Fehlende Kapazitäten im Schulbereich bekam die Stadt Hradec Králové bereits Anfang der 1930er Jahre zu spüren. Man beauftragte den Architekten Josef Gočár mit der Erstellung eines detaillierten Plans für eine Mädchen- und eine Bürgerschule, um den Schulkomplexes in Lipky fertigzustellen. Im Vergleich zur ursprünglichen Konzeption hat Gočár das Projekt bezüglich seiner Kapazität erweitert, aber die Stadt hatte aufgrund der Auswirkungen der Wirtschaftskrise offenbar nicht die Mittel, es umzusetzen.
Eine Lösung für die völlig unzureichenden Kapazitäten wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Im ersten Zweijahres- bzw. Fünfjahresplan konzentrierte man sich auf den Wohnbau; erst im zweiten Fünfjahresplan widmete man sich dem Schulbau und beauftragte das in Hradec Králové ansässige staatlichen Unternehmen Stavoprojekt, dessen Entwurfsabteilung der Architekt Jan Rejchl leitete. Das Projekt leitete Václav Rohlíček. Der Zubau wurde ehrfürchtig und im Geiste Gočárs angegangen, wahrscheinlich weil das ostböhmische Stavoprojekt eine Reihe von Architekten aus der Zwischenkriegszeit beschäftigte, die mit Gočár in Kontakt gekommen waren oder direkt bei ihm studiert hatten, was auch bei Rejchl der Fall war.
Das Projekt ist auf den 28. Juni 1955 datiert. Der Grundriss ist eine gespiegelte Version der ehemaligen Knabenschule aus den Jahren 1926–1928 von Josef Gočár. Das Projekt umfasste auch den Umbau des Sportplatzes; hier sollten ein Tennisplatz, ein Handballfeld, eine Laufbahn und eine Weitsprungbahn gebaut werden. Rohlíček dachte auch an einen neuen Bepflanzungsplan, der Gruppen kleinerer Bäume und größerer Wacholderbüsche vorsah. Die Umgebung des Komplexes sollte durch weitere Gebäude ergänzt werden. Gegenüber der Priester-Ambrož-Gemeinde, zwischen dem alten und dem neuen Schulgebäude, sollte ein unterkellertes Wohnhaus mit zwei Wohnungen für die Hausmeister errichtet werden. Dieses nicht realisierte Gebäude sollte auch einen Schulgarten erhalten. Vor dem Kindergarten sollte ein neues „Hilfsgebäude“ errichtet werden, kleiner als das ältere Gebäude an diesem Standort. Auf dem Gelände zwischen der neuen Schule und der Elbe wurde ein zusätzlicher Sportplatz (wahrscheinlich für Fußball und Tennis) angelegt und ein neues „Gebäude mit Garderoben und Ausstattung“ errichtet.
Im Gegensatz zu Gočárs Plan hat jener von Rohlíček zwei Untergeschosse für die Schule vorgesehen: Im zweiten Untergeschoss befinden sich im südlichen Flügel (näher an der Elbe) der Heizraum und seine Einrichtungen und im nördlichen Flügel (näher an der Priester-Ambrož-Gemeinde) zwei Militärunterkünfte. Im ersten Untergeschoss befanden sich Garderoben im Nord- und Südflügel, ein großes Kohlenlager im Südflügel und eine Turnhalle mit Garderoben im Mitteltrakt. Im Hochparterre des Südflügels befanden sich ein Chemiesaal mit Kabinett, ein Physik-Kabinett, drei Klassenräume und ein Aufenthaltsraum mit einer Bücherei. Im mittleren Flügel befand sich eine zweistöckige Turnhalle mit einer Galerie, außerdem waren dort Toiletten, Klassenräume und das Büro des Schulleiters untergebracht. Der Nordflügel beherbergte vier Klassenräume, ein Kabinett für Geschichte, Toiletten, das Büro des Schularztes und das Lehrerzimmer. Im Entwurf wurden dort fünf Klassenräume und ein größerer Raum, der als „Zeichen- und Biologiesaal“ bezeichnet wurde, vorgeschlagen. Im ersten Stock des Südflügels befanden sich fünf Klassenzimmer und ein Kabinett für den Tschechischunterricht und im mittleren Flügel eine weitere, größere (zweite) Turnhalle. Das zweite Stockwerk hatte keinen mittleren Flügel, sondern nur einen Nord- und einen Südflügel. Beide enthielten fünf Klassenräume und Toiletten. In den kleinen Dachaufbauten befanden sich außerdem ein Wasserspeicher im südlichen Teil und ein „Zivilschutz-Beobachtungsraum“ sowie ein „Zivilschutz-Vorratslager“ im nördlichen Teil.
Während das Äußere der gegenüberliegenden Schule von Gočár aus den Jahren 1926–1928 aus unverputztem Mauerwerk besteht, ist die 1956–1959 erbaute Schule von Rohlíček nur mit rohen Tonziegeln in der gleichen Größe wie die Ziegel des älteren Gebäudes und in der gleichen Farbe verkleidet.
An dem Projekt zur Fertigstellung des Schulkomplexes wird die Bescheidenheit des Architekten, den Entwurf von Gočár getreu umzusetzen, am meisten geschätzt. Die Architekturhistorikerin Marie Benešová kommentiert: „Die stilistische Einheit des Schulkomplexes, die durch Anpassung an die Gebäude aus der Zwischenkriegszeit gegeben ist, konnte sich glücklicherweise dem Druck der historisierenden Tendenzen widersetzen.“
LZL
Denkmalschutz
Die Schule Zálabí ist unter der Nummer ÚSKP 106378 als denkmalgeschützte Immobilie eingetragen und befindet sich im denkmalgeschützten Teil der Stadt Hradec Králové.
Quellen
- Státní okresní archiv Hradec Králové, fond Berní správa, dokumentace k objektu čp. 1139 a 1140
Literatur
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Marie Benešová; František Toman; Jan Jakl, Salón republiky: Moderní architektura Hradce Králové, Hradec Králové 2000, s. 112
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Jakub Potůček, Hradec Králové: Architektura a urbanismus 1895-2009, Hradec Králové 2009, s. 119