Eine Bleistift-Zeichnung von Jan Kotěra aus dem Jahr 1906, die im Hintergrund mit Weiß und Pastellfarben (für Bäume und Dächer) koloriert ist, ist einer der ersten Entwürfe für das Museumsgebäude. In der Skizze ist auch ein Brunnen zu erkennen. Das Brunnenbecken hat hier nur eine Stufe und die Form eines Kegels oder Paraboloids. Auf einem farbigen Aquarell aus dem Jahr 1907 hat der Brunnen ebenfalls eine Stufe und ein großes Becken in Form eines Kegels, und wird von vier scheinbar steinernen Prismen getragen. Auch im beinahe finalen Entwurf der Frontseite des Museumsgebäudes aus dem Jahr 1908, signiert mit der Anmerkung „Für Prof. Kotěra, Jos. Gočár“ entspricht die Form des Brunnens nicht vollkommen der finalen Gestalt. Gočár konzipierte ihn – ähnlich wie die beiden Kandelaber neben der Fassade – deutlich geometrischer und konstruktivistischer. Die Wasserbecken waren nicht kugelförmige ausgeführt, sondern als viel flachere, abgestufte Bänder auf einem scheinbar runden Grundriss. Außerdem war Gočárs Version des Brunnens wahrscheinlich dreistufig.
Für einige Zeit galt ein späterer Entwurf des Brunnes von Kotěra (Ende 1908) als final. 1912 kam Kotěra auf den Entwurf des Brunnes im Zuge von Änderungen der Umgebung des Museumsgebäudes erneut zurück. Eine beachtenswerte Innovation im detaillierten Entwurf des Brunnens aus dem Jahr 1912 sind vier vergoldete Kugeln, die weder auf den Entwürfen aus den Jahren 1908 noch auf der Skizze aus dem Jahr 1910 zu finden sind. Der Entwurf des Brunnens entstand im Zuge der Diskussion über die Gestaltung der Umgebung als Park Ende März und Anfang April 1912. In einem nicht datierten Erlass des Museumskuratoriums, der wohl weiteren Arbeiten an einem detaillierten Entwurf des Brunnens voranging, wurden die Bedingungen und Materialien für das Werk exakt definiert. Aus einem Brief von Jan Kotěra vom 19. März 1912 geht hervor, dass der Architekt die Zeichnungen und ein Angebot für die Ausfertigung von der Prager Firma Josef Víšek eingereicht hatte. Später reichte noch ein weiterer Lieferant ein Angebot ein: der Bildhauer Václav Škoda aus Hradec Králové. Das erste Angebot schickte Škoda am 15. April 1912. Auf der Rückseite befindet sich eine spätere Anmerkung, wonach Škoda mit der Anfertigung des Brunnens samt Becken beauftragt wurde und zu welchen Konditionen. Definitiv erhielt Škoda den Auftrag erst bei der Sitzung der Bauabteilung am 23. Juli 1912. Ende Juni, als bereits klar war, dass Škoda den Brunnen ausfertigen würde, urgierte Kotěra bei einer Sitzung der Bauabteilung des Kuratoriums, bei der er ausnahmsweise persönlich anwesend war, den Beginn der Bauarbeiten am Brunnen. Im Oktober legte Škoda ein weiteres, endgültiges Angebot vor. Aus der Fertigstellung der Innenausstattung und der Möblierung in den Jahren 1913–1914 sowie aus den Protokollen der Bauabteilung des Museumskuratoriums lässt sich schließen, dass die Herstellung und Ausstattung des Brunnens aufgrund der schwindenden Mittel für die folgenden Jahre verschoben wurde, und der Beginn des Ersten Weltkriegs verlängerte den Aufschub. Was dennoch 1912 realisiert wurde, waren das Fundament und die Steineinfassungen des Beckens. Nach dem Ersten Weltkrieg blieb nur noch die Installation des Brunnens selbst. Obwohl Jan Kotěra 1919 mit einem Plan für einen Erweiterungsbau kurzzeitig auf die Gestaltung des Museums zurückkam, ist keine Erwähnung der Fertigstellung des Brunnens bei dieser Gelegenheit erhalten geblieben. Die Fertigstellung des Springbrunnens wurde 1925 von Václav Škoda initiiert. Wahrscheinlich aus finanziellen Gründen wurde er auch 1925 nicht realisiert. 1933 wurden die ersten Metallteile des Brunnens hergestellt, aber die Schule in Supikovice beteiligte sich nicht an der Fertigstellung. Am 11. März 1933 wurde ein städtischer Lastwagen an die Firma L. Červinka in die mittelböhmische Stadt Kralupy nad Vltavou geschickt, um die schmiedeeisernen Teile des Brunnens abzuholen. Die gusseisernen Teile des Springbrunnens wurden in der zweiten Hälfte des Jahres 1933 von den Škoda-Werken in Hradec Králové hergestellt. Das technische Büro der Stadt regte eine Aktualisierung des Entwurfs von Kotěra mit Beleuchtungselementen an, aber die Auftragnehmer der Staatlichen Industrieschule, insbesondere Kotěras Schüler František Losos, wussten nichts davon. Am 23. Juli 1934 schrieb der Autor des aktualisierten Entwurfs des Brunnenkörpers, František Losos, ein Lehrer an der Industrieschule, einen empörten Brief an den Stadtrat: „Als ich beauftragt wurde, detaillierte Zeichnungen des äußeren architektonischen Teils des Brunnens vor dem Kotěra-Museum anzufertigen, wurde mir angeordnet, mich treu an den ursprünglichen Entwurf im Maßstab 1:25 zu halten. Ich halte es daher für meine Pflicht, den Stadtrat darauf hinzuweisen, dass die Installation der elektrischen Beleuchtung, die ohne mein Wissen vorgenommen wurde, die anmutigen Linien von Kotěras Werk stört und nichts zum Gesamteindruck beiträgt.“ Die bereits installierte Beleuchtungsanlage wurde daraufhin entfernt. Inzwischen wurden die Bau- und Installationsarbeiten im Mai und Juni abgeschlossen. Das 1912 von Václav Škoda errichtete Becken hatte keinen Abfluss und der Boden war nur betoniert, ohne Isolierschichten, so dass das Becken neu gebaut werden musste. Der Brunnen funktionierte jedoch nicht sehr lange. Im Jahr 1939 wurde der Pumpenmotor verlegt, um „die Leistung des Brunnens beim Museum zu erhöhen“, doch musste der Brunnen 1946 repariert werden, da „der Brunnen vor dem Museum bereits seit mehreren Jahren nicht mehr in Betrieb genommen werden kann.“ Bei der Renovierung der Außenfassade des Gebäudes in den 1980er Jahren wurden im Brunnen Reflektoren in Kupfergehäusen installiert, die bei der Renovierung des Brunnens in den Jahren 2018–2019 wiederhergestellt wurden.
LZL
Denkmalschutz
Der Brunnen ist Teil des Museumsareals, das unter der Nummer ÚSKP 15682/6-559 als denkmalgeschützte Immobilie und unter der Nummer SNKP 208 als nationales Kulturdenkmal eingetragen ist. Er befindet sich im denkmalgeschützten Teil der Stadt Hradec Králové.
Quellen
- Státní okresní archiv, fond Archiv města, karton č. 574, inv. č. 2414, položka 664 "Fontána u muzea"
- Archiv MVČ, fond Stavba muzea, Dopis Jan Kotěra – Miloš Oehm, Fontána před muzeem, 19. 3. 1912
- Archiv MVČ, fond Stavba muzea, Korespondenční lístek Otakar Pokorný – Josef Melcr, Obruba bazénu, 18. 4. 1912
Literatur
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Ladislav Zikmund-Lender; Jiří Zikmund (eds.), Budova muzea v Hradci Králové: 1909–1913: Jan Kotěra, Hradec Králové 2013
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Ladislav Zikmund-Lender, Jan Kotěra v Hradci, Hradec Králové, 2016
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Ladislav Zikmund-Lender, Struktura města v zeleni: Moderní architektura v Hradci Králové, Hradec Králové 2017
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Ladislav Zikmund-Lender, Proč neměl Hradec Králové světelnou fontánu?, Královéhradecko, 2020, s. 133‒146