Die Neugestaltung des Stadtviertels Pražské Předměstí im Bereich der Straßen Resslova und Sokolská (Ringstraßen) und Richtung Bahnhof entlang der Dukelská und Hořická war bereits in den Jahren 1946–1947 Gegenstand des Bebauungsplans von František Bartoš und Josef Havlíček. Im Bebauungsplan von Břetislav Petranek wurde sie 1961 wieder aufgegriffen, und verschiedene Vorhaben, darunter der Abriss der Villa von Robert Schmidt oder die Errichtung einer Reihe von Hochhäusern in der Hořická, wurden auch in den folgenden zwei Jahrzehnten nicht aufgegeben. Erst Mitte der 1970er Jahre wurde eine Teilsanierung beschlossen, um Platz für ein neues Kaufhaus zu schaffen; im Bereich davor sollte ein neues Theater entstehen. Im Zuge der Sanierung wurden zwischen 1975 und 1976 nach und nach 45 Gebäude abgerissen, bei denen es sich hauptsächlich um ein- oder zweistöckige Miets- und Einfamilienhäuser handelte.
Das Kaufhaus, dessen Investor und Betreiber das staatliche Unternehmen Prior war, war mit 7.200 m² Verkaufsfläche das damals viertgrößte Kaufhaus der Tschechoslowakei. Entworfen hat es der Brünner Architekt Jiří Kučera, der am Staatlichen Institut für Bauprojekte in Brno (Brünn) arbeitete. Im ursprünglichen Projekt waren eine glatte Fassade und breite Fensterbänder im ersten und zweiten Stock an beiden Eingangsfassaden (Ost und West) vorgesehen. An der Westfassade sollten die Fensterbänder frei in das benachbarte Haus, dem sog. Haus für Dienstleistungen übergehen, das Richtung des heutigen Náměstí 28. října (Platz des 28. Oktober) anschloss. Das Projekt wurde später geändert und die Fassade mit einer keramischen Pyrostat-Verkleidung versehen, die der Künstler Bedřich Šimon aus Hradec Králové anfertigte (1). Der Komplex aus Kaufhaus und Haus für Dienstleistungen hatte noch einen dritten Teil – ein Parkhaus im südlichen Teil des Geländes. Das neue Gebäude sollte auch in technischer Hinsicht experimentell sein: die Stahlbetonkonstruktion mit einer Spannweite von 9 × 9 m verfügte über ein damals einzigartiges Belüftungssystem (2). Die exponierte Ecke der Dukelská třída und des Náměstí 28. října wurde laut Architekt „durch die Treppe als vertikales Element und die Loggia des Restaurants plastisch hervorgehoben.“ (3)
Das Kaufhaus hatte jeweils im Osten und im Westen Ein- und Ausgänge. Im Erdgeschoss befanden sich ein Lebensmittelgeschäft und kleinere Dienstleistungen, im ersten Stock Kleidung, Haushaltswaren und Spielzeug und im obersten Stockwerk eine öffentliche Cafeteria und eine Betriebskantine, die zwar getrennt waren, aber von einer gemeinsamen Küche betrieben wurden. Der Speisesaal im dritten Stock beherbergt eines der größten Mosaike in Hradec Králové. Es zeigt das Panorama der Stadt mit ihren bedeutenden Denkmälern und Wahrzeichen. Der gesamte Komplex hatte 500 Beschäftigte und eine Kapazität von 150 Auszubildenden.
Das Kaufhaus wurde am 29. April 1981 eröffnet. Man wartete auf die Lieferung von Rolltreppen aus der Sowjetunion, bei denen es sich um die ersten in Hradec Králové installierten Rolltreppen handelte. In den 1980er Jahren war das Unternehmen Prior organisatorisch den Východočeské obchodní domy Pardubice (dt. „Ostböhmische Warenhäuser Pardubice“) unterstellt, 1988 wurde es ein eigenständiges staatliches Unternehmen. Im Jahr 1992 wurde es von dem amerikanischen Unternehmen K-Mart aufgekauft, das den ersten groß angelegten Umbau zum Hallenverkaufssystem einleitete, der bis ins Jahr 2019 im Erdgeschoss und im ersten Stock funktionierte. Anschließend begann eine zwei Jahre andauernde Renovierung, bei der beide Stockwerke in eine Reihe kleinerer Geschäfte aufgeteilt wurden.
Das Gebäude zeichnet sich durch einen für die damalige Zeit raffinierten Minimalismus aus, und eine eindrucksvolle Gestaltung des Äußeren, ergänzt durch das Mosaik mit Motiven aus Hradec Králové im dritten Stockwerk im Inneren des Gebäudes; bemerkenswert ist auch eine Reihe von technischen und typologischen Innovationen.
LZL
[1] Archiv der Bauabteilung, Magistrat Hradec Králové, Dokumentation zur Konskriptionsnummer 1610
[1] Brief von Jiří Kučera an Ladislav Zikmund Lender, 16. 10. 2014
[1] Archiv der Bauabteilung, Magistrat Hradec Králové, Dokumentation zur Konskriptionsnummer 1610, Technischer Bericht, Januar 1977
Denkmalschutz
Kein Denkmalschutz verzeichnet.
Quellen
- Státní oblastní archiv v Zámrsku, fond Prior obchodní dům s. p. Hradec Králové
- Archiv stavebního odboru MMHK, dokumentace k čp. 1610
- Dopis Jiřího Kučery autorovi z 16. 10. 2014
Literatur
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Pochodeň, Hradec Králové, 30. dubna 1981, s. 1
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Pochodeň, Hradec Králové, 30. prosince 1984, 1. ledna 1985, s. 11
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Jiří Zikmund a kol., Fotoalbum města Hradce Králové, 1945‒1989, Hradec Králové 2015, s. 20; 45
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Ladislav Zikmund-Lender, Struktura města v zeleni: moderní architektura v Hradci Králové, Hradec Králové 2017