Als 1960 die neue territoriale Aufteilung der Tschechoslowakei in Landkreise bekannt gegeben wurde, erhielten verschiedene Städte den Status der Kreisstadt, wodurch ihre administrative und symbolische Rolle gestärkt wurde. Auch Hradec Králové wurde zur Kreisstadt. In den 1960er Jahren fehlte es in der Stadt an Unterbringungsmöglichkeiten, obwohl hier viele Kongresse und Tagungen stattfanden. Dieser Mangel sollte durch zwei Hotelbauten gelöst werden, die sich jeweils am anderen Ende der Stadt befanden: das Hotel Alessandria des Architekten Jan Zídka aus den Jahren 1961–1963, das in monolithischer Bauweise und mit gemauerten Zwischenwänden errichtet wurde, und das spätere Hotel Černigov, das zum neuen Wahrzeichen des Viertels Pražské Předměstí werden sollte. František Bartoš und Josef Havlíček hatten bereits in ihrem Flächennutzungsplan von 1946 an dieser Stelle ein Hochhaus in Plattenbauweise als Gegengewicht zum Turm des gegenüberliegenden Bahnhofs geplant. Der Architekt Jan Zídka entwarf das Hotel, 1961 wurde es von Břetislav Petránek in den Sanierungsplan von Pražské Předměstí aufgenommen, und František Čížek plante den monolithischen Bau. Die Basis der Konstruktion bildet ein einzigartiges System aus Betonträgern mit einer Spannweite von 7,2 Metern, an dem neben Čížek auch der Designer Bohumil Rusek beteiligt war. Ursprünglich sollte das Hotel Regina heißen, so bereichtete auch die örtliche Presse während des Baus darüber; doch wurde der Name 1972 kurz vor der Eröffnung geändert, da Hradec Králové eine Städtepartnerschaft mit der nordukrainischen Stadt Tschernihiw (russ. Tschernigow) einging.
Das Hotel gehört zu einer Gruppe von Gebäuden aus den 1960er Jahren. Es zeigt eine sehr vielfältige und freie Herangehensweise an Hotelgebäude in Plattenbauweise. Das Hotel Černigov ähnelt einer Reihe von Hotels wie das Thermal von Vladimír und Věra Machonin in Karlovy Vary (Karlsbad, 1964–1976), das Parkhotel von Zdeněk Edel und Jiří Lavička (1967) in Prag-Holešovice, das Hotel Olympik von Vojtěch Šalda und Josef Polák in Prag-Karlín (1967-1971) oder das Hotel International von Arnošt Krejza und Miloš Kramolis in Brno (1959–1969). Experimentierte mit dem Brutalismus oder postmodernen Strukturen – zu sehen beim Hotel Thermal – findet man bei dem Hotel in Hradec Králové vergeblich, und auf technizistische Ästhetik, wie beim Hotel Olympik, oder Reaktionen auf den in der ehemaligen Tschechoslowakei damals typischen „Brüsseler Stil“, die beim Brünner Hotel International und dem Prager Parkhotel zu finden sind, wurde in Hradec Králové ebenfalls verzichtet. Als eines der wenigen Projekte dieser Art orientierte es sich bewusst an der funktionalistischen Architektur der Zwischenkriegszeit, die in Hradec Králové noch eine starke Tradition hatte.
Der Architekt Jan Zídka verkleidete das Gebäude mit weißem jugoslawischen Maljat-Marmor in Kombination mit bulgarischem Vratza-Kalkstein. Die Fassade des Hotels besteht aus Fensterbändern. Im Sockel und im letzten Stockwerk befinden sich schmale rechteckige Fenster und die Fassade ist in schwarzer Farbe gestaltet. Das Hotel eines der besten Beispiele für die tschechische Architektur der 1960er Jahre: Es zeichnet sich durch eine noch nie dagewesene Detailliertheit aus, auf die Qualität der Verarbeitung und der Materialien wurde viel Wert gelegt. Die Architektur wurde mit einer nüchternen, aber phantasievollen Innenausstattung kombiniert. In seinem geometrischen Minimalismus und der kontrastreichen schwarz-weißen Farbgebung ist das Hotel einzigartig.
Das 15-stöckige Gebäude umfasste eine Bar und ein Restaurant im Untergeschoss; die Rezeption, Konferenzräume, ein Frühstücksraum und ein Foyer waren im Erdgeschoss untergebracht. Der fünfzehnstöckige Plattenbau verfügte über 231 Zimmer mit 581 Betten, und im obersten Stockwerk wurde eine Bar mit einzigartiger Aussicht auf die Stadt eingerichtet. Alle Innenräume wurden mit Originalmöbeln aus heimischer Produktion (z. B. Dřevotvar) und originellen, charakteristischen Kugellustern ausgestattet. Führende Künstler und Designer wie Hugo Demartini und Jaroslav Vožniak waren an der Innenausstattung beteiligt. Der Betrieb des Hotels gehörte zu den besten des Landes, und 1983 wurde es von der Gewerkschaftsorganisation ROH Restaurace a Jídelny als bestes Hotel seiner Kategorie in der Tschechoslowakei ausgezeichnet.
1992 wurde das Hotel privatisiert und die Zahl der Zimmer schrittweise auf 210 reduziert. 2004–2007 hieß es Amber Hotel, heute trägt es aber wieder seinen ursprünglichen Namen. Sein Schicksal ist momentan ungewiss, da es der gegenwärtige Eigentümer abreißen und einen Neubau errichten lassen möchte.
LZL
Denkmalschutz
Kein Denkmalschutz verzeichnet.
Literatur
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Nové Hradecko, 1969, 16. července, s. 5.
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Pochodeň, 1969, 2. července, s. 3
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Nové Hradecko, 1975, 23. prosince, s. 1
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František Toman, Hotel Černigov v Hradci Králové, Architektura ČSR, 1977, roč. 36, č. 2, s, 65–68
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Jakub Potlůček, Hradec Králové: Architektura a urbanismus 1895–2009, Hradec Králové 2010, s. 121
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Michaela Janečková, Typický příklad, in: Art &Antiques, 2015, č. 3, s. 52–56
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Ladislav Zikmund-Lender, Struktura města v zeleni: Moderní architektura v Hradci Králové, Hradec Králové 2017, s. 243