sondern auch von der bedeutendsten Firma – der Seifenfabrik Pilnáček. Allmählich kam es zur Erweiterung der Gleise und zu kleineren Anpassungen der Station. Im Februar 1941 wurde ein Plan zur Erweiterung der Ladestelle und des Stationsgebäudes ausgearbeitet, der den Abriss des bestehenden Gebäudes und die Errichtung eines neues Empfangsgebäudes sowie die Erweiterung dar Ladestelle nach Westen und Osten vorsah. Diese ambitionierten Pläne wurden jedoch nicht realisiert.
Im August 1942 wurden von der Baufirma Václav Hnilička aus Třebechovice pod Oreben zwei Stellwerke fertiggestellt, die am westlichen und östlichen Rand der Station standen. Es handelte sich um spätmodernistische eingeschossige und gemauerte Objekte mit vorgesetztem Pultdach und Bandfenstern. Die Fassade kombiniert Sichtmauerwerk und verputzte Flachen. Im selben Jahr kam es zur Errichtung einer neuen Laderampe, die den Zwecken der Wehrmacht diente und zu deren Errichtung Gefangene als Arbeitskräfte herangezogen wurden.
Zu kleinere Bauarbeiten kam es in den darauffolgenden Jahrzehnten. Das Stationsgebäude ist in seiner ursprünglichen Substanz erhalten, in den letzten Jahren kam es allerdings zur Isolierung der Fassade. Das vormals verzierten Außenwände wurde in unpassender Weise unifiziert, die handwerklich gefertigten Fenster durch ungeeignete Fenster aus zweitklassigem Material ersetzt, wodurch der Gesamtausdruck des Gebäudes stark beeinträchtigt wird. Das Gebäude der Ladestelle, das in authentischerer Form erhalten ist, wird heute von einem Sportartikelverkäufer genutzt. Eine Reihe kleinerer Betriebsgebäude sind im Laufe der Jahre verschwunden. Im gesamten Bahnhofskomplex hat sich das Gebäude des westlichen Stellwerks am besten erhalten.
KK
Denkmalschutz
Kein Denkmalschutz verzeichnet.
Quellen
- Státní oblastní archiv v Praze, fond Ředitelství státních drah Hradec Králové, inv. č. 594, kt. 92 (nezpracováno)
- Státní oblastní archiv v Praze, fond Ředitelství státních drah Hradec Králové, inv. č. 1769, kt. 649 (nezpracováno)
- Státní oblastní archiv v Praze, fond Ředitelství státních drah Hradec Králové, inv. č. 1775, kt. 692 (nezpracováno)
- Státní oblastní archiv v Praze, fond Ředitelství státních drah Hradec Králové, inv. č. 1793, kt. 782 (nezpracováno)
- Státní oblastní archiv v Praze, fond Ředitelství státních drah Hradec Králové, inv. č. 1800, kt. 817 (nezpracováno)
- Státní okresní archiv Hradec Králové, fond archiv obce Slezské Předměstí, inv. č. 81, kt. 7
Literatur
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KREJČÍK, Mojmír. Česká nádraží. Architektura a stavební vývoj / Tschechische Bahnhöfe. Architektur und Baugeschichte / Czech railway stations. Architecture and development. Litoměřice: Vydavatelství dopravní literatury, 2013. s. 219.