Die Kapelle im Stadtviertel Slezské Předměstí ist ein seltenes Beispiel neoromanischer Architektur. Der Sakralbau steht auf dem ehemaligen Hügel Rožberk, der im 18. Jahrhundert im Zuge der Festungserrichtung abgetragen wurde. Auf Initiative der Marianischen Kongregation für Hradec Králové und Umgebung legte man hier den Grundstein der Kapelle. Bei der Kongregation handelte es sich um eine Laienbewegung, die zur Gesellschaft Jesu gehörte, und deren Ziel es war, „der Jungfrau Maria Ehre zu erweisen“. Die Marienverehrung umfasste auch die Errichtung weiterer Statuen und Kapellen, und die Idee für eine neue Kapelle in Hradec Králové hatte man anlässlich der Feierlichkeiten des 50. Jahrestags des 1854 verkündeten Dogmas der unbefleckten Empfängnis Mariens, der auf das Jahr 1904 fiel. Im April des darauffolgenden Jahres genehmigte Bischof Josef Doubrav das Vorhaben. Für das Bauwerk wählte man einen Ort, der mit dieser Tradition verbunden war: an einer nahe gelegenen Quelle stand bereits die keine Barockkapelle Maria Hilf, die Ziel eines Pilgerwegs war.
Der Architekt Rudolf Němec, Student des berühmten österreichischen Architekten Friedrich Ohmann und einer der letzten Vertreter des neobarocken Stils, wurde mit den Entwürfen beauftragt. Němec war ab 1903 in Hradec Králové tätig und projektierte hier das ursprüngliche Gebäude der Reservekreditanstalt in der Tomkova ulice. Zugleich war er als Lehrer und später auch in der Funktion des Direktors der Fachschule für Kunstschlosserei tätig. Bereits zuvor entwarf er ein vierstöckiges Haus für die Jesuiten: U Beránka auf dem Velké náměstí (1906-1908), das reich mit neobarocken Elementen verziert wurde und in seinem Umfang etwas überdimensioniert ausfiel. Auch die Marienkapelle entwarf Němec zunächst großzügig: sie sollte eigentlich 36 m hoch werden und Platz für 300 Personen bieten. Insgesamt waren die von Baumeister Robert Schmidt berechneten Baukosten jedoch so hoch, dass die Jesuiten von dem Projekt zurücktraten. 1909 übernahm die Marianische Kongregation das Bauvorhaben und sammelte Geld durch Spendenaufrufe, Jahrmärkte und Theatervorstellungen. Einige Menschen spendeten auch Baumaterial. 1910 arbeitete Rudolf Němec neue Pläne aus, die den tatsächlichen finanziellen Möglichkeiten der Kongregation entsprachen. Für die bescheidenere Kapelle wählte er den neoromanischen Stil. Dank seiner Gelehrsamkeit und seiner Erfahrung mit historisierenden Stilen zeigte Němec erneu seine Fähigkeit, immer die richtige Form für verschiedene Auftragstypen zu finden.
Bei der Kapelle handelt es sich um ein einschiffigens, in der Mitte erhöhtes Bauwerk auf rechteckigem Grundriss, der seitlich von Risaliten und einer dreiteiligen, runden Apsis abgeschlossen wird. Die Hauptfassade dominiert ein vorgesetzter Eingangsbereich mit einem verzierten Halbrundbogen am Portal, sowie einer Terrasse, einem Dreiecksgiebel und einem runden Turm an der linken Ecke, der etwas höher als der Dachfirst ausfällt. Durch Rundbogenfenster im romanischen Stil und Rundfenster in den Giebeln gelangte Licht ins Innere. Zu den äußerlichen dekorativen Elementen zählen vor allem die Pilaster im vorderen Trakt, ein reichhaltig profiliertes Kranzgesims und ein Bogenfries, welches über das gesamte Bauwerk reicht. An der Südseite steht eine Statue des heiligen Markus aus dem Jahr 1860, die sich zuvor am Weg in die Stadt befand. Das ansonsten schlichte Innere besticht durch die Kassettendecke aus Betonstürzen und die majestätische Musikempore auf klassischen Säulen.
Die Bauarbeiten übernahm František Plesnivý und es gelang ihm, sie noch im Jahr 1910 fertigzustellen. Eine Reihe von Arbeiten wurden hier in Eigenregie durchgeführt, die Arbeiten wurden auch an lokale Künstler vergeben. So war der Bildhauer Václav Škoda für die Jugendstildekoration am unteren Teil des von Josef Fanta entworfenen Altars verantwortlich, die hölzernen Elemente sind das Werk des Holzschnitzers Václav Hofman, der Opfertisch und das Kreuz mit der Christusfigur wurden von dem Bildhauer František Bartoš geschaffen, und die Schlosserarbeiten wurden von der Schlosserschule zu den Kosten für Material und Gemeinkosten geliefert. Erst mehr als zehn Jahre nach Fertigstellung waren die Baukosten vollständig bezahlt und es wurde noch verschiedene Fertigstellungsarbeiten durchgeführt, zuletzt die Bronze-Statuetten von Čeněk Vosmík am oberen Teil des Altars, die Anfang der 1920er Jahre angebracht wurden. Erst am 26. August 1923 konnte Bischof Karel Kašpar die Kapelle einweihen.
MP
Denkmalschutz
Kein Denkmalschutz verzeichnet.
Literatur
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BÁRTA, Luděk. Kaple Neposkvrněného Početí Panny Marie na Rožberku. Hradec Králové: 2013.
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DIVIŠOVÁ, Jaroslava (ed.). Encyklopedie města Hradce Králové, A–M. Hradec Králové: 2011, s. 228.