Am 9. Mai 1955 wurde anlässlich des 10jährigen Kriegsendes und der damit verbundenen Be-freiung der Tschechoslowakei das Grab von sechs Rotarmisten enthüllt. Die Soldaten waren in der Umgebung von Hradec Králové kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs gefallen. Das Denkmal, das über eine Stele verfügt, wurde neben auf dem Friedhof von Kukleny direkt neben dem Weg errichtet und von Vladimír Mertlík (1911–1985), einem Bildhauer aus der Region, ge-staltet. Anlässlich des zehnten Jahrestages der Befreiung wurden die Leichen der Rotarmisten aus ihren früheren Gräbern exhumiert und in einem gemeinsamen Grab beigesetzt. Die Kunst-historikerin Martina Vítková schreibt auf Grundlage eines Textes der Zeitung Nové Hradecko Folgendes über die Identität der Soldaten: „Beim Todesmarsch im Februar starben drei Männer an Hunger und Erschöpfung. Zwei Männer hat man in Plačice festgenommen, sie wurden bei einem Fluchtversuch angeschossen und noch lebend begraben. Der letzte Soldat starb am 1. Juni durch einen Unfall. Namentlich kennt man nur vier der sechs Soldaten: Alexej Ivanov, Niko-laj Mejsov, Gavril Barsov und Sergej N. Barishnikov.“ Ein Artikel aus der Zeitung Nové Hradecko aus dem Jahr 1980 ergänzt, dass Ivanov beim Todesmarsch am 28. Februar 1945 ums Leben kam, Mejsov und Barsov bei einem Fluchtversuch vom Todesmarsch am 2. März, die zwei unbe-kannten Gefangenen beim Todesmarsch am 25. Februar in Kukleny und Barishnikov wurde bei einem Unfall am 1. Juni 1945 erschossen.
Anders als bei traditionellen Kompositionsschemen für Denkmäler gefallener Rotarmisten, wo figurale Plastiken vorherrschen – wie etwa im Fall des Denkmals von Josef Malejovský in Pardu-bice – gestaltete Mertlík das Denkmal als Grab, das von einer dreiteiligen Stele auf einem Sockel gebildet wird. Die Soldaten wurden hier auch tatsächlich beigesetzt. Im unteren Teil der Stele befindet sich ein Bronze-Relief mit der Darstellung eines gebückten Mädchens, das einen Trau-erkranz niederlegt, im mittleren, konischen Teil ein Relief mit dem Symbol der Kommunisti-schen Partei und der Text „Skláníme se před památkou padlých hrdinů Rudé armády 1945“ (dt. „Wir verbeugen uns in Gedenken an die gefallenen Helden der Roten Armee 1945“). Im oberen Teil befindet sich das Relief eines fünfzackigen Sterns. Die Kunsthistorikerin Lucie Rychnovská schreibt über das Denkmal: „[es] verbindet die Funeralikonographie der Vorkriegszeit mit der traditionellen sozialistischen Symbolik.“
Das Relief mit der Mädchenfigur ist ungewöhnlich für ein Rotarmisten-Denkmal in Tschechien. Als Motiv finden wir es häufig auf Denkmälern für im Ersten Weltkrieg gefallene Soldaten, Rot-armisten-Denkmäler verfügten meist über eine Plastik eines Soldaten, wie etwa am Denkmal in der nahegelegenen Ortschaft Praskačka (eine Statue aus Sandstein) oder jenen in Mimoň, Žlu-tice, Chabařovice, Prag (auf dem Olšanské-Friedhof), Brünn (Moravské náměstí), Adamov und anderen Orten (jeweils Metallplastiken). Ein weitererTyp waren abstrakte Stelen, oft ergänzt durch einen fünfzackigen Stern – oder direkt durch einen solchen geformt, wie beim pyramida-len Denkmal im Brünner Stadtteil Královo Pole oder in den Ortschaften Sobotka und Poříčí nad Sázavou. Ein ungewöhnliches Denkmal befindet sich in der Gemeinde Vrčeň in der Region Pil-sen, es wird aus mehreren Quadern mit dem Motiv des orthodoxen Kreuzes gebildet; auf der Spitze des Denkmals befindet sich ein fünfzackiger Stern. Weitere Denkmäler finden wir unter anderem in Holasice oder Lanškroun. Das Denkmal in Hradec Králové knüpft formal an die tra-ditionelle Form von Kriegsgefallenendenkmälern an; seit dem 19. Jahrhundert wurde dort das Leid der Hinterbliebenen, der Mädchen oder Mütter oder die Trauer über den gefallenen Sol-daten dargestellt.
Bei diesem Denkmal handelt es sich nicht um das erste Rotarmisten-Denkmal in der Stadt. Be-reits im Jahr 1948 wurde auf dem Friedhof Pouchov ein Denkmal für Rotarmisten enthüllt; es stammt vom Bildhauer Kulhavý und besteht aus regelmäßigen quaderförmigen Stelen mit er-weitertem Oberteil und kommunistischem, fünfzackigem Stern auf der Spitze. Auch später wur-den Denkmäler für gefallene Rotarmisten errichtet, eines etwa am 5. November 1972 auf dem Friedhof in Malšovice. Es hat die Form einer nicht bearbeiteten konischen Stele aus Stein mit rotem Stern.
LZL
Denkmalschutz
Das Grab der gefallenen Rotarmisten ist unter der Nummer ÚSKP 39304/6-4914 als Kulturdenk-mal eingetragen.
Literatur
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Ve vstupní části kuklenského hřbitova..., Nové Hradecko, roč. XXII, č. 8, 19. února 1989, s. 2
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Ladislav Zikmund-Lender, Sasanky a plavci: Umění ve veřejném prostoru Hradce Králové 1948—1989, Hradec Králové 2015
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Martina Vítková, Padlým Rudoarmějcům, on-line: http://7cernychkominiku.blogspot.com/2013/07/pamatnikpadlym-rudoarmejcum-kukleny.html
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Lucie Rychnová, Marta Daňková, Pomník padlým Rudoarmějcům, on-line: https://sochyamesta.cz/zaznam/18184
Pomník šesti Rudoarmějců, on-line: https://pamatkovykatalog.cz/pomnik-sesti-rudoarmejcu-12605025