1927 wurde Josef Gočár eingeladen, sich an dem bereits laufenden Projekt für das Palais der Versicherungsgesellschaft Fénix am Wenzelsplatz in Prag zu beteiligen. Ursprünglich wurde das Projekt vom Architekten Friedrich Ehrmann geplant, der den ehemaligen Hauptsitz der Versicherungsgesellschaft an der nahe gelegenen Adresse Ve Smečkách entwarf. Das Gebäude verfügt über eine traditionell aufgefasste, nach hinten versetzte Fassade, die durch flache Gesimse geliedert wird. Das einzige dekorative Element sind die schrägen Fensterfaschen. Die Versicherungsgesellschaft wollte wahrscheinlich das Projekt ihres neuen Hauptsitzes mit dem Namen eines berühmten und tschechischen Architekten schmücken. Gočár entwarf eine modernistische Fassade, unterbrochen von länglichen Fenstern, durch Syenitstreifen verbunden, während die Brüstungsstreifen mit hellem Granit ausgekleidet wurden. Die Zusammenarbeit zwischen Ehrmann und Gočár war vermutlich so gut, so dass sie für die Realisierung der einer Filiale der Versicherung in Hradec Králové erneut zusammenarbeiteten. Das Palais wurde zwischen 4. April und 25. Dezember 1928 gebaut.
Gočárs erster Entwurf der Fassade stammt vom 14. März 1928. Er ist der Entwurf der Außenseiten der beiden gegenüberliegenden Gebäude: südlich das Palais der Versicherungsgesellschaft Fénix, nördlich jenes der Versicherungsgesellschaft Adriatica di Sicurta (Architekt: Bohumír Kozák). Während die Adriatica-Versicherungsgesellschaft in einem kleineren Gebäude untergebracht war, stellte das Palais Fénix einen markanteren Eingriff in die Mánesova-Straße dar. Die Ecken der Gebäude sollten jedoch identisch sein: vom ersten bis zum dritten Stock sollte sich ein abgerundeter Risalit befinden, der von einem Balkon abgeschlossen wird. Im Gegensatz zu den beiden Turmhäusern an der Ostseite des Platzes sollten die Ecken keine Gliederung und auch keine Fensterfaschen aufweisen. Auch für die Erdgeschosse mit Geschäftslokalen war ein offenes Erscheinungsbild und Schaufenster aus Glas geplant. Über den einzelnen Schaufenstern entwarf Gočár einen Glasstreifen mit rechteckigen, horizontalen Füllungen. Die meisten Entwürfe für die Details des Projekts für die Versicherungsgesellschaft Fénix stammen vom April 1928. Josef Gočárs letzter Entwurf für die Versicherungsgesellschaft Fénix ist ein Detail des röhrenförmigen Balkongeländers, datiert auf 20. August 1928, das die laufenden Arbeiten von Gočár an dem Projekt belegt. Wie im Hauptsitz der Versicherungsgesellschaft in Prag hat sich Ehrmann wahrscheinlich auch in Hradec Králové mit der Gestaltung der Innenräume befasst.
Die vom Bauherrn Josef Fňouk unterzeichneten Umsetzungspläne stammen aus dem Juli 1928. Obwohl es sich um eine einzige Konskriptionsnummer (also ein Gebäude) handelt, besteht das Haus aus zwei Teilen: einem Eckteil und einem Trakt mit separatem Eingang und Treppenhaus an der Seitenstraße Mánesova ulice. Beide Teile hatten jedoch einen gemeinsamen Heizraum und einen Kohlelager im Keller. Der Rest der Keller wurde von separaten Mieterkellern durch Backsteintrennwände bewohnt. Beide Teile haben auch einen gemeinsamen Innenhof, in dem es vier Garagen gab. In den Gebäuden im Erdgeschoss befanden sich drei kleinere Geschäfte in der Mánesova ulice, ein größeres Geschäftslokal an der Ecke und das größte in der Gočárova třída (damals Jungmannova). Jedes Geschäft hatte eine Wendeltreppe zu den Lagerräumen, die sich im Mezzanin befanden, sowie eine separate Toilette. Hinter dem größten Geschäftslokal (zur Gočárova třída gerichtet) befand sich noch eine kleine Wohnung, wahrscheinlich für den Hausmeister: Sie enthielt ein Vorzimmer, ein Zimmer, eine Küche, eine Toilette, eine Speisekammer und ein Badezimmer. Der gesamte erste Stock wurde vom Verwaltungssitz der Versicherungsgesellschaft sowie der Wohnung des Direktors eingenommen, die direkt mit dem Büro des Direktors und anderen Büros verbunden war. Vier Zimmer gingen auf die Gočárova třída, die Küche und ein gleich großes Zimmer für das Dienstmädchen mit großem Fenster waren hofseitig ausreichtet. Ein solcher Standard für ein Dienstmädchenzimmer war ungewöhnlich, normalerweise war dieses Zimmer sehr schattig und auch das kleinste in der Wohnung. Die Wohnung des Direktors nahm den gesamten Bereich an der Gočárova třída ein, während sich in den beiden Gebäudeteile, die zur Mánesova ulice und zum Ulrichovo náměstí führten, Büros befanden. Hofseitig befand sich ein Sitzungssaal, straßenseitig neun Büros, eins hofseitig, mit gemeinsamem Gang und einer geräumigen Eingangshalle (Warteraum), zugängig über das Treppenhaus an der Seite der Gočárova třída. Außerdem gab es noch einen Raum, der als Garderobe bezeichnet wurde, und einen Archivraum des Unternehmens. Die obersten Stockwerke waren in beiden Teilen des Hauses voneinander getrennt und verfügten über keinen Durchgang. Im Teil, der zur Mánesova gerichtet lag, befand sich eine kleinere Wohnung mit zwei Zimmern und Küche, und eine größere mit drei Zimmer, mit einem Zimmer für das Dienstmädchen und einer Küche. Im Eckteil befand sich eine Zwei-Zimmer-Wohnung mit Küche und Dienstmädchenzimmer, eine Zwei-Zimmer-Wohnung mit Küche ohne Dienstmädchenzimmer und eine große Vier-Zimmer-Wohnung mit Küche und einem großen Dienstmädchenzimmer. Im dritten Stock war der Grundriss anders: im straßenseitigen Teil, der zur Mánesova ulice lag, befand sich eine kleinere Wohnung mit zwei Zimmern und Küche und eine größere Drei-Zimmer-Wohnung mit Küche und Dienstmädchenzimmer. Der vierte Stock war im Teil, der zur Mánesova lag, als Dachgeschoss konzipiert. Dort war eine Wäscherei mit Trocken- und Bügelraum untergebracht, außerdem befanden sich dort Dachbodenräume. Im Eckteil des Hauses befand sich ebenfalls im vierten Stock das Dachgeschoss, mit Wäscherei, Trocken- und Bügelraum und einem separaten Zimmer für die Bügelmaschine. Im Rest des „turmartigen“ Eckteils gab es zwei Wohnungen: eine Drei- und eine Zwei-Zimmer-Wohnung, beide ohne Dienstmädchenzimmer, genauso wie im fünften Stock. Der „Turm“ wird nicht, wie man vermuten könnte, von einer geraden Dachterrasse abgeschlossen, sondern durch ein niedriges Walmdach.
Es ist beachtenswert, auf welche Art und Weise sich die ältere und neuere Architekturgeschichte zu Gočárs Beteiligung an dem Gebäude stellt: weder Marie Benešová (1958) noch Pavel Panoch (2010) erwähnen in ihren Monografien, dass Gočár sich an der Planung des Gebäudes beteiligte. Obwohl detaillierte Entwürfe zur Fassade einschließlich Details erhalten sind, wird Gočár in der Forschungsliteratur nur als Architekt für das gegenüberliegende Haus der Gebrüder Čerych erwähnt, wo er die Innenräume etnwarf. Beim Prager Palais der Versicherungsgesellschaft Fénix, wo Gočár ebenfalls „nur“ das Äußere entwarf, wird paradoxerweise nur Gočár als Architekt erwähnt, obwohl dessen Beteiligung analog zu jener in Hradec Králové ist. Der Sitz der Versicherungsgesellschaft in Hradec Králové ist genauso ein Werk Gočárs wie jener in Prag.
LZL