Die Firma Kávoprůmysl wurde 1918 in Prag gegründet, und zwar von der Vereinigung der Genossenschaften für Kaffeetrocknungsanlagen, die sich der Verarbeitung von Zichorie widmete und Kaffeeersatz produzierte, der unter Markennamen wie Kavona, Kavila oder Obillka auf den Markt kam und sich großer Beliebtheit erfreute. Die Ansiedelung der Fabrik in Hradec Králové bzw. in der damaligen Gemeinde Kukleny hat damit zu tun, dass die Region seit Beginn des 20. Jahrhunderts zum Zentrum für den Anbau und die Verarbeitung von Zichorie wurde. Es gab hier zahlreiche Trocknungsanlagen, Röstereien und Fabriken für Kaffeeersatz, denen sich die Firma Kávoprůmysl anschloss.
Das Projekt für das moderne Firmenareal entwarf der bedeutende Architekt Oldřich Liska aus Hradec Králové und es wurde vom dortigen Unternehmen Společnost stavitelů realisiert.
Das Haus mit der Konskriptionsnummer 361 war ursprünglich als Haus für den Pförtner konzipiert und zwischen August 1919 und 1921 gebaut. Es handelt sich um ein gemauertes, teilweise unterkellertes eingeschossiges Gebäude mit Satteldach und drei zweiteiligen Fenstern sowie sechs kleineren Fenstern. Die Fassade wurde schlicht gestaltet; ihre einzigen Verzierungen waren Fensterfaschen und Gesimse am Giebel und Sockel des Hauses. Ein markantes Element des Hauses ist die bis heute erhaltene Laube im Bereich der Pforte. Im Inneren des Hauses befanden sich Wohnräume für den Portier: Zimmer, Küche und einige kleinere Räume.
Das Objekt mit der Konskriptionsnummer 362 wurde zu Verwaltungs- und Repräsentationszwecken errichtet. Die Bauarbeiten begannen im Januar 1920 und wurden im März 1921 fertiggestellt. Es handelte sich um ein voll unterkellertes, gemauertes, dreigeschossiges Haus mit Walmdach und zahlreichen einteiligen, zweiteiligen und vierteiligen Fenstern. Die Fassade des Verwaltungs- und Wohngebäudes verzieren Gesimse, Fensterfaschen und Säulen, wodurch sie Elemente des Neoklassizismus erhielt. Diese verwendete der Architekt Liska auch für das zur gleichen Zeit errichtete Kino LIDO BIO in Hradec Králové, in dem sich heute das Kulturzentrum Střelnice befindet. Den länglichen Grundriss des Bauwerks ergänzen ein Risalit mit Treppenhaus, eine Terrasse mit vier Halbsäulen am Eingang und eine Apsis. Im Erdgeschoss gelangte man über die Terrasse in das Treppenhaus, das von den anderen Räumlichkeiten abgetrennt war, und in den Warteraum. Außerdem befanden sich im Erdgeschoss Toiletten, ein Bad, ein Sitzungssaal, die Direktion, zwei Büros und eine Kasse, die auch direkt von der Terrasse aus zugänglich war. Im ersten Obergeschoss des Gebäudes war eine große Wohnung untergebracht, mit Toilette, Bad, Schlafzimmer, zwei Zimmern, Küche, Vorratsraum und Kabinett. Im zweiten Obergeschoss gab es zwei Wohneinheiten, von denen Bad und Küche gemeinsam genutzt wurden. 1940 entwarf der Baumeister Jan Kříž einen Anbau an dieses Objekt, den er auch realisierte. Er wurde an der Nordseite des Objekts errichtet und umfasste ein eingeschossiges, unterkellertes Objekt mit Pultdach. Die Fassade des Anbaus folgte dem Stil des Hauptgebäudes, das so um drei Büroräume erweitert wurde.
Das Gebäude mit der Konskriptionsnummer 363 diente als Lager für getrocknete Zichorien und wurde zwischen Juli und November 1921 errichtet. Es handelt sich um eine einfache Halle mit Satteldach und gemauerten Wänden. Die Fassade besteht aus Kalksandstein-Ziegeln und ist mit Halbsäulen und Gesimsen dekoriert, die auch den Geibel des Gebäudes umsäumen. Die Fenster haben einen Metallrahmen und am Eingang des Objekts befindet sich ein massives Schiebetor.
Der Bau des Hauptgebäudes dauerte von Februar 1920 bis März 1921. Das mehrgeschossige Objekt ist teilweise unterkellert und wird von einem Satteldach mit Sprinklerturm abgeschlossen. Der Turm hat ein Tonnendach und beherbergte eine Treppe und ein Wasserreservoir. Das Gebäude hatte zahlreiche hohe Fabrikfenster mit Metallrahmen; die Fassade besteht aus Kalksandsteinziegeln und ist mit Halbsäulen und Gesimsen verziert. Im Erdgeschoss befanden sich die Rösterei, der Mühlenraum, ein Verpackungsraum und ein Etikettenraum sowie eine Garderobe und Toiletten für Männer. Im zweiten Stock befanden sich noch ein Mühlenraum, der durch einen Steg mit dem Gebäude des Zichorienlagers verbunden war, sowie die Druckerei, ein Lager, eine Garderobe und Damentoiletten. Die moderne Ausstattung des Fabrikgebäudes ermöglichte die vollautomatische Herstellung von Kaffeeersatz von der Trocknung der Rohstoffe über die Röstung bis zur Verpackung und zum Versand. Mitte der 1920er Jahre wurde an der Ostseite des Gebäudes mit der Konskriptionsnummer 389 ein Anbau errichtet, durch den die Fabrikkeller und die Räumlichkeiten im Erdgeschoss erweitert wurden.
Abgesehen von den großen Gebäuden wurden in den 1920er Jahren auch kleinere Objekte auf dem Firmengelände errichtet. Dazu gehörten ein Stallgebäude und ein Holzschuppen, eine Schlosserwerkstatt mit Garagen, ein hölzernes Lagerhaus und ein einfaches gemauertes Benzinlager mit der Konskriptionsnummer 388.
Den Zweiten Weltkrieg überstand die Firma gut, danach wurde sie verstaatlicht und Ende der 1950er Jahre in die ehemalige Fabrik von Jindřich Frank, das staatliche Unternehmen Kávoviny in Pardubice (Pardubitz) eingegliedert, deren Betrieb größer war. Das Firmengelände war später im Besitzt des Unternehmens Závody vítězného února (danach ZVU, a.s.). Derzeit wird das Gebäude von verschiedenen Firmen genutzt, z. B. von einer Agentur für Marketing und Druck, einem Autoreifenservice und einer Autowerkstatt. Das Verwaltungsgebäude wird heute als Pension genutzt, die in ihrem Namen an die Firma erinnert: Kavák.
Einige Gebäude sucht man heute vergeblich, denn sie wurden im Laufe der Jahre abgetragen: z. B. das Gebäude der Rösterei, ein nördlicher Anbau der Nr. 389, abgerissen in den 1990er Jahren. Ein ähnliches Schicksal erfuhren das Stallgebäude, der Holzschuppen und einige andere kleinere Objekte. Die Pforte wurde bis heute in ihrer ursprünglichen Beschaffenheit erhalten, lediglich die zweiteiligen Fenster wurden gegen einteilige ausgetauscht. Der Eingang zum Gelände ist in einem Zustand erhalten, der dem ursprünglichen sehr nahe kommt: ein bogenförmiges, überdachtes Eingangstor mit Halbsäulen und der Untermauerung aus Kalksandstein. Unsensible Veränderungen betrafen vor allem das Verwaltungs- und Wohngebäude, das einen gelben Anstrich erhielt und deren ursprünglich dekorative Fassade abgetragen wurde. Die einzigen erhaltenen dekorativen Elemente sind die Fensterfaschen im ersten Stock und einige Gesimse.
Die ursprünglichen mehrteiligen Holzfenster wurden gegen einteilige Plastikfenster ausgetauscht. Den Anbau aus den 1940er Jahren hat man um ein Geschoss aufgestockt und um einen Zubau erweitert. Das Hauptgebäude der Fabrik ist größtenteils erhalten, die meisten Metallfenster wurden jedoch durch Plastikfenster ausgetauscht, ohne die ursprüngliche Fenstergliederung zu berücksichtigen. Am authentischsten ist heute das Gebäude, in dem sich das Lager für getrocknete Zichorien befand. Seit 2020 ist es ein geschütztes Kulturdenkmal. Das tschechische Denkmalamt bezeichnet das Gebäude als „einzigartiges Beispiel für ein Fabrikgebäude des bedeutenden Architekten Oldřich Liska.“ Das Lager ist „ein Beispiel für eine bauliche Lösung, die zwar nicht einzigartig ist, doch sind ähnliche Gebäude meist in schlechtem technischen Zustand und haben keine Nutzungsperspektive.“ Die ehemalige Lagerhalle ist im Besitz des Oldtimer-Clubs Hradec Králové, der daran arbeitet, das Gebäude zu revitalisieren und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, um dort eine Ausstellung historischer Fahrzeuge unterzubringen.
KK