1919 gründeten die Ingenieure Bárta und Schier in Prag eine Chemie-Fabrik, in der unter der Marke IBIS fotografische Materialien hergestellt wurden. Evžen Schier beschloss dann, die Fabrik in die Gemeinde Plotiště nad Laben zu verlegen. Im diesem Zuge bekam sie den Namen Fotochema – Herstellung von Fotoplatten, Filmen und chemischen Produkten. Schier beabsichtigte, eine modere Fabrik für fotografisches Material aufzubauen, später wurde das Unternehmen zu einem bedeutenden Produzenten von Fotoplatten, Fotopapier und fotografischen Filmen. Noch während der ersten tschechoslowakischen Republik exportierte die Fotochema ihre Waren der Marke Foma nicht nur in zahlreiche europäische Länder, sondern auch nach Übersee. Zu ihren Abnehmern zählte neben professionellen und Amateurfotografen auch das tschechoslowakische Heer.
Die beiden Firmengebäude der Fotochema (Konskriptionsnummer 281 und 282, heute 1602 und 1603) wurden bereits 1920 und 1921 nach Plänen des Brünner Architekten und Baumeisters Bedřich Koráb errichtet.
Das erste Gebäude, ein Wohn- und Verwaltungsgebäude (Konskriptionsnummer 281), ist ein voll unterkellertes einstöckiges Objekt mit Ziegelmauern und Zeltdach. Des Gebäude hat einen rechteckigen Grundriss und an der hofseitig liegenden Süd- und Westseite ragen zwei Risalite hervor. An der Südseite wird der Risalit von einer Terrasse im ersten Stock abgeschlossen. Das Haus wurde mit zahlreichen vier- und zweiteiligen Fenstern versehen und die Fassade mit einigen Gesimsen und einem Kranzgesims und Halbsäulen dekoriert. An den straßenseitigen Fassaden befinden sich zwei weitere Risalite, die mit einer Terrasse im ersten Stock abschließen. Der Haupteingang befand sich im Risalit mit Treppenhaus an der Westseite. Für das Erdgeschoss waren zwei Wohneinheiten geplant. Jede Wohnung verfügte über Vorzimmer, Kabinett, Küche, Vorratsraum, Toilette, Bad und drei Zimmer. Im ersten Stock befand sich eine größere Wohnung, die über drei Zimmer, eine Veranda und zwei Terrassen verfügte. Im Dachboden gab es zwei weitere Zimmer.
Das Haus mit den Produktionsräumlichkeiten (Konskriptionsnummer 282) wurde als einstöckiges Gebäude mit Ziegelmauern und einem Wasserturm mit Treppenhaus konzipiert. Die Fassade wurde von Halbsäulen gegliedert und mit dunkel und hell verputzten Flächen versehen. Das Licht gelangte durch Fabrikfenster in die Hallen. Im Erdgeschoss befanden sich die Wohnung des Hausmeisters sowie die Produktionsräumlichkeiten mit Auslieferungshalle und Lager, Kesselraum, Filteranlage und Kühlraum. Im ersten Stock gab es Garderoben, ein Büro, einen Sortierraum, einen Verpackungsraum sowie Labors. In den 1930er Jahren wurde das Erdgeschoss des Gebäudes um einen länglichen Anbau erweitert.
1931 errichtete man an der Westseite des Areals ein neues Fabrikgebäudes nach Plänen des Architekten und Baumeisters Ing. Stanislav Novotný aus Hradec Králové. Dieses Objekt war eingeschossig; die Fassade wurde jener des bereits bestehenden Fabrikgebäudes (Nr. 282) angeglichen. Aus dem Mittelteil des Objekts ragte ein Risalit hervor, an den eine Veranda mit dem Haupteingang anschloss. In der Halle befanden sich die Beschichtungsanlagen für fotografische Filme. Im September 1937 bat die Fotochema um eine Genehmigung für den Anbau einer Fabrikhalle für Fotoplatten, Filme und Chemikalien, die an das bestehende Gebäude aus dem Jahr 1931 anschließen sollte. Auch dieses Gebäude wurde von Stanislav Novotný geplant und ausgeführt. Dadurch erweiterte man Produktionsstätte um ein Lager für Fotofilme, Schneideraum und Papiersortierung sowie um Räumlichkeiten für die Angestellten der Firma. Der Anbau beinhaltete eine Kantine, Garderoben und Büros. 1944-1946 wurden weitere Lagerhallen an der Westseite angebaut.
Während des Zweiten Weltkriegs unterwarf sich die Fotochema der deutschen zentralen Planung und wurde Teil des Verbands für chemische und Hüttenerzeugung. Nach Kriegsende wurde die Firma staatlich verwaltet, 1948 verstaatlicht und den Gründer Ing. Evžen Schier hat man entlassen. Die Firma trug den Namen Fotochema n. p., in die alle bis dato existierenden Unternehmen eingegliedert wurden, die sich der Produktion von fotochemischen Materialien widmeten. Nach der Verstaatlichung und insbesondere zwischen 1966 und 1972 wurden auf dem Firmengelände zahlreiche weitere Produktionsräumlichkeiten gebaut, z. B. ein neues Verwaltungsgebäude, das Hochhaus mit der Konskriptionsnummer 1737. Zu dieser Zeit kam es auch zu einer Reihe von Umbauten an den bestehenden Objekten der Fabrik und zu unsensiblen Renovierungen, um die Produktion zu modernisieren und zu erweitern.
Die Fassaden des Gebäudes mit der Konskriptionsnummer 282 und weiterer Gebäude wurden einheitlich verputzt und die Fenster ausgetauscht. Sehr unsensible Eingriffe gab es beim Haus mit der Konskriptionsnummer 281. Hier wurde die ursprüngliche Fassade durch eine neue ersetzt, wodurch alle dekorativen Elemente verschwanden. Man tauschte die ursprünglichen Sprossenfenster aus, und errichtete einen neuen Eingang an der Seite zur heutigen Ulice U Fotochemy. In den darauffolgenden Jahren wurden außerdem die meisten Fenster gegen Plastikfenster getauscht, die der ursprünglichen Fassadengliederung nicht entsprechen. 1995 wurde die Firma privatisiert und es entstand die Gesellschaft FOMA BOHEMIA spol. s.r.o., die bis heute den Großteil des ursprünglichen Firmengeländes verwaltet und Schwarzweißfilme sowie Fotopapier produziert.
KK
Denkmalschutz
Kein Denkmalschutz verzeichnet.
Quellen
- Státní okresní archiv Hradec Králové, fond Berní správa Hradec Králové – Plotiště n. L., č. p. 281
- Státní okresní archiv Hradec Králové, fond Berní správa Hradec Králové – Plotiště n. L., č. p. 282
- Státní okresní archiv Hradec Králové, fond Fotochema, inv. č. 242, kt. 13/1
- Státní okresní archiv Hradec Králové, fond Archiv obce Plotiště nad Labem, inv. č. 99, kt. 3
Literatur
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BERAN, Lukáš, VALCHÁŘOVÁ, Vladislava, ZIKMUND, Jan et al. Industriální topografie / Královéhradecký kraj. Praha: 2012, s. 38–39.
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BLÁHA, Radek, GRULICH, Petr, HORKÝ, Roman et al. Hradec Králové. Praha: 2017, s. 480.
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DIVIŠOVÁ, Jaroslava (red.). Encyklopedie města Hradce Králové A–M. Hradec Králové: 2011, s. 148–149.
- KREJČÍ, Vítězslav, MAREŠ, Miroslav, TVRDÍK Ivan et al. FOMA stoletá. Hradec Králové: 2018.
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NĚMEČEK, Jiří. Historie a současnost podnikání v Hradci Králové. Hradec Králové: 1998, s. 84.