Das Verwaltungs- und Wohngebäude wurde als Sitz des zweiten städtischen Gaswerks errichtet, beherbergte aber auch eine Filiale der Sparkasse Hradec Králové. Obwohl das ursprüngliche städtische Gaswerk, das sich in der Nähe der heutigen Eissporthalle befand, eines der ersten auf tschechischem Boden war und der Stadtrat den Bau Anfang 1865 beschloss, war es nur bis 1917 in Betrieb, als die Produktion aufgrund der geringen Nachfrage nach Stadtgas, Kohlemangel und des schlechten technischen Zustands eingestellt wurde. Der ursprüngliche Standort wurde später für andere Zwecke genutzt, bis er 1969 abgerissen wurde.
Seit 1922 hatte die Stadt den Bau eines neuen, moderneren Gaswerks in Erwägung gezogen. Im Januar 1927 genehmigte die Stadt schließlich das Projekt eines Gaswerks zur Erzeugung von billigerem Doppelgas, mit dem auch das Gaswerk nach Kukleny verlegt werden sollte. Der Entwurf wurde wahrscheinlich vom technischen Büro der Stadt ausgearbeitet, finanzielle Unterstützung für den Bau kam von den Škoda-Werken, deren Hradecer Unternehmen in Kukleny dominierte (um 1929 hatte das Unternehmen 1 700 Angestellte).
Die Skoda-Werke, die sich auch verpflichteten, den größten Teil des produzierten Gases abzunehmen, stellten der Stadt das Gelände der alten Zuckerfabrik in der Nähe des Hauptbahnhofs für das neue Gaswerk zur Verfügung. Gleichzeitig wurden die Werke beauftragt, Wassergas-Generatoren eigener Bauart zu produzieren. Aufgrund der damals noch nicht ausgereiften Technologie verzögerte sich die Inbetriebnahme um mehrere Monate. Nach der Fertigstellung war die Anlage die einzige in Europa, die Wassergas erzeugte. Um die Verwendung von Gas im Haushalt zu fördern, wurden Vorträge und Vorführungen der Geräte veranstaltet und die kostenlose Zeitschrift Větepok herausgegeben. Im April und Mai 1929 organisierte das Gaswerk Hradec Králové beispielsweise eine Reihe von Vorträgen und Vorführungen zum Kochen, Backen und Braten mit Gas im Ausstellungsraum des Büros der Elektrizitätswerke, der sich im Stadthaus beim Städtischen Museum befand. Die Vorträge fanden jeden Montag, Dienstag und Mittwoch am frühen Abend statt, und Ende Mai waren insgesamt bereits über 300 Personen gekommen.
Die Genehmigung für den Bau des Gaswerks wurde vom Bauherrn am 21. März 1928 beantragt und vom Gemeindeamt Kukleny am 17. April 1928 erteilt. Die Bauabnahme fand am 12. Juni 1929 statt. Laut Fertigstellungsbescheinigung verfügte das Gebäude im Erdgeschoss über fünf Büroräume für die Zwecke der Sparkasse der Stadt Hradec Králové, eine Einzimmerwohnung mit Küche und Zubehör sowie Werkstätten, ein Lager, eine Waschküche und einen Trockenraum. Zu den Werkstätten und Büros gehörten auch Garderoben und Waschräume. Im ersten und zweiten Stock gab es je zwei Wohnungen – eine Einzimmerwohnung mit Küche und eine Zweizimmerwohnung, die den Aufzeichnungen zufolge mit den damals üblichen Standards ausgestattet waren (Bad und Toilette, Vorratskammer und Speisekammer, die Zweizimmerwohnungen hatten auch Dienstmädchenzimmer).
Das Gebäude ist an der Straßenseite 16,6 m breit, 12,75 m tief und hat ein flaches Satteldach, das auf einem Dachstuhl aus Holz errichtet wurde. Ursprünglich waren die Dachsparren mit Presspappe verkleidet. Die Decken des letzten Stockwerks waren ebenfalls mit Presspappe verkleidet. Eine Treppe aus Stahlbeton verbindet die einzelnen Etagen des Gebäudes miteinander. Das Erdgeschoss hat eine Deckenhöhe von 3,5 m, das erste und zweite Obergeschoss haben eine Deckenhöhe von 3,05 m, wobei die Decke des zweiten Obergeschosses auch die Tragkonstruktion für das Dach enthält. An den Hauptteil des Gebäudes, d. h. den Wohnungsteil, ist ein hofseitgier Anbau angefügt, der auf die gleiche Weise überdacht ist, wobei jedoch das zweite Stockwerk ausgespart ist und die Deckenhöhe dort 3,3 m beträgt. Das gesamte Gebäude ist unterkellert, wobei die Kellerdecke 2,5 m hoch ist. Die Fassade mit Feldern aus unverputzten Ziegeln steht im Einklang mit dem Erscheinungsbild der Umgebung, die als Fabrikviertel geplant wurde. Die Fassade des Anbaus im ersten Stock ist in konventioneller Weise verputzt, die Ziegel sind nur in den Fensterlaibungen. Der Backsteincharakter der Fassade kommt hauptsächlich auf der straßenseitigen Fassade des Gebäudes zu tragen. An der Straßenseite hatte man ursprünglich ein Gehsteig mit Bordsteinen angelegt, der aus Mosaikpflaster mit blauem Granit gestaltet worden war.
Die experimentelle Ausstattung zur Herstellung von Doppelgas konnte zwar den größten Teil der Stadt mit Gas versorgen, wurde aber in den 1930er Jahren durch eine modernere Produktionsmethode ersetzt, bei der mit Karbonisierung von schwarzer Kohle aus Ostrava gearbeitet wurde. Dabei entstanden die Nebenprodukte Koks und Teer. Die letzte Kapazitätserweiterung fand 1948 statt, aber zu diesem Zeitpunkt gab es bereits Vorschläge, die Produktion einzustellen und die Stadt mit steigendem Bedarf durch das stufenweise errichtete tschechische Hochdruck-Gasleitungsnetz zu versorgen. Nach dem Anschluss der Stadt an den Gasleitungszweig des Gaswerks in Záluží im Jahr 1950 und der späteren schrittweisen Umstellung auf Erdgas rückte die Stilllegung des Betriebs langsam näher. Am 27. April 1964 wurde die Produktion im Gaswerk Hradec Králové endgültig eingestellt. Neben den Wohn- und Verwaltungsgebäuden ist von dem Areal bis heute nur noch der Wasserturm mit einem Werkstattgebäude erhalten geblieben.
Polina Davydenko, Lukáš Dobeš, Adam Hejduk
Denkmalschutz
Kein Denkmalschutz verzeichnet.
Quellen
- Státní okresní archiv v Hradci Králové, pamětní knihy, Kukleny, https://stare.vychodoceskearchivy.cz/ebadatelna/index.php?misto=hradec&adresar=CZ_225101010_695_p1/
- Státní okresní archiv v Hradci Králové, pamětní knihy, Kukleny, 1918‒1925, https://stare.vychodoceskearchivy.cz/ebadatelna/index.php?misto=hradec&adresar=CZ_225101010_695_p2/
Literatur
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Kol. aut. Hradec Králové : přehled desetileté práce 1924–1934, Praha 1934Vladislava Valchářová (ed.); Lukáš Beran; Jan Zikmund et al., Industriální topografie / Královéhradecký kraj, Praha 2012, s. 34–35