Neben der Bäckereigenossenschaft, zu der die genossenschaftlichen Mühlen, Silos und Bäckereien der genossenschaftlichen Zuckerfabrik in Předměřice gehörten, und der Genossenschaft Kávoprůmysl, die Kaffeeersatz herstellte, gab es in der Zwischenkriegszeit in Hradec Králové auch eine Molkereigenossenschaft.
Mitte der zwanziger Jahre, als das Gelände um den Straßenverlauf der S. K. Neumanna durch den möglichen Bau eines neuen Bahnhofsgebäudes allmählich erschlossen wurde, begann man mit dem Bau einer neuen Molkerei samt Verwaltungsgebäude der Genossenschaft.
Der Auftrag wurde von dem Architekten Václav Rejchl jun. übernommen, der damals mehrere Grundstücke kaufte und dort Mietshäuser baute. Er entwarf ein eingeschossiges, unterkellertes und straßenseitiges Verwaltungsgebäude mit flachem Dach. In der Mitte befand sich ein Erker mit Portikus, und einem vom Treppenhaus zugänglichen Balkon. Architektonisch bestand das Gebäude aus einem breiten Streifen, das das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss trennte, und einem Gurtgesims, das die Fassade abschloss, sowie aus großen, vierteiligen Fenstern und einem klaren, symmetrischen Grundriss. Der von einem Giebeldach umschlossene Produktionstrakt war zum Hof hin ausgerichtet. Die Hauptproduktionshalle wurde mit einer verglasten Stahlkonstruktion in Form eines Giebeldachs versehen. Im Hof befanden sich ein ebenerdiges Gebäude mit einer Laderampe für die Annahme von Rohstoffen, ein Fabrikschornstein und ein Wassertank. Der Schornstein wurde vom Unternehmen der Gebrüder Fischer aus Mittelböhmen gebaut.
Die Molkerei war für damalige Verhältnisse eine der modernsten in ganz Böhmen. Der Betrieb sollte „mit den hygienischsten, effizientesten und modernsten Einrichtungen ausgestattet werden und durch die Lieferung von Milch, Butter, verschiedenen Käsesorten und anderen Molkereiprodukten den direkten Kontakt zwischen den Landwirten und den Verbrauchern des gesamten Bezirks herstellen.“ Die Ausrüstung wurde von der Firma Novák & Jahn geliefert. Zu den Produkten der Molkerei gehörten pasteurisierte Milch, Rahm, Sahne, Teebutter, Joghurt sowie „alle Käsesorten vom billigsten bis zum feinsten“, Quark bzw. Topfen, Buttermilch und Molke.
Das Gebäude wurde bereits in den 1930er Jahren umgebaut und bis in die 1980er Jahre hat man den Betrieb laufend erweitert. 1998 wurde der Betrieb der Molkerei eingestellt, 2005 wurde an der Stelle ein Wohnhauskomplex errichtet.
LZL
Denkmalschutz
Das Objekt existiert nicht mehr.
Quellen
- Státní okresní archiv Hradec Králové, fond Mlékařské a hospodářské družstvo Hradec Králové
Literatur
-
Karel Mlynář; Josef Kaňka (eds.), Hradec Králové: Přehled desetileté práce 1924–1934, Hradec Králové 1934, s. 119–120
-
Emanuel Hrubý, Zemědělství a zemědělský průmysl na Královéhradecku, in: Karel Mlynář; František Tichý, Hradec Králové a okolí, Hradec Králové 1930, s. 57–58
-
Vladislava Valchářová (ed.), Industriální topografie: Královéhradecký kraj, Praha 2012, Praha 2012, s. 39–40.