Das Gebiet, das den Block der Dukelská třída mit Innenhof und der Turnhalle des Sokol-Vereins sowie das Ende der Hořická umschließt, hat man nach erfolglosen Versuchen, das Stadtviertel Pražské Předměstí zu sanieren, schließlich zum Entwicklungsgebiet für neue städtische Einrichtungen erklärt. Hradec Králové hatte seit längerem mit unzureichendem Platz für Märkte zu kämpfen, und die Außenkapazitäten auf Plätzen und Freiflächen waren unzureichend und boten Verkäufern und Käufern nicht den nötigen Komfort.
Den Auftrag für die Markthalle erhielt der Architekt Karel Schmied von der staatlichen Organisation Stavoprojekt in Hradec Králové. Er entschied sich, das Gebäude im technizistischen Stil zu konzipieren, wobei weitgehend vorgefertigte Elemente verwendet werden, die variabel sind und bei Bedarf eine Erweiterung oder Änderung ermöglichen. Das Projekt sah drei Teile vor: eine Verkaufshalle an der Ecke der Chelčického und der Hořická, einen Verwaltungs- und Lagertrakt, der nach Osten zur Hořická hin ausgerichtet war, sowie einen Hoftrakt mit Lagerhalle und Einrichtungen für den Wareneingang. Dieser wurde allerdings – das belegen historische Luftaufnahmen aus den 1980er und 1990er Jahren – nie gebaut.
Die 900 m2 große Verkaufshalle umfassen vier zylindrische Türme, von denen drei zur Straße hin ausgerichtet sind und eine Wendeltreppe enthalten. Im vierten Turm, der sich aus dem Lagerbereich erhebt, waren „Medien“ untergebracht. Der Haupteingang lag an der Chelčického, wo sich neben den Verkaufswagen auch zwei selbständige Läden befanden: ein Fisch- und Wildgeschäft und ein Blumenladen mit Gartenbedarf. Die Verkaufshalle selbst war als variable Einkaufshalle ohne Trennwände oder interne Unterteilungen konzipiert. Lediglich der Kassenbereich am Eingang war ausgewiesen, die Fleischabteilung befand sich gegenüber, da sie mit dem Fleischkühlraum, der Fleischzubereitung und dem Kühlraum für Wurstwaren verbunden war. Die Fleischabteilung war auf der einen Seite mit der Feinkostabteilung verbunden, da sie den gleichen Kühlraum benutzten, ferner gab es auch einen Kühlraum und einen Anrichteraum für die Feinkostabteilung. Auf der anderen Seite war die Fleischabteilung mit der Ankaufstelle von Pfandflaschen verbunden, die ebenfalls eine große Lagerfläche benötigte.
Neben den erwähnten Kühl-, Vorbereitungs- und Lagerhallen umfasste der Lager- und Verwaltungstrakt einen Tiefkühlraum für Lebensmittel, einen Milch- und Fettkühlraum, Kühlräume für Kartoffeln, Südfrüchte, Äpfel und einheimisches Obst, Zwiebel, Gemüse und Getränke, einen Empfangsbereich für die Verwaltung und einen Bereich zum Aufladen von Batteriewagen. Die Anlieferungsrampe grenzte an das Mülllager.
Der nicht realisierte Anbau hätte ein großes Trockenlager, Büros, je einen Kühlraum für Geflügel und Fische, einen Tiefkühlraum für Fisch und Geflügel, einen Kühlraum für Wild, einen weiteren Lagerraum und Räumlichkeiten für die Reinigung und Wartung, einen Kühlraum für Abfälle und Räumlichkeiten für die Verpackungen.
Straßenseitig zur Chelčického sollte ein überdachter Bereich für den Verkauf im Freien entstehen, der wiederum von zwei zylindrischen Türmen abgeschlossen werden sollte. Einer von ihnen sollte eine Wendeltreppe enthalten, der andere Toiletten für den Markt im Freien. Diese überdachte Fläche wurde, wie Luftaufnahmen zeigen, nie realisiert. In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre wurde an der Südseite der Chelčického ein neues Gebäude mit Geschäften und anderen Einrichtungen errichtet, so dass diese nächsten Pläne nicht mehr realisiert wurden.
Das technische Erscheinungsbild der mit Wellblech verkleideten Fläche sowie die massiven zylindrischen Türme mit Glaskuppeln zeigen, dass der Architekt sehr wohl verstanden hat, dass sich die Verkaufsgewohnheiten unaufhaltsam weiterentwickeln und ständig verändern. Daher wollte er ein Gebäude entwerfen, das vielseitig und so variabel wie möglich ist, sich aber gleichzeitig an den Trends der High-Tech-Architektur orientiert.
Die Nutzung des Gebäudes wurde nach 1990 nicht nur durch die Umstellung des Handels von einer zentralen Planwirtschaft auf eine kapitalistische Wirtschaft erschwert, sondern auch durch die Tatsache, dass der gesamte Komplex nie nach den ursprünglichen Plänen fertiggestellt wurde und daher nicht die gesamte Palette an Dienstleistungen und Produkten bot, die sich der Investor erhofft hatte. Es kam auch nicht zur versprochenen Umwandlung des Geländes in ein neues Wohn- und Handelszentrum, und der Handel konzentrierte sich in den nächsten zwanzig Jahren auf das Kaufhaus Prior.
Der Autor des Texts bedankt sich bei Karel Schmied jun. für die Unterlagen.
LZL
Denkmalschutz
Kein Denkmalschutz verzeichnet.
Literatur
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Jiří Zikmund a kol., Fotoalbum města Hradce Králové, 1945‒1989, Hradec Králové 2015, s. 21 a 47