Die YMCA (Youth Men’s Christian Association) entstand als Netz an Sport- und Unterbringungseinrichtungen im Jahr 1844 in den Vereinigten Staaten. Die Idee, YMCA-Institutionen auch in der Tschechoslowakei zu errichten, verbreitete sich nach 1918 dank des damaligen Präsidenten T. G. Masaryk, seiner Tochter Alice oder dem Bauingenieur Václav Maria Havel. Offiziell wurde die tschechoslowakische YMCA am konstituierenden Kongress am 21. April 1921 gegründet, doch waren bereits seit 1919 einige lokale YMCA-Organisationen tätig. Als erstes wurde das YMCA-Gebäude in Bratislava nach Plänen der Architekten Jiří Grossmann und Alois Balán errichtet, später begann man mit der Planung einer YMCA in Prag, in der Straße Na Poříčí, nach Plänen von Eduard Hnilička; das Gebäude wurde in den Jahren 1925–1928 realisiert. Auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik wurde als eins der ersten Gebäude das Palais der YMCA in České Budějovice gebaut. Es wurde im Jahr 1920 fertiggestellt, allerdings gleich im Jahr 1923 durch einen Brand zerstört. Das Gebäude in Hradec Králové ist eines der ersten fertiggestellten und erhaltenen YMCA-Gebäude auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik.
Die Pläne sind in zwei Varianten erhalten – eine erste und eine definitive. Die erste Version des Grundrisses ist datiert auf November 1923. Die definitive Version ist nicht datiert, sie entstand vermutlich in den darauffolgenden Monaten. Die Baugenehmigung wurde am 14. November 1923 ausgestellt. Mit den Bauarbeiten hat man sofort darauf begonnen, sie dauerten bis 30. April 1925.
Das Eckgebäude hat den Grundriss eines verkehrten L. Im Haupttrakt, der zur heutigen Gočárova geht, befanden sich eine Mensa mit Küche im Souterrain, ein Lesesaal mit Bücherei im Erdgeschoss, und im ersten, zweiten und dritten Obergeschoss mehrere Ein- und Zweibettzimmer mit gemeinsamen Waschräumen (im definitiven Plan wurden zwei frühere Einbettzimmer zu einem Zweibettzimmer zusammengelegt). Im Nebentrakt, der zur Šafaříkova lag, war eine Werkstatt im Souterrain und gemeinsame Waschräume untergebracht (in der ersten Version des Plans waren Badewannen vorgesehen, im definitiven Duschen), sowie auch ein Heizraum mit Kohlelager, im Erdgeschoss Studierzimmer, ein Büro, Toiletten und ein Treppenhausschacht, im ersten Stock zwei große gemeinsame Schlafsäle, Toiletten und zwei kleinere Zweibettzimmer (das mit Balkon wurde im definitiven Plan umgewidmet zu einem Versammlungsraum, also Besprechungszimmer für die Leitung der YMCA), im zweiten Stock waren sechs Zweibettzimmer und Toiletten, im dritten Stock vier Zimmer für die Angestellten und eine Zwei-Zimmer-Wohnung mit Küche und Badezimmer für den Sekretär der Institution. In jedem Stockwerk befand sich auch eine Waschküche. Der Dachboden wurde, der Beschreibung der fertigen Gebäudes zufolge, auch genutzt: dort befand sich „ein Raum mit zwei Lagern an den Seiten, der Rest wurde zum Aufhängen der Wäsche reserviert.“ Die Zimmer hatten drei Größentypen: 8,3 bis 8,7 m2, 13 bis 18 m2 und 28 bis 30 m2.
Nach zehn Jahren Betrieb bat die YMCA um Befreiung von Einkommenssteuer, denn „79,27 % der Fläche unseres Gebäudes in Hradec Králové dient als Internat für Schüler aus nicht wohlhabenden Familien oder junge staatliche und Privatangestellte und ist der Aufklärungsarbeit gewidmet.“ In dem Antrag wurden auch die im Jahr 1935 gültigen Priese angeführt: Die YMCA in Hradec Králové beherbergte „60 junge Männer und Schüler, deren Unterkunft und Verpflegung monatlich je 369,- bis 494,- Kronen ausmache. Die Beherbergten sind nicht auf Verpflegung in der YMCA angewiesen, doch aufgrund der günstigen Preise greift die Mehrheit von ihnen darauf zurück. Die Preise für ein Zimmer liegen zwischen 120,- und 160,- Kronen und beinhalten Licht, Heizung, Reinigung, Bettwäsche und die Benutzung der Dusche. Mittag- und Abendessen kosten 3,50,- und das Frühstück 1,- Krone.“ Der durchschnittliche Monatslohn betrug im Jahr 1929 für Arbeiter 510 bis 590 Kronen und für Beamte 1 360 Kronen, die Preise für Lebensmittel im Jahr 1928 waren 3,40 Kronen für 1 kg Brot und 16,90 Kronen für 1 kg Schweinefleisch, ein Herrenhemd kostete 24,90 Kronen, Schuhe etwa 100 Kronen (bei der Firma Baťa 99 Kronen).
Im Jahr 1924 servierte die YMCA 300 Mittagessen täglich, und neben dem eigenen Gebäude betrieb die Organisation noch einen Sportplatz im Norden der Stadt und ein Sommerlager im Adlergebirge und eins im Riesengebirge: „Die YMCA unterhält einen sehr schön ausgestatteten Sportplatz neben dem städtischen Schwimmbad (Besucherzahl: 21 696 Personen jährlich) und ermöglicht Knaben einen Aufenthalt im Sommerlager der Organisation.“
Das Gebäude der YMCA von Václav Rejchl jun. ist ein Werk, das er zum Höhepunkt seiner Schaffensperiode errichtete. Für die Fassade kombinierte der Architekt unverputztes Sichtmauerwerk und verputzte Flächen und gestaltete sie plastisch, mit vielen Gesimsen und dekorativen Feldern, für die er den Kontrast von Ziegel und Putz ausnutzte. Das Gebäude hat einen markanten Sockel; zwischen Erdgeschoss und erstem Stock verläuft doppeltes Gesims, das über die gesamte Fassade reicht und oberhalb des Eingangs fließend in das Balkongeländer übergeht. Zwischen erstem und zweiten Stock sind die einzelnen Fensterachsen nur durch längliche Felder unterteilt. Die drei Fenster an der Ecke zur Šafaříkova werden durch eine hervortretende Lisene betont. Das Gebäude hat ein markantes Kranzgesims, das in regelmäßigen Abständen mit Regulae (Platten unterhalb des Gesimses) verstehen ist. Das Zeltdach des zur Gočárova gerichteten Haupttraktes wird von einer beachtenswerten Kuppel mit den Leuchtschrift-Buchstaben „YMCA“ abgeschlossen. Der Name der Organisation sowie ihr Logo (ein rotes, gleichseitiges Dreieck mit blauem Schriftbanner und weißen Buchstaben) sind auf der Kuppel und auch in der Verglasung oberhalb des Eingangs zu finden.
Der Architekt Václav Rejchl jun. war bedeutender Unterstützer der YMCA, nicht nur, dass er den Bau „pro bono“, also freiwillig zum Wohle der Öffentlichkeit, plante; er trug auch 30 000 Kronen zu den insgesamt für den Bau benötigen 810 000 Kronen teil. Wie aus Familienfotos hervorgeht, beteiligte sich auch Jan Rejchl, der jüngere Bruder des Architekten, der damals in Prag Architektur studierte, im Sommer 1924 an den Bauarbeiten des Gebäudes. In den 1930ern war Josef Bartoň-Dobenín ein bedeutender Förderer der Organisation, sodass der Bartoň-Saal im Erdgeschoss nach ihm benannt wurde. Gemäß der Dokumentation aus dem Jahr 1938 dient er „für Knaben als Lesezimmer, abends für Diskussionen und Vorträge für Knaben und Erwachsene.“
Nach der Verstaatlichung um Jahr 1950 wurde das Gebäude zu Kultur- und Erziehungszwecken genutzt, im Jahr 1975 hat man Renovierungsarbeiten vorgenommen und die Ausstattung erneuert, jedoch ist das Gebäude in nahezu ursprünglichen Zustand erhalten geblieben.
LZL