Dieses Haus gab Stanislav Červený in Auftrag, Sohn von Václav František Červený, der sich im Unternehmen der Familie um die öffentlichen Angelegenheiten kümmerte, während sein Bruder Jaroslav die Firma leitete, sein Bruder Bohumil sich um die geschäftlichen Angelegenheiten kümmerte und Otakar die Filiale in Kyjiv leitete. Stanislav Červený trug den Titel k. und k. Hoffabrikant, tätig in Königgrätz.
Die Baugenehmigung wurde am 29. August 1899 ausgestellt, mit den Bauarbeiten begann man im September desselben Jahres und am 23. Juni 1900 wurden sie beendet. Die Benützungsbewilligung ist auf 1. Juli 1900 datiert. Beachtenswert ist, dass Stanislav Červenýs Bruder Jaroslav als Vertreter des Bürgermeisters František Ulrich die Baubewilligung unterzeichnete. Der Architekt und Baumeister Viktor Weinhengst hatte zu der Zeit auch eine Funktion im Stadtrat, daher ist seine Unterschrift nicht nur auf den Plänen des Projekts, sondern auch auf der Benützungsbewilligung zu finden.
Das Gebäude war unterkellert, im Souterrain befanden sich Kellerabteile, eine Waschküche, ein Bügelraum und die Wohnung des Hausmeisters. Im Erdgeschoss befanden sich zwei Zweizimmerwohnungen mit Küche, Toilette und Vorratsraum und eine Dreizimmerwohnung. Die Wohnungen im Erdgeschoss hatten kein eigenes Badezimmer, die Wohnungen in den Obergeschossen allerdings schon. Im ersten Stock gab es zwei Vierzimmerwohnungen mit Küche, Bad, Toilette und Vorratsraum, im zweiten Stock eine Vierzimmerwohnung mit Küche, Vorratsraum, Toilette und Bad, eine Einzimmerwohnung sowie eine Dreizimmerwohnung nur mit Küche und Toilette.
Das Außengestaltung zeugt von bedeutenden Veränderungen im damaligen Stilregister der Architekten. Die Fassade ist viel eklektischer, als es fünf Jahre zuvor noch üblich war. Der zum Kai ausgerichtete Erker mit Doppelfenster an der Ecke ist mit reichhaltigen Stuckverzierungen versehen: Blumenmotive und Putti-Köpfe. Die großen, dreiflügeligen Fenster mit Segmentbogen und Stuckverzierung im Erdgeschoss und auch die großen rechteckigen dreiflügeligen Fenster im ersten Stock zeugen davon, dass Wert auf eine ausreichende Belichtung der Innenräume gelegt wurde. Die Fenster im zweiten Stock sind kleiner und verziert mit einer Stuckarkade mit Säulen in toskanischer Ordnung. Die Hinwendung zu neobarocken Formen zeigt sich in den zwei Giebeltypen: die Ecke des Hauses hat auf beiden Seiten je einen Volutengiebel mit einem runden Fenster, die Risalite an der rechten (Rokycanova ulice) bzw. linken Seite der Fassade (Eliščino nábřeží) werden von Staffelgiebeln abgeschlossen. Die Arkaden und der Portikus mit zwei Säulen toskanischer Ordnung, die einen Balkon mit Balustrade tragen sowie der bereits erwähnte Erker verweisen hingegen eher auf den Formenstil der norditalienischen Renaissance.
LZL
Denkmalschutz
Das Mietshaus von Stanislav Červený befindet sich im denkmalgeschützten Teil der Stadt Hradec Králové.
Quellen
- Státní okresní archiv v Hradci Králové, fond Berní správa, dokumentace k objektu čp. 322