1899 gründeten die Brüder David und Bedřich Fanta in Pardubice eine Firma, die sich mit der Verarbeitung von Kerosin befasste. Vor dem Ersten Weltkrieg betrieben die Brüder Fanta in Halíč einen eigenen Bergbau. Nach und nach widmeten sie sich auch der Verarbeitung von Erdöl, das aus den USA oder dem Iran importiert wurde, sowie der Herstellung von Paraffin, Asphaltemulsion, Schmierölen oder Holzkohlenteer. Um 1930 Jahr verfügte das Unternehmen über zwölf Raffinerien in der gesamten Tschechoslowakei, von denen die größte in Pardubice verblieb. Dank der Entwicklung des Straßenverkehrs und der Demokratisierung des Automobils hat die Nachfrage nach Benzin und dessen Verfügbarkeit rapide zugenommen. Mehrere Hersteller befassten sich mit dem Bau eines Tankstellennetzes: Neben der Firma Sphinx war es Fanto, die Firma der Gebrüder Fanta, die dank der strategischen Lage der Raffinerien die gesamte Tschechoslowakei gleichmäßig versorgen konnte.
Josef Gočár wurde zum exklusiven Architekten der Fanto-Tankstellen. Nach seinem Entwurf wurden einige Zapfstellen in Prag gebaut: in Řepy, in Klárov, in Strašnice in Kbely, dann in České Budějovice, in Moravská Ostrava, in Karlovy Vary (nach Marie Benešová wurden alle im Jahr 1934 errichtet), 1935 folgten Tankstellen in Chomutov, in Prag-Žižkov, in Prag-Josefov, in Hrdlořezy und in Duchcov, 1936 in Prag-Ruzyně, Štěrboholy und in Brno, 1940 in Prag-Motol und Krč und 1941-1942 in Zlín, wo es ein Lager daneben gab. Zu dieser Zeit entwarf Gočár auch mehrere nicht realisierte Tankstellen: 1934 in Pilsen, 1935 in Bratislava, Hrabovec und Zbořenec, 1937 in Mladá Boleslav. Darüber hinaus finden sich in Gočárs Nachlass auch Entwürfe für Tankstellen in Prag-Vysočany (1934), Loket (1935-1936), Humpolec (für den Investor Vacuum Oil, 1942-1943), sowie ein weiterer, nicht datierter Entwurf für Košíře, wo die Tankstelle mit einem Anbau der Automechanik-Werkstatt Kuzbach entstehen hätte sollen. Daneben erhielten sich noch einige unbestimmte, typisierende Entwürfe für Fanto-Tankstellen. Zdeněk Lukeš und Pavel Panoch definieren einen Prototyp der Tankstelle: „ein Kiosk in Form einer Schachtel mit zwei Zapfsäulen davor, überdacht von einer geraden Markise, gestützt von subtilen Säulen. Dieses Modell wurde in einer Reihe beachtenswerter Konzepte ausgearbeitet. Die Stirnseite der Kioske bildete eine konvex gewölbte Glasvitrine, die glatte Fassade zierten mit Kletterpflanzen bewachsene Pergolas, oder es befinden sich Werbeschildern und Slogans auf den Dächern.“ Wie die Entwürfe selbst zeigen, neigte Gočár dazu, an einer bestimmten Typologie zu arbeiten, die er gekonnt änderte, variierte und ergänzte.
Gočárs Projekt für Hradec Králové ist auf den 23. Juni 1934 datiert. Die Tankstelle hätte auf einer runden Insel in der heutigen Dukelská třída stehen sollen, mit einem ovalen Grundriss und einer ovalen Markise als Dach. Die Durchfahrt für die Fahrzeuge verlief mittig (von der Nebenstraße zur Hauptstraße); die Zapfsäulen befanden sich in den Brennpunkten des Ellipsoids. Die Zapfsäulen waren an einen Tank angeschlossen, der hinter der Tankstelle auf der Seite zur Kreuzung von Karlova, Střelecká und Resslova stand. Stadtseitig befand sich auf einem größeren, nierenförmigen Untergrund ein kleiner Kiosk mit einer konvexen Glasvitrine, der über eine Toilette verfügte. Auf der Markise befanden sich die Aufschriften
„Fanto“ und „Fantolin“. In Bezug auf die Form des Bauwerks schreibt Lukeš: „Der Architekt bevorzugte einen ovalen Grundriss, in den Entwürfen aus den Jahren um 1940 kann man aber – vermutlich durch den Einfluss der immer stärker werdenden organischen Ästhetik – auch nierenförmige Elemente finden.“ Die Wahl eines ovalen oder nierenförmigen Grundrisses war weniger eine ästhetische Entscheidung des Architekten, sie hatte eher damit zu tun, dass ein ovaler oder nierenförmiger Grundriss besser für die Errichtung der „Inseln“ auf stark befahrenen Straßen in den Städten geeignet war; ein rechteckiger Grundriss wäre störend gewesen. Dies war auch bei der unregelmäßigen „organischen“ Form der Grenze und der Hauptstraße in der Dukelská třída der Fall, die in einem Oval für die Tankstelle endete.
Der Entwurf für die Tankstelle wurde vermutlich nicht realisiert, dennoch findet man ihn weder im Verzeichnis realisierter noch jenem nicht realisierter Tankstellen, die von Marie Benešová im Jahr 1958 erstellt wurden. Gočárs Gestaltung der heutigen Dukelská třída (die Unterteilung in eine Haupt- und eine Nebenstraße und eine ovale Insel mit Tankstelle) ist auf keinen Plänen oder Luftaufnahmen aus den 1930er Jahren zu finden. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass die Tankstelle nicht doch für einige wenige Jahre in Hradec Králové gestanden ist.
LZL