Das ursprüngliche Kraftwerk mit zwei Turbinen wurde in den Jahren 1917– 1922 erbaut und befand sich im Privatbesitz des Müllers Voženílek und seiner Familie; auch Wohnräume für die Familie des Besitzers befanden sich in dem Gebäude. Die Familie besaß unter anderem ein gleichnamiges Unternehmen, ein System von landwirtschaftlichen Betrieben. Das Kraftwerk lieferte auch Energie an benachbarte Kraftwerke in Ostböhmen. Aufgrund einer Naturkatastrophe, allgemeiner Sicherheitsmängel und konstruktiver Fehler beim Bau stürzte das Gebäude jedoch am 10. April 1932 ein und wurde anschließend abgerissen. Durch diesen Unfall wurde nicht nur das Kraftwerk selbst zerstört und die Versorgung unterbrochen, auch die Wohnräumlichkeiten, der äußerste Pfeiler des rechten Wehrfeldes, die Zu- und Ablaufrinne des Kraftwerkes und ein Teil der Brücke wurden erheblich beschädigt.
Das neue Kraftwerk samt Brücke und Wehr wurde von der Direktion für die Errichtung von Wasserstraßen auf der Strecke Hradec Králové – Předměřice ausgearbeitet und sollte im darauffolgenden Jahr gebaut werden, aber insbesondere Streitigkeiten über Entschädigungsfragen und Unstimmigkeiten rund um den Neubau zogen sich viele Jahre hin, sodass das neue Kraftwerksprojekt erst 1939 realisiert wurde. Die Bauarbeiten begannen 1940, im Jahr 1943 folgte eine mehrjährige kriegsbedingte Unterbrechung. Die Bauarbeiten wurden 1952 endgültig abgeschlossen. Verantwortlich für den Bau des neuen Gebäudes war das Prager Unternehmen Kindl. Im Gegensatz zum Standort des ursprünglichen Gebäudes wurde das neuere um etwa fünfzig Meter flussabwärts verlegt, um etwaige Beschädigungen durch Witterung zu vermeiden und eine bessere Statik zu gewährleisten. Das Kraftwerk ist sich seit 1953 in Betrieb und wurde 1961 um einen Hochwasserschutzdamm ergänzt.
Es handelt sich um ein funktionalistisches Gebäude, das den architektonischen Prinzipien von Le Corbusier folgt. Das Bauwerk verfügt über Streifenfenster, einen freien Grundriss, eine freie Fassade und Stahlbeton. Der Funktionalität des Gebäudes wurde Vorrang vor der ästhetischen Gestaltung des Äußeren eingeräumt. Das Gebäude wird durch Blockfenster gegliedert, die aus feststehenden und zu öffnenden Fensterscheiben in zwei Reihen bestehen und breite Fensterbretter und Nischen aufweisen. Das Gebäude hat eine glatte, beigefarbene Fassade.
Das Kraftwerk befindet sich auf der rechten Seite des Stauwehrs, welches beweglich ist und aus zwei Feldern besteht. Die Funktionshöhe des Wehrs beträgt 4,08 m. Das Kraftwerk besitzt eine Kaplan-Turbine, ein Produkt der Vereinigten Maschinenfabriken und Gießereien Brünn. Das Gebäude enthält auch Wohnräume, nämlich zwei Wohneinheiten und ein Büro für den Betreiber, sowie eine Werkstatt und ein Lager.
Derzeit fallen Teile der Anlage, nämlich das Wehr, die Befestigung oberhalb des Wehrs und die linke Seite unterhalb des Wehrs, in die Verwaltung des Einzugsgebiets Elbe, während das Gebäude des Kraftwerks ein Eigentum von Hydročez a.s. ist und die Brücke durch die SÚS Hradec Králové verwaltet wird.
Das Kraftwerk hat eine interessante Geschichte hinter sich, in der es zum Einsturz des alten Gebäudes und dem Bau eines neuen Kraftwerks mit Brücke und Wehr kam, ebenso spannend sind die Gerichtsverfahren über die Schuldfrage in Bezug auf den Einsturz. Die jetzige Form und Funktionalität hat sich bewährt, und das Gebäude ist bis heute funktionsfähig und zeitgemäß. Man kann sagen, dass das Kraftwerk gegenwärtig behutsam in die Umgebung integriert ist.
Barbora Kašubová, Martina Valchářová, Tomáš Lorenc
Denkmalschutz
Kein Denkmalschutz verzeichnet.
Quellen
- Státní okresní archiv Hradec Králové, fond firmy Voženílek, sign. 2478/69
Literatur
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Jez a vodní elektrárna, Industriální topologie
www.industrialnitopografie.cz/karta.php -
Hydroelektrárna a jez na Labi Předměřice nad Labem, Památkový katalog, dostupné online: https://pamatkovykatalog.cz/hydroelektrarna-a-jez-na-labi-predmerice-nad-labem-22456997