Jaroslav Hakauf, Gründer der Fabrik für Gummiwaren in Věkoše bei Hradec Králové, war bis 1928 Gesellschafter der Firma Kudrnáč und Co., die sich der Verarbeitung von Gummi widmete. Hakauf verließ die Firma wegen Unstimmigkeiten mit Josef Kudrnáč und gründete anschließend gemeinsam mit seinen Söhnen unter dem Namen Gumovka J. Hakauf und Söhne eine Fabrik zur Verarbeitung von Gummi. Die Firma begann mit der Herstellung von Gummi und gepressten Schuhsohlen, später wurden dort auch Leinenschuhe, Gummiböden und Fahrradschläuche hergestellt.
Der Entwurf des modernen Fabrikkomplexes mit Verwaltungs- und Wohngebäuden stammt von Jaroslav Hakaufs Sohn, dem Architekten Vratislav Hakauf aus Náchod, Student des bekannten slowenischen Architekten Josip Plečnik und des nicht weniger bekannten tschechischen Architekten Pavel Janák. Die Bauarbeiten wurden vom Bruder des Architekten, dem Baumeister Jaroslav Hakauf Junior, ausgeführt. Das Projekt der neuen Fabrik umfasste vier Gebäude: eine Fabrikhalle mit Verwaltungseinrichtungen (Konskriptionsnr. 88), das Pförtnerhaus (Pförtnerloge) mit der Konskriptionsnr. 89 und die Wohngebäude mit den Konskriptionsnummern 90 und 91, die zur Unterbringung der Fabrikarbeiter dienten. Die Fabrik wurde auf den Feldern entlang der Straße nach Předměřice gebaut. Dass es sich um ein gelungenes Projekt handelte, bestätigt die Meinung des Kunsthistorikers und Kunstkritikers Karel Herain, der meinte, das Bauwerk sei einer der „ersten Fälle einer perfekten Gestaltung“ eines Fabrikgebäudes in Hradec Králové.
Die Produktionshalle mit Verwaltungsräumlichkeiten war als zweistöckiger Ziegelbau ohne Keller und mit flachem Stahlbetondach und Oberlichtern konzipiert. Die Fassade im Geist des Modernismus kombiniert Sichtmauerwerk und weiß verputzte Flächen. Auch in den puristischen Zügen zeigt sich der bedeutende Einfluss Pavel Janáks auf den Architekten. Ein markantes Element des Gebäudes war die Holzbogenkonstruktion oberhalb des „Schlauchsaals“ im Mittelteil der Fabrikhalle. Ein weiteres bedeutendes Element ist der Risalit mit sechsteiligen Fenstern, in dem sich ein Treppenhaus sowie Büros und Toiletten befanden. Im Erdgeschoss befanden sich außerdem noch Lagerräume, ein Mischraum, ein Walzwerk, eine Abschleifmaschine und eine Garage. Im südlichen Flügel des ersten Obergeschosses befanden sich genauso wie im Risalit Büros, außerdem noch Toiletten. Die räumliche Anordnung des ersten Obergeschosses dominierte der sogenannte Schlauchsaal. Im zweiten Obergeschoss befanden neben dem Treppenhaus die Räume des Betriebsarchivs und des Reservoirs. Die Hallenräume wurden durch eine Reihe von großen Fabrikfenstern mit Glasziegeln beleuchtet. Zwischen 1940 und 1941 wurden das Kesselhaus, das Lager, die Waschräume und die Abfallverwertungsanlagen gebaut. Die Bauarbeiten wurden Baumeister František Jaroslav Černý aus Hradec Králové geplant und durchgeführt.
Die Pförtnerloge wurde im gleichen Geist wie das Fabrik- und Verwaltungsgebäude des Unternehmens konzipiert. Es handelt sich um einen einstöckigen Bau mit Ziegelmauern und einem Flachdach. Die Fassade dominiert ein breites, zentrales Band aus Sichtmauerwerk, umgeben von zwei weiß verputzten Flächen. Das Pförtnerhaus wurde von vier sechsteiligen Fenstern erhellt, die nach Osten zur Hauptzufahrtsstraße und zum Fabrikgelände gerichtet waren, sowie von mehreren kleineren Fenstern. Für den Pförtner gab es dort ein Zimmer, eine Küche, einen Vorratsraum, eine Toilette und ein Vorzimmer. Der größte Raum dieses Gebäudes war jedoch der Warteraum für die Besucher der Fabrik. 1929 wurde es durch einen Anbau um eine Garage, eine Tischlerei und einen Schuppen erweitert. Im Jahr 1932 folgte ein Anbau mit einer Garage für einen Lastwagen, der vom Architekten Vratislav Hakauf entworfen und von František Jaroslav Černý gebaut wurde.
Die Wohnhäuser mit den Konskriptionsnummern 90 und 91 waren genauso wie die übrigen Gebäude aus Ziegeln gebaut. Die Fassade kombiniert Sichtmauerwerk und weiß verputzte Mauern. Die zweigeschossigen Gebäude mit Flachdach waren teilweise unterkellert. Eine Dominante der Bauten war der Risalit mit dem Treppenhaus an der Ostseite mit zahlreichen sechsteiligen Fenstern. Im Erdgeschoss befanden sich zwei Wohneinheiten mit Vorzimmer, zwei Zimmern, Küche, Abstellkammer und einer gemeinsam genutzten Toilette. Im ersten Stock befanden sich ebenfalls zwei Wohneinheiten mit derselben Anordnung. Im zweiten Stock befand sich eine Wohnung. Im August 1941 wurden Renovierungen in den Räumen des Gebäudes mit der Nr. 90 durchgeführt, 1947 erstellte das technische Büro der Firma Chudomel und Stejskal aus Hradec Králvoé ein Projekt zur Errichtung sogenannter „Junggesellenzimmer“ im zweiten Stock des Hauses. Das Projekt sah eine Angleichung des Daches mit dem Risalit vor.
Während der deutschen Besatzung kooperierte die Firma Hakauf mit der deutschen Verwaltung und produzierte Gummiwaren für die deutsche Armee. Damals trug die Firma den Namen Pendelastic. 1948 wurde das Unternehmen verstaatlicht und erhielt den Namen Gumokov. Die Produktion konzentrierte sich auf Gummiwalzen und Förderbänder. In der Nachkriegszeit wurden einige Gebäude abgerissen und es kam zu Anbauten und Umbauten der ursprünglichen Anlage. Unter anderem wurden die Wohnhäuser (Nr. 90 und 91) abgerissen. Später wurde die Gummifabrik in die Firma Rubena Náchod eingegliedert. Heute haben zahlreiche Firmen ihren Sitz in dem Areal, darunter die bekannte ONIVON für Pressen und Werkzeugbau. Der ursprüngliche Charakter der Fabrik ist teilweise erhalten geblieben, allerdings kam es im Laufe der Jahre auch zu einigen unsensiblen Eingriffen in das Baumaterial und die Fassadengestaltung: die ursprünglichen Holzfenster und Glasbetonflächen hat man ausgetauscht und durch Plastikfenster ersetzt, welche den ursprünglichen Charakter der Fenster nicht respektieren. Die Flächen aus Sichtmauerwerk ersetzte man durch Terrakottaplatten und Teile der verputzten Fassade wurden verkleidet, wodurch die ursprüngliche Fassadengliederung gestört wurde.
KK
Denkmalschutz
Kein Denkmalschutz verzeichnet.
Quellen
- Státní okresní archiv Hradec Králové, fond Berní správa Hradec Králové - Věkoše, čp. 88
- Státní okresní archiv Hradec Králové, fond Berní správa Hradec Králové - Věkoše, čp. 89
- Státní okresní archiv Hradec Králové, fond Berní správa Hradec Králové - Věkoše, čp. 90
- Státní okresní archiv Hradec Králové, fond Hakauf a synové, inv. č. 81, fascikl 1
- Státní okresní archiv Hradec Králové, fond Hakauf a synové, inv. č. 78, kt. 27
Literatur
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BLÁHA, Radek, GRULICH, Petr, HORKÝ, Roman et al. Hradec Králové: Historie/Kultura/Lidé. Praha: 2017, s. 480.
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BERAN, Lukáš, VALCHÁŘOVÁ, Vladislava, ZIKMUND, Jan et al. Industriální topografie / Královéhradecký kraj. Praha: 2012, s. 43‒44.
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DIVIŠOVÁ, Jaroslava (red.). Encyklopedie města Hradce Králové N–Ž. Hradec Králové: 2011, s. 573.
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NĚMEČEK, Jiří. Historie a současnost podnikání v Hradci Králové. Hradec Králové: 1998, s. 80.
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POTŮČEK, Jakub. Hradec Králové: Architektura a urbanismus 1895‒2009. Hradec Králové: 2009, s. 92