Die Regotisierung der Heilig-Geist-Kathedrale war eine der wenigen bedeutenderen Bauunternehmungen, die um 1900 in der Altstadt von Hradec Králové durchgeführt bzw. fertiggestellt wurden. Neben diesen Bauarbeiten entstanden 1898 an der Nordseite des Velké náměstí und an der Ecke mit der Špitalská ulice zwei Häuser im Stil der Neorenaissance, und im selben Jahr wurde die Mälzerei der Brauerei fertiggestellt. Die neuen Turmhelme für die Kathedrale waren also bei weitem die markanteste Veränderung im Stadtpanorama, während sich die Stadt nach Abtragung der Festungsanlage auf die architektonische Moderne und eine stürmische Ära der Weiterentwicklung gefasst machte. Die mittelalterliche Kathedrale hatte ab dem ausgehenden 18. Jahrhundert eine schwere Zeit durchgemacht und „es fehlte immer mehr. Das Äußere und das Innere ergriff einen mit Traurigkeit und drängte auf angemessene Erneuerungen.“ [1]
Bischof Karel Boromejský Hanl startete deshalb 1863 eine Sammlung, in der binnen 13 Monaten genug Mittel gesammelt wurden, um Restaurierungsarbeiten an der Kathedrale vorzunehmen und sie im gotischen Stil zu vereinheitlichen. Die Pläne für Abtragungen, insbesondere für die Beseitigung klassizistischer Elemente, wurden von František Schmoranz entworfen, der die Restaurierungsarbeiten auch leitete. Die erste Etappe, unterbrochen durch den Preußisch-Österreichischen Krieg, dauerte bis 1870. Neben Korrekturen im Inneren wurden die gotischen Fenster wieder durchbrochen sowie ein bischöfliches Oratorium und ein Presbyterium errichtet, unter anderem durch die Erneuerung des Südportals und das Anbringen von Mosaikpflastersteinen. Es kam außerdem zur Erneuerung der Kirchenschiffe und der Anbau der Chorempore wurde entfernt, die wiederum von außen mit einer neuen Treppe versehen wurde.
In der zweiten Phase (ab 1874) wurde die Westfassade renoviert und ein spitzer Ziergiebel aus Ziegelstein angebracht, der von einem steinernen Kreuz abgeschlossen und mit zwei Stützpfeilern – gotischen Fialen – versehen wurde. 1876 wurde der umliegende Friedhof aufgelassen und abgetragen und die Kathedrale brillierte in ihrer „ursprünglichen Form, verjüngt im Geist unserer Kunstliebhaber-Zeit. Innen und außen zur Gänze im gotischen Stil, exakt und schön restauriert – bis auf die zwei Türme, die verfallen und unzureichend abgedeckt sind und dringende Renovierung erfordern.“ [2] Schmoranz hatte bereits verschiedene Varianten zur Turmrestaurierung ausgearbeitet, allerdings wurden diese wohl aufgrund fehlender Finanzen nicht realisiert. 1898 machte sich Ludvík Lábler an diese Aufgabe. Lábler war damals in Kutná Hora (Kuttenberg) tätig und als Vertreter traditioneller, konservierender Zugänge beteiligte er sich an puristischen Rekonstruktionen zahlreicher mittelalterlicher Objekte, darunter auch die Rekonstruktion des Doms der heiligen Barbara, bei der er mit Josef Mocker kooperierte. An der Kathedrale in Hradec Králové ließ er die alten Klosterziegel gegen Kupferblech austauschen. Der Abschluss der beiden Türme fiel höher aus und bekam die Form eines Meißeldachs mit abgeschrägten Ecken und einer Galerie mit rundem Geländer und Ecktürmchen. Details der gebauchten Kuppeln und der Spitzen sind vergoldet. Die neugotische Form der Türme wurde 1900 genehmigt und ein Jahr später war die lange puristische Restaurierung der Kirche abgeschlossen.
MP
Anmerkungen:
[1] KALAŠ, Václav. Kathedrální kostel svatého Ducha v Hradci Králové. Hradec Králové: 1896, S. 49.
[2] Ibid., S. 50.
Denkmalschutz
Die Heilig-Geist-Kathedrale ist unter der Nummer ÚSKP 20570/6-424 als denkmalgeschützte Immobilie eingetragen und befindet sich im denkmalgeschützten Teil der Stadt Hradec Králové.
Literatur
-
HRUBÝ, Vladimír, NĚMEČEK, Jiří a kol. Chrám Svatého Ducha v životě města a v proměnách času: Katedrála a její sousedé. Hradec Králové: 2008.
-
KALAŠ, Václav. Kathedrální kostel svatého Ducha v Hradci Králové. Hradec Králové: 1896, s. 49.
-
Obnova kathedrálního chrámu sv. Ducha v Hradci Králové r. 1898. Method, 1899, roč. 25, č. 1–2, 3–4, s. 11–16, 28–32.
-
POCHE, Emanuel (ed.). Umělecké památky Čech 1, A–J. Praha: 1977, s. 451–454.