Im Jahr 1925 planten die Baumeister Jaroslav Marvan und Karel Macháček, auf der vorliegenden Parzelle ein funktionalistisches Haus zu administrativen und Wohnzwecken zu errichten, und ihren Sitz aus dem Haus mit der Konskriptionsnummer 279 in der Mostecká ulice hierher zu verlegen. Das Projekt entwarf ihr Kollege, der Architekt Otakar Novotný, im Stil des frühen Funktionalismus. Für das gesamte Erdgeschoss waren verglaste Auslagen vorgesehen, und das Treppenhaus sollte Bandfenster bekommen. Allerdings wurde dieses Projekt nie realisiert.
Am 14 Juni 1932 erhielt Miroslav Hajniš, Großhändler für Wohntextilien, Linoleum und Teppiche, die Baubewilligung für ein Wohn- und Geschäftshaus. Der Bau wurde am 30. Dezember fertiggestellt und die Benützungsbewilligung wurde noch im selben Jahr, am 31. Dezember, ausgestellt.
Im Souterrain befanden sich straßenseitig im Trakt zur Máchova ulice großzügige Lagerräume der Firma Hajniš, hofseitig ein Lager für Linoleum und eins für Teppiche. In dem zur Klumparova ulice ausgerichteten Trakt befanden sich 13 Kellerabteile, eine Waschküche und der Heizraum mit einem Kokskessel und einem Lager. Das Geschäft von Miroslav Hajniš umfasste beinahe das gesamte Erdgeschoss: es befand sich an der Seite zur Máchova ulice und an der abgerundeten Ecke. Hofseitig gab es noch einen separaten Trakt, der in den Plänen als „Ausstellungsraum“ bezeichnet wird und in dem vermutlich Muster der Textilien, Teppiche und des Linoleum gezeigt wurden. An der Klumparova ulice lag der Haupteingang in das Haus, ein weiteres Geschäftslokal mit Lager und die Einfahrt in den Hof mit drei überdachten Parkplätzen. Im ersten Stock war hofseitig eine großzügig angelegte Wohnung, in der vermutlich die Familie Hajniš wohnte, mit drei großen Zimmern straßenseitig und einem kleineren Zimmer und eine Küche mit abgetrenntem Bereich für das Dienstpersonal hofseitig. Aus dem geräumigen, vier Meter breiten Vorzimmer erreichte man das Badezimmer mit Badewanne, den Vorratsraum und die Toilette. An der Ecke und straßenseitig zur Klumparova ulice befanden sich zwei kleinere Wohnungen: eine Zweizimmerwohnung mit Küche, Bad, Vorratskammer und Toilette, und eine Einzimmerwohnung mit Toilette und Vorratskammer. Alle Räume waren kleiner als in der Wohnung der Familie Hajniš. Der zweite Stock hatte einen ähnlichen Grundriss, bis auf einen Unterschied: die Vierzimmerwohnung oberhalb der Wohnung der Familie Hajniš hatte viel kleinere Räume. Deshalb gab es eine benachbarte Dreizimmerwohnung, sowie eine Zweizimmer- und eine Einzimmerwohnung. Im dritten Stock war die Anordnung der Wohnungen wieder etwas anders: straßenseitig zur Máchova ulice gab es zwei kleine Zweizimmerwohnungen, an der Ecke und zur Klumparova ulice zwei Zweizimmerwohnungen und hofseitig noch eine Einzimmerwohnung. Im Dachgeschoss gab es zwei Dachbodenräume unter dem Pultdach noch drei kleine Wohnungen: zwei hofseitig ausgerichtete Einzimmerwohnungen (beide hatten im Unterschied zu den Einzimmerwohnungen in den unteren Stockwerken ein Badezimmer) und eine Zweizimmerwohnung an der Ecke, die etwas höher war und mit einem flachen Dach und dem Neonschriftzug „Hajniš“ versehen wurde.
Während die Wohnungen in den Mietshäusern, die in den 1920er Jahren gebaut wurden, eigentlich fast immer denselben Standard hatten – es handelte sich um Wohnung mit zwei bis drei Zimmern, Bad und WC – waren die Wohnungen in den Mietshäusern aus den 1930ern meist für unterschiedliche soziale Klassen entworfen und dementsprechend unterschiedlich war ihre Größe und Ausstattung. Das Haus von Miroslav Hajniš und Božena Hajnišová ist ein typisches Beispiel dafür: es hat eine einfache Form und eine Fassade ohne Dekor oder Gliederung. Im Erdgeschoss befinden sich große Auslagen der Geschäftslokale und in den Obergeschossen große dreiteilige Fenster ohne Laibung und aufgrund der stadtplanerischen Richtlinien von Josef Gočár hat das Haus nur ein großes Kranzgesims. Dies deutet darauf hin, dass der Funktionalismus in das in ländlichen Gegenden realisierte Werk durchgedrungen ist.
LZL
Denkmalschutz
Das Mietshaus befindet sich im denkmalgeschützten Teil der Stadt Hradec Králové.
Quellen
- Státní okresní archiv v Hradci Králové, fond Berní správa, dokumentace k objektu čp. 833