Der gebürtige Königgrätzer Literat und Historiker Bohuslav Balbín (1621-1688), der auch Mitglied der Ordensgemeinschaft der Jesuiten war, schrieb im Laufe seines Lebens eine Reihe an Texten, Lehrbüchern, Komödien und Gedichte auf Latein. Lange Jahre war er als Pädagoge in Jičín und Hradec Králové sowie als Missionare in verschiedenen Regionen von Böhmen und Mähren tätig. Umfangreiche Kenntnisse, die er durch Reisen erworben hatte, nutzte der Literat beim Verfassen seines Lebenswerkes, Miscellanea historica regni Bohemiae, das als erste Studie über die Geschichte Böhmens gilt. Balbíns Werk erfreute sich unter den Vertreterinnen und Vertretern der tschechischen Nationalbewegung großer Beliebtheit, vor allem seine Dissertatio apologetica pro lingua Slavonica, praecipue Bohemica (Verteidigung der slawischen Sprache, insbesondere der tschechischen), die noch lange nach seinem Tod im Jahr 1688 veröffentlicht wurde. 1869 wurde das Buch von Emanuel Tonner (1829-1900) ins Tschechische übersetzt und mit einem Vorwort versehen, in dem Tonner die Bevölkerung von Hradec Králové dazu aufrief, Balbín ein Denkmal zu errichten. Der Mangel an finanziellen Mitteln zu jener Zeit machte das Vorhaben zunichte, daher wurde es lange aufgeschoben. In den 1880er Jahren griff der Heimatverein Společnost mládenců die Idee wieder auf und wandte sich an den Bildhauer Josef Strachovský. Dieser entwarf ein Denkmal in Form einer stehenden Figur, doch auch dieser Entwurf wurde aus finanziellen Gründen nicht realisiert.
Erst 50 Jahre später wurden die Vorbereitungsarbeiten wiederaufgenommen. Davon zeugt ein Artikel aus dem Jahr 1938, der im Periodikum Venkov erschien: „Bürgermeister Pilnáček erinnerte im Stadtrat an den Königgrätzer Historiker und ersten Vertreter der Nationalbewegung Bohuslav Balbín am Vorabend des 250. Jahrestages seines Todes. Der Stadtrat fasste den Beschluss, dass die Kunstabteilung die Vorbereitungen eines Denkmals zu Ehren von Balbín zu beschleunigen habe. Hradec Králové errichtet seinem großen Sohn in der nächsten Zeit ein Denkmal.“ Ein Jahr später wurde Josef V. Škoda mit dem Projekt beauftragt.
Škoda konzipierte das Denkmal als Bronzebüste auf einer Konsole, dessen stirnseitige Kante mit der Inschrift „B. BALBÍN“ versehen wurde. Er stellte den barocken Gelehrten in Ordenskleidung und mit einem konzentrierten Gesichtsausdruck dar. Der modernistische Bildhauer hatte nicht das Bedürfnis, sich hervorzutun und wählte eine archaische Form, die mit der barocken Architektur ehemaliger Jesuitenkollegs korrespondierte und dafür sorgen, dass sich diese unauffällige Werk natürlich und unauffällig in die historische Umgebung eingliederte.
Das Werk sollte an der Fassade des ehemaligen Jesuitenkollegs angebracht werden, und zwar aus zwei Gründen: Erstens aufgrund der Tatsache, dass Balbín hier unterrichtete; zweitens weil das Kolleg auf dem Fundament abgerissener Bürgerhäuser errichtet wurde, und Balbín in einem davon zur Welt kam. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs vereitelte dieses Vorhaben und die Büste wurde im Museum deponiert. Erst 1969 wurde sie an dem dafür vorgesehenen Ort angebracht. Darüber schrieb das Medium Nové Hradecko: „An der Fassade des ehemaligen Jesuitenkollegs in Hradec Králove (…) wurde in den diesjährigen Ferien die Büste einer großen Persönlichkeit der tschechischen Kultur angebracht – Bohuslav Balbín.“
Das Denkmal befand sich also nach dreißig Jahren letztendlich doch an dem dafür vorgesehen Platz; und auch Tonners Idee, den bedeutenden Gelehrten zu ehren, wurde realisiert.
JFB
Denkmalschutz
Die Büste von Bohuslav Balbín befindet sich im denkmalgeschützten Teil der Stadt Hradec Králové.
Quellen
- Busta Bohuslava Balbína. Online. In: Sochy a města. Dostupné z: https://sochyamesta.cz/zaznam/21079. [vyhledáno 2024-08]
Literatur
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Ze dne. Venkov 33, 1938, č. 268, 4. 12., s. 8.
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Bez názvu. Nové Hradecko 11, 1969, č. 41, 8. 10., s. 5.
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Jedním z nejvýznamnějších rodáků Hradce Králové byl Bohuslav Balbín. Hradecké noviny 7, 1998, č. 246, 20. 10., s. 10.