Die Anfänge der Amateurastronomie in Hradec Králové gehen zurück auf die Zeit um 1930, als hier eine Zweigstelle der Tschechoslowakischen Astronomischen Gesellschaft ihre Tätigkeit aufnahm. Für das Projekt der Mädchenschule von 1931 in Lipky sah Josef Gočár den Bau einer astronomischen Beobachtungskuppel vor.
Doch erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde eine neue Sternwarte gebaut. Ein geeigneter Standort wurde auf dem westlichen Teil des Hügels in Stadtnähe gewählt. In der Presse hieß es damals: „Die Erfahrungen zeigen, dass der Standort der Sternwarte gut gewählt ist – er bietet in alle Richtungen, insbesondere nach Osten, Süden und Westen, einen völlig freien Raum. Die Nordseite wird durch die Baumkronen der Linden abgeschirmt. Die Beobachtungen werden nicht durch öffentliche Beleuchtung oder andere ungünstige Phänomene gestört.“
Der Architekt war Oldřich Šmída, ein Absolvent und ehemaliger Mitarbeiter von Josef Gočár. In Hradec Králové hatte er bereits in Gočárs Büro an der Planung und Bebauung des Ulrichovo náměstí (Ulrichplatz) und der Šimkovy sady (Šimek-Park) mitgearbeitet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er Direktor der örtlichen Höheren Technischen Lehranstalt für Bauwesen. Das Projekt wurde in den Jahren 1946–1947 geplant. Am 19. April 1947 wurde der Grundstein gelegt. Der Rohbau wurde 1951 fertiggestellt, und die Ausstattung und Installation der astronomischen Geräte dauerte bis 1954, als die Sternwarte in Betrieb genommen wurde. Als Direktor und Lehrer bezog Oldřich Šmída auch seine Kollegen und Schüler mit ein: er beauftragte sie mit dem Entwurf und der Herstellung einer Stahlkuppel, die 1958 fertiggestellt wurde. Ende 1956 erwarb die Sternwarte ein kleines Projektionsinstrument für das Planetarium, und als dieses in Betrieb genommen wurde, erklärte Oldřich Šmída seine Absicht, ein größeres Planetarium zu errichten, was zwischen 1958 und 1961 auch geschah. Das Planetarium wurde am 25. Juni 1961 wiedereröffnet. Die Sternwarte und das Planetarium sollten auch Teil des künftigen botanischen Gartens werden, der seit Anfang des 20. Jahrhunderts in Hradec Králové geplant war. Zu diesem Zweck wurde in der Nähe ein dekorativer Steingarten angelegt, für den große Steine aus dem Riesengebirge herangeschafft wurden.
Im Keller des Gebäudes befanden sich ein Kesselraum mit Brennstofflager, ein Lager mit Werkstätten, ein Keller und eine Einzimmerwohnung des Verwalters mit Küche, Toilette und Speisekammer. Im Untergeschoss des Hörsaalflügels waren ein Spektrograph und ein Sonnenobservatorium untergebracht. Im Erdgeschoss befanden sich die Büros der Astronomen und Naturwissenschaftler, ein Besprechungsraum, ein Lesesaal und eine Zwei-Zimmer-Wohnung mit Küche, Bad, Toilette und Speisekammer. Im Norden schloss ein spitz zulaufender Flügel mit abgerundeten Ecken an, in dem ein Hörsaal für 200 Personen untergebracht war. Im Süden befand sich eine runde Aussichtsgalerie, die durch einen überdachten Gang mit dem Hauptflügel verbunden war. Im ersten Stock befand sich das Büro des Direktors, eine Drei-Zimmer-Wohnung für den Direktor mit Bad, Toilette, Speisekammer und Dienstmädchenzimmer. Außerdem gab es Büros, ein Meteorologenbüro, ein Kartenlager, eine Radiostation und eine klimatisierte Kammer. Das flache Dach diente als Terrasse und wurde auch für Beobachtungen genutzt; die Terrasse war in ein astronomisches und meteorologisches Observatorium unterteilt. Ursprünglich war auf dem Dach ein kleines Observatorium geplant, das später durch weitere ergänzt wurde. Das Gebäude verfügte über drei Treppenhäuser: eine Haupttreppe verband die zentralen Vorräume in allen Stockwerken untereinander, eine Diensttreppe lag in der südöstlichen Ecke des Flügels und eine Wendeltreppe zwischen dem Hauptflügel und dem Hörsaalflügel.
Der Architekt Oldřich Šmída wählte eine architektonische Form im Geiste des späten Funktionalismus, das Gebäude hat eine einfache Form und eine rationale und klare innere Organisation. Die abgerundeten Formen des Treppenschachts, des Hörsaalflügels sowie die großen Fenster und Glasflächen verweisen auf das Erbe des Internationalen Stils. Wie aus der zeitgenössischen Presse hervorgeht, waren die Räume des Observatoriums mit Modellen von künstlichen Satelliten, Planeten und Himmelskörpern geschmückt.
LZL
Denkmalschutz
Kein Denkmalschutz verzeichnet.
Literatur
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Jaroslav Brychta, Projekt státní meteorologické observatoře a Lidové hvězdárny v Hradci Králové : předneseno na valné schůzi Společnosti pro vybudování Lidové hvězdárny v Hradci Králové 27. března 1946 : s půdorysnými náčrtky projektu, Hradec Králové 1946
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Václav Fritz, Hvězdárna a planetárium v Hradci Králové, Hradec Králové 1963
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Marie Benešová; František Toman; Jan Jakl, Salón republiky: Moderní architektura Hradce Králové, Hradec Králové 2000, s. 112
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Jakub Potůček, Hradec Králové: Architektura a urbanismus 1895‒2009, Hradec Králové 2009, s. 113
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Jiří Zikmund a kol., Fotoalbum města Hradce Králové, 1945‒1989, Hradec Králové 2015, s. 16; 30 a 31