Die Gründung der Tschechoslowakischen Republik im Jahr 1918 leitete eine weitere dynamische Entwicklungsphase für die Stadt Hradec Králové ein. Bereits in den Vorkriegsjahren hatte die Stadtverwaltung versucht, die Stadt zum Sitz einiger zentraler Einrichtungen zu machen. Dank der Bemühungen von Bürgermeister Ulrich wurde die erste neu gegründete Einrichtung die Direktion der Tschechoslowakischen Staatseisenbahn, die im August 1920 ihre Tätigkeit aufnahm. 1919-1924 wurden an den heutigen Straßen Klumparova, Mánesova und Střelecká nach einem Projekt von Oldřich Liska Wohnhäuser für die Mitarbeiter der Eisenbahn gebaut.
Die Urheberschaft von Oldřich Liska konnte für die beiden Eisenbahnerhäuser in einer der Straßen (Karla IV.) nicht bestätigt werden, ist aber angesichts seiner Entwürfe der anderen Wohnhäuser für die Bahnbediensteten und dem Datums der Errichtung dieser Gebäude sehr wahrscheinlich. Auch die formale Ähnlichkeit der Fassadendekoration deutet auf die Urheberschaft von Liska hin. Der Bau des Hauses mit der Konskriptionsnummer 640 wurde im August 1923 abgeschlossen und der Bau eines identen Hauses mit der Konskriptionsnummer 641 im Januar 1924.
Beide Objekte haben den gleichen rechteckigen Grundriss. Die Häuser sind Richtung Nordosten ausgerichtet, mit der Stirnseite zur Straßenseite, und bestehen aus vier Geschossen und einem Untergeschoss. Jede Etage verfügt über zwei Dreizimmerwohnungen mit Küche und Bad. Die Wohnungen sind symmetrisch entlang der Achse des Treppenhauses konzipiert, das sich in der Mitte des Gebäudes befindet.
Im Erdgeschoss des Hauses befanden sich vermutlich keine Geschäftsräumlichkeiten, sondern ebenfalls Wohnräume. Im Untergeschoss befanden sich neben Kellerabteilen auch eine Waschküche und Badezimmer (zu technischen Zwecken, jede Wohnung verfügte über ein eigenes Badezimmer). Neben dem Keller standen den Mietern auch die Räumlichkeiten des Dachbodens zur Verfügung.
Die gesamte Fassade des Hauses ist vom Neoklassizismus inspiriert. Das Erdgeschoss ist mit Lisenen verziert, am Eingangsportal sind reliefartige Andeutungen von antiken Pilastern zu sehen. Ergänzt wird die Fassade durch den Reliefschmuck am Haus mit der Nummer 641: einen männlichen und einen weiblichen Akt oberhalb der äußeren Fenster und Vögel an den beiden mittleren Fenstern: links zwei Störche, rechts zwei Auerhühner. In einem kleineren Reliefstreifen oberhalb der Fenster des zweiten Stocks ist das stilisierte Logo der Tschechoslowakischen Eisenbahn zu sehen, das an den Zweck erinnert, für den beide Häuser gebaut wurden. Die Fassade des benachbarten Hauses (Nr. 640) ist nahezu identisch, abgesehen von der abgebildeten Fauna. Anstelle von Vögeln sind die beiden mittleren Fenster mit je einem Relief von kämpfenden Ziegen verziert; ähnliche Motive finden sich auch an der Fassade der benachbarten Häuser (Nr. 613 und 614), ebenfalls paarweise. Außerdem befinden sich am Haus Nr. 640 Reliefs eines männlichen und eines weiblichen Akts, und der Rest der Fassade ist mit Art-Déco-Elementen verziert, die früheren Projekten von Oldřich Liska sehr ähnlich sind. Diese Tatsache deutet auf die Möglichkeit hin, dass Oldřich Liska der Autor mehrerer Häuser in der Gegend ist und dass auch derselbe Künstler an der Reliefdekoration aller vier Häuser gearbeitet hat.
Frederik Lampert
Die Wohnhäuser für Angestellte der Staatseisenbahn befinden sich im denkmalgeschützten Teil der Stadt Hradec Králové.