Die Statue des Metallarbeiters ist eins der letzten Werke des bedeutenden tschechischen Bild-hauers Josef Škoda (1901–1949). Das etwa einen Meter große Modell wurde auf der Ausstellung Člověk a práce (dt. „Mensch und Arbeit“) in Prag 1946 zum ersten Mal gezeigt. Später war es in der Ausstellung zur Geschichte der revolutionären Bewegung im Haus U Švagerků zu sehen, wo die Tschechoslowakische Kommunistische Partei ihren Sitz hatte. Dieses Modell unterschied sich in einigen Details von der späteren Sandstein-Realisierung, die erst nach Škodas Tod in den Werkstätten der Schule für Bildhauerei in Hořice entstand.
Škodas Modell zeichnet sich durch eine weitaus aufwendigere Drapierung der Kleidung aus, die die Textur des groben, langgezogenen Stoffes besser wiedergibt. Bei der Realisierung aus Sand-stein gibt es im Vergleich zum Modell Taschen auf der Oberseite, und der Schaft des Hammers ist stärker und der Griff des Arbeiters stärker. Škodas Modell, wo der Arbeiter den Schaft ganz am Ende hält, ist allerdings überzeugender, als würde der Arbeiter tatsächlich arbeiten. In der Sandstein-Realisierung hat der Arbeiter feinere Züge und markante Wangenknochen, die dem damaligen männlichen Schönheitsideal entsprechen, und eine stärker definierte Frisur. Aus sta-tischen Gründen wird die Sandsteinstatue von hinten mit einem Pfahl gestützt.
Die Kunsthistorikerin Lucie Rychnová führt an, dass die Metallarbeiter-Statue nach Škodas Tod durch den Regionalen Nationalausschuss in Auftrag gegeben wurde, als Ersatz für die kurz zuvor entfernte Statue des ehemaligen Staatspräsidenten Tomáš Garrigue Masaryk am Náměstí Velké říjnové revoluce (dt. „Platz der Großen Oktoberrevolution“), jedoch konnte in den Archivquel-len kein Beleg für diese Behauptung gefunden werden. Die Presse impliziert, dass die Statue von den Závody vítězného února (dt. „Siegreicher-Februar-Werke“), einem staatlichen Unter-nehmen, für das Firmenareal in Auftrag gegeben wurde.
Josef Škoda arbeitete in den 1930ern an einigen anspruchsvollen Statuen und Plastiken für den öffentlichen Raum. Neben Plastiken aus der lokalen und nationalen Geschichte (Josef V. Pospíšil, Božena Němcová) schuf er auch Allegorien (Zusammenfluss von Elbe und Orlice) und Motive für Arbeit, Industrie und Verkehr. Er kollaborierte mit den Gebrüdern Rejchl und ent-warf Dekorationen ihrer Bauwerke: Reliefs für die Tschechoslowakische Nationalbank in Hradec Králové und allegorische Figuren der Lichtträger am Bahnhofsgebäude. Škoda konzentrierte sein künstlerisches Schaffen auf die realistische Abbildung menschlicher Gestalten; bei Aktdarstel-lungen gab er schlanken Figuren den Vorzug, im Fall der Lichtträger sogar antiken Zügen und Profildarstellungen. Außerdem modellierte er die Kleidung in realistischer Weise, was nicht nur Zeichen seiner künstlerischen Fertigkeit ist, sondern auch ein bedeutungstragendes Element für das soziale oder historische Milieu, in dem sich die dargestellten Figuren befinden. Die detail-lierte, realistische Ausarbeitung der Arbeitskleidung des Metallarbeiters ist deshalb bezeich-nend für Škodas Werk, dies ist auch bei der Statue des Gerbers für die Gerbereischule aus dem Jahr 1930 zu erkennen. In der Kombination von vollständig realistischen und spezifischen Ge-sichtszügen und Details von Kleidung und Arbeitswerkzeugen steht Škodas Zugang konträr zu dem von Václav Bílek, der in Hradec Králové eine Reihe von Skulpturen in der Architektur hin-terließ. Bíleks Charaktere sind eher stilisiert, starr und eine monumentalistische Interpretation des Themas Arbeit.
Das Thema Arbeit – egal ob es sich um Handwerk, Geschäft oder leitende Funktion handelt (vertreten durch Figuren unterschiedlicher Beamter und Direktoren) und ihre exakte Darstel-lung war für Škodas Schaffen charakteristisch, wodurch er sich von den Zugängen seiner zahlrei-chen Zeitgenossen unterschied, die sich bei der Darstellung von Handwerk und Geschäft auf Allegorien beriefen. Škodas Metallarbeiter-Plastik wurde jedoch nach dem Tode des Autors im Jahr 1949 dazu verwendet, um das Thema Arbeit zu repräsentieren, sondern auch, um die Ver-staatlichung von Handwerk und Industrie darzustellen und an die Ideale des Siegreichen Febru-ar 1948 (die Machtübernahme der Kommunisten in der Tschechoslowakei) zu erinnern. Enthüllt wurde die Statue am 21. Februar 1959 in den Siegreicher-Februar-Werken (Závody Vítězného února, n. p., kurz ZVÚ) in Hradec Králové während einer Arbeiterkundgebung, auf der das elf-jährige Jubiläum der Ereignisse von Februar 1948 gefeiert wurde.
Die Betriebszeitung berichtete Folgendes über die Bedeutung der Statue: „In diesen Momenten fielen auch entscheidende Worte seitens unseres Arbeiterkollektivs. Die überwiegende Mehr-heit stellte sich gegen die Republiksumstürzler und trat für eine Einheit des Volkes auf. Deshalb enthüllen wir heute die Statue des Metallarbeiters, als Symbol unserer Arbeit und unseres Kampfes für den Sieg und die Macht der Arbeiterklasse. Diese Plastik möge uns an den Siegrei-chen Februar und an unseren Sieg erinnern. Die Musik spielt das Lied der Arbeit. Das weiße Lei-nen wird langsam von der massiven Statue genommen, schließlich weht sie der Wind fort und das Symbol unserer Arbeit wurde enthüllt.“ Mit den Arbeiterkundgebungen wird Nähe zu den Idealen der kommunistischen Tschechoslowakei und den tschechoslowakisch-sowjetischen Be-ziehungen sowie der Befreiung der Tschechoslowakei durch die Sowjetunion ausgedrückt. Sie fanden jährlich in den ZVÚ statt; ein Personenzug verlief ausgehend von der Třída Českoslo-venské armády über die Stalinova třída (heute Karla IV.), die Chelčického ulice und die Hořická ulice, um vor der Statue des Metallarbeiters im Firmenareal der ZVÚ zu enden, wo sich auch eine Rednertribüne befand. Zwei Jahre später nahmen der Sekretär der Leningrader KSSS, Ivan V. Spiridonov sowie der sowjetische Botschafter in der ČSSR und der tschechoslowakische Bot-schafter in der SSSR am Maiaufmarsch in der Stadt teil. In der Presse wurde über die Ereignisse berichtet: „eine ältere Genossin drängte sich durch die Menschenmenge und umarmte den Ge-nossen Spiridonov wie einen Sohn. (…) Der junge Metallarbeiter Teplík unterhielt sich mit den Genossen auf Russisch.“ Die Arbeiter des ZVÚ wurden von diesem jungen Metallarbeiter vertre-ten, der in den 1950er und 60er Jahren zum Symbol des gesamten Unternehmens wurde.
LZL
Denkmalschutz
Kein Denkmalschutz verzeichnet.
Literatur
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Kovák, symbol naší práce, Únorovec, roč. 1959, č. 7—8, 28. února 1959
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Vítali jsme je jako bratry, Nové Hradecko: Orgán okresního výboru KSČ a ONV v Hradci Králové, roč. 2, 1961, č. 20, 20. 5. 1961
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Ladislav Zikmund-Lender, Sasanky a plavci: Umění ve veřejném prostoru Hradce Králové 1948—1989, Hradec Králové 2015
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Martina Vítková, Josef Škoda, on-line: http://www.socharstvi.info/autori/josef-skoda/
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Lucie Rychnová, Kovák, Sochy a města, on-line: https://sochyamesta.cz/zaznam/18214