František Ulrich (1859–1939) ist eng mit der Stadt Hradec Králové verbunden, und zwar vor allem als Kunstliebhaber und Bürgermeister. Er war zunächst für die Partei der Jungtschechen, später für die Tschechoslowakische Nationaldemokratische Partei tätig und übte das Amt des Bürgermeisters von 1895 bis 1929 aus. Ulrich machte sich durch seine Tätigkeit merklich verdient um das moderne Erscheinungsbild und die vielseitige Entwicklung der Stadt. Nach seiner Matura studierte Ulrich an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Karlsuniversität in Prag, wo er im Jahr 1881 promovierte. Während seiner Studienzeit war er literarisch tätig; 1878 beteiligte er sich an der Herausgabe des Literatur-Almanachs Máj. Im Jahr 1888 eröffnete Ulrich seine eigene Rechtsanwaltskanzlei in Hradec Králové. Später wurde er in den Gemeinderat gewählt und am 6. Februar 1895 wurde er Bürgermeister der Stadt. 1901 wurde Ulrich als Abgeordneter der Freisinnigen Nationalpartei in den Böhmischen Landtag gewählt.
Auf seine Einladung arbeiteten Architekten wie Jan Kotěra oder dessen Schüler Josef Gočár, den Ulrich im Jahr 1924 für die Regulierung des historischen Stadtzentrums, des Grünstreifens nördlich der Stadtmauern und weiterer Stadtteile engagierte, an der Errichtung neuer Bauwerke in der Stadt. Außerdem wurde auch der Stadtplaner Vladimír Zákrejs eingeladen, um einen Regulierungsplan zu entwerfen und das Projekt Groß-Hradec-Králové zu planen. Die Vorstellung einer vereinheitlichten ostböhmischen Metropole konnte Ulrich zu Lebzeiten jedoch nicht mehr realisieren. Parallel zu den oben genannten Engagements förderte Ulrich Wettbewerbe: Neben einzelnen öffentlichen Bauten wurde 1908 ein Wettbewerb für einen einheitlichen Regulierungsplan ausgeschrieben, aus dem der einheitliche Plan von Václav Rejchl jr. und Oldřich Liska hervorging.
Die bronzene Büste zum Andenken an den Bürgermeister František Ulrich wurde in den Räumlichkeiten der ehemaligen Direktion der Staatsbahnen errichtet, in denen sich heute staatliche Ämter und die Direktion der Polizei des Kreises Hradec Králové befinden; sie befindet sich auf einer Pylone aus Holz. Angefertigt hat sie der akademische Bildhauer Karel Samohrd (1895–1970) im Jahr 1928, gegossen wurde sie im selben Jahr von František Barták in Prag. Der Bildhauer Samohrd absolvierte die Steinbildhauerschule in Hořice und später die Bildhauerklasse von Jan Štursa. Ab 1925 besaß Samohrd ein eigenes Atelier in Hořice; dort arbeitete er auch an Ulrichs Büste. Im Unterschied zu seinen anderen monumentalen Denkmälern fasste der Bildhauer die Statuen bedeutender Persönlichkeiten ziviler auf, oft künstlerisch schlicht, was seine Ausbildung bei Štursa widerspiegelt. Beispiele hierfür sind das Denkmal für Alois Jirásek im Anzug, das sich in Nový Bydžov befindet, oder die Büste des Komponisten Jan Malát in Hořice. In ähnlichem Stil wurde auch Ulrichs Büste für Hradec Králové gestaltet, die sich im Gegensatz zu anderen künstlerischen Porträts des Bürgermeisters, wie etwa die bekannte Zeichnung von Max Švabinský, weder durch Expressivität noch durch versuchte Monumentalisierung auszeichnet. Die Büste wurde vom Architekten Gočár in der Eingangshalle des konstruktivistischen Büros aufgestellt, als Pendant zu dem großen Glasfenster, einem Werk Josef Kaplický, das die Errungenschaften der modernen Welt und des Handels darstellt.
LZL und JFB