Das Naturreservat Plachta ist ein Naturschutzgebiet mit einer lebendigen Geschichte, die eng mit der Entwicklung der Stadt verbunden ist. Auf dem Gebiet des heutigen Reservats befand sich im 18. und 19. Jahrhundert ein naturbelassenes Gelände, in dem sich Fauna und Flora frei ausbreiteten. Ab 1892 wurde es als Truppenübungsplatz von der Armee genutzt, die bis 1998 einen Teil des Gebiets besaß. Durch Tausch gegen Grundstücke unterhalb der Befestigungsmauern, die die Stadt abkaufte und im Zuge der Abtragung der Mauern und der Stadterweiterung teilweise veränderte, gelangte dieses Stück Land in Ärarbesitz. Es war wichtig für die Anfänge des Luftverkehrs in Hradec Králové – 1910 realisierte Jan Kašpar hier einen der ersten Demonstrationsflüge. In den 1930er Jahren wurde das Areal als Truppenübungsplatz für Kampfsituationen (z. B. Bombenentschärfung) und für den zivilen Luftschutz genutzt.
Bereits 1931 hatte Josef Gočár große Pläne mit der Lokalität. In seinen Entwürfen zu Groß-Hradec Králové sollte hinter dem Jáma-Teich ein weitläufiges Sportareal samt Allzweck-Stadion, Freibad und Tennisplätzen entstehen. Ausgehend vom zweiten, äußeren Ring sollte ein radial angelegter Boulevard durch Malšovice und Na Brně zu dem Sportareal führen.
1937-1938 wurde hier das Gebäude der Schule für Zivilschutz gebaut. Während des Zweiten Weltkrieges hat man Kriegsmanöver geübt; unter anderem wurden Gräben gebaut und Walle aufgeschüttet. Dank dieser künstlichen Eingriffe dürfte in den folgenden Jahrzehnten eine einzigartige Artenvielfalt entstanden sein.
In den 1980er Jahren, als die Wohnanlage Moravské Předměstí bereits gebaut wurde, entstand in der Architekturabteilung der Stadt ein Entwurf zur Errichtung einer weiteren Wohnanlage, die an die bereits bestehende Verkehrs- und Versorgungsinfrastruktur von Moravksé Předměstí anschließen und nördlich der Reiche Jáma und Plachta errichtet werden sollte. Außerdem waren Schulgebäude und Spielplätze geplant, sowie eine Hauptstraße mit kleineren, davon abzweigenden Sackgassen. Bei der Bebauung verzichtete man auf überdimensionale Plattenbauten und konzipierte eine kleinere, aus Häuserblocks bestehende Stadtstruktur. In den halboffenen Zwischenräumen sollten kleinere Nutzbauten wie Geschäfte, Wäschereien, Spielplätze und Spielflächen usw. entstehen.
Bereits 1988 gab es auf Initiative von Miroslav Mikát und Blanka Mikátová einen Vorschlag zur Errichtung des Naturschutzgebiets Plachta. In dem Entwurf wurden die vielseitige Vegetation und der steppenartige Charakter des Areals betont, das Lebenslauf für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten bietet. Auf dem Gebiet wurden 25 Arten von Libellen beobachtet, zwischen 1964 und 1970 außerdem 16 Arten von Hummeln und 5 Arten von Kuckuckshummeln sowie mehrere Amphibienarten, darunter der Teichmolch, Bergmolch und der Nördliche Kammmolch. Von den 16 Amphibienarten, die in der Region Ostböhmen zu finden waren, kamen 12 auf dem Gebiet des heutigen Reservats vor. Im Entwurf wurde das Reservat auch als wichtige ornithologische Lokalität hervorgehoben, darüber hinaus hat man eine seltenere Erdhörnchenart hier gefunden.
1998 wurde das Gebiet zum Naturschutzgebiet erklärt. 2018 hat man Wildpferde angesiedelt, die hier in freier Natur leben, 2022 kamen Wildbüffel hinzu. Obwohl die Lokalität zum Naturschutzgebiet erklärt wurde, ist sie aufgrund der Nähe von Industrie- und Wohngebieten durch Straßen- und weitere Bauprojekte bedroht.
LZL
Denkmalschutz
Die Gebiete „Na Plachtě“ und „Na Plachtě 3“ sind kleinflächige besonders geschützte Gebiete, Nr. 19754 und 19406.
Literatur
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DOUBEK, Zdeněk a REZKOVÁ, Helena. Pohled do historie Nového Hradce Králové. Hradec Králové: Agentura Regiona - Helena Rezková, 2012. s. 146‒149.