Die ersten Regulierungsarbeiten auf dem Husovo náměstí (Husplatz, nach dem tschechischen Theologen Jan Hus), der später umbenannt wurde in Masarykovo náměstí (Masaryk-Platz, nach dem Präsidenten der ersten Tschechoslowakischen Republik), begannen im Jahr 1923 im Zusammenhang mit der Fertigstellung des Gebäudes der Anglobank. Die Eigentümer der benachbarten Mietshäuser mit den Konskriptionsnummern 510 und 511, die Herren Gustav Honke und František Tomášek, ergriffen die Gelegenheit und entschieden sich, ihre Objekte um ein Stockwerk zu erweitern, sodass ihre Höhe jener des Bankgebäudes entsprach. Das Unternehmen koordinierte vermutlich das Technische Büro der Stadt, da man den Architekten Josef Gočár und seinen Mitarbeiter Josef Fňouk darum bat, eine Vereinheitlichung der Fassaden auszuarbeiten, die als Stirnseite des Platzes fungieren sollten. Auch die Bau- und Wohngenossenschaft für Hradec Králové und Umgebung beteiligte sich an dem Projekt; sie sollte sich um die Bebauung des nordöstlichen Teils des Platzes Richtung Karla IV. kümmern. Der Entwurf für den Aufbau und die neue Fassade der Häuser 510 und 511, die im Jahr 1911 durch den Baumeister Josef Novotný errichtet wurden, entstand im Dezember 1923, unterschrieben wurde er von Josef Fňouk. Zur gleichen Zeit entstanden Pläne für sie sog. „vier Häuser“ bzw. die Stirnseite des Hauses mit vier Eingängen (Nr. 628). Später wurde das Objekt tatsächlich unterteilt und erhielt vier eigenständige Konskriptionsnummern (1278, 1279, 1280 und 628). Unsicher war jedoch Gočárs Fassadenkonzeption. In nicht datierten Entwürfen, die vermutlich dem finalen Projektentwurf (März 1924) vorausgingen, plante Gočár die Häuser mit den Nummern 510, 511 und den Neubau 628 gänzlich anders. Zunächst entwarf er sie mit unverputztem Sichtmauerwerk, das zusammen mit glattem Verputz die Fensterachsen sowie die Fassade in regelmäßigen Lisenen unterteilen sollte. Die Fassade der letzten zwei Stockwerke sollte ausschließlich aus Sichtmauerwerk bestehen. Die gesamte Stirnseite des Hauses wurde von einem geraden Gesims abgeschlossen. Daran schloss offensichtlich der Entwurf aus dem November 1923 an, wo die Flächen aus Sichtmauerwerk kleiner ausfielen und nur mehr in den vertikalen Lisenen vorhanden waren. Im Dezember 1923 entstanden zwei Entwürfe für die Fassade, unterzeichnet von Josef Fňouk. Hierbei wurde zur Gänze auf Sichtmauerwerk verzichtet, Fňouk entwarf für den ersten bis vierten Stock eine vertikale Gliederung durch hohe, markante Lisenen mit doppeltem Profil. Im obersten Stockwerk sollte sich eine Reihe aus kleinen rechteckigen Fenstern befinden, im zweiten Entwurf waren die Fenster rund. Außerdem waren in diesem alternativen Entwurf die Lisenen dreifach ausgefertigt. Erst im Entwurf aus dem Jahr 1924, unterzeichnet von Josef Gočár, zeigt sich die finale Gestalt der markanten Lisenen und das Kranzgesims mit sog. Schwalbenschwänzen, also V-förmigen Abschlüssen zwischen zwei Lisenen. Ähnliche Pläne für die Fassadengestaltung arbeitete Gočár noch im Mai und Juli 1924 aus. Aus dieser Zeit stammt auch der Entwurf für die farbliche Gestaltung: die Lisenen, Umrandungen der Fassadenflächen und deren Füllung sind dunkelbraun eingefärbt, es ist also möglich, dass Gočár an der Idee mit dem Sichtmauerwerk festhielt, indem zumindest die Farbigkeit der Fassade der Kombination von hellem Putz und braun-roten Ziegeln entspricht.
Als Gočár im März 1924 die endgültige Form der Fassade des Platzes konzipierte, samt Gesims mit den sog. Schwalbenschwänzen, fertigte er auch eine Zeichnung mit einer Gesamtansicht des Platzes an. Es zeigt, dass die Idee für eine Statue von T. G. Masaryk, angefertigt durch den Bildhauer Jan Štursa, noch sehr unklar war. Der Entwurf zeigt eine nicht identifizierte Figur in einer Jacke, die in einem lässigen Kontrapost auf einem konischen Sockel mit profiliertem Gesims steht. Mit dem Konzept des öffentlichen Raums selbst befasste man sich erst im Laufe des Jahres 1925. Im Februar wurde die Pflasterung und Platzierung der Statue entworfen, im März entstand ein Entwurf mit Pflasterung „aus Holzspalier“ auf dem Platz selbst, in der Čelakovského und auf dem Baťkovo náměstí (wahrscheinlich vom Technischen Büro der Stadt vorbereitet), im September wurde eine detaillierte Form der Statue entworfen. Der Grundstein für die Statue wurde zum 75. Geburtstag von Masaryk am 8. März 1925 gelegt.Der Entwurf für die Statue wurde nach dem Selbstmord von Jan Štursa am 2. Mai 1925 von Otto Gutfreund übernommen. Die Übergabe des Auftrags wurde in lokalen Medien angezweifelt, im Zusammenhang mit Gutfreunds Denkmal für die Romanfigur der „Großmutter“ (tsch. Babička, nach dem gleichnamigen Roman von Božena Němcová) im Babiččino údolí in Ratibořice, das berechtigte Zweifel hervorrief. Erst am 30. Mai 1926 erstellte Gutfreund einen ausführlicheren Entwurf des Sockels, seiner Basis und der Details. Das Denkmal mit Bronzestatue, die Masaryk in ruhiger, ausgeglichener Haltung mit leicht gebeugtem linken Bein zeigt, wurde zum achten Jahrestag der Grundung der selbständigen Tschechoslowakischen Republik am 28. Oktober 1926 enthüllt. Eine beachtenswerte Hypothese stammt von Kunsthistoriker Jiří T. Kotalík: „Ursprünglich wurden Jan Štursa und Pavel Janák beauftragt [mit dem Denkmal für T. G. Masaryk, Anm.], doch befanden sich die Bildhauer in einer schwierigen Lebens- und Schaffenskrise und waren mit der Arbeit an diesem Werk nicht zufrieden. [...] Nach dem Selbstmord von Štursa übernahm Josef Gočár den Auftrag (im Juli 1925).“ Diese Behauptung sowie die Beteiligung von Janák ließ sich nicht beweisen, frühere Entwürfe und Korrespondenzen beweisen, dass auch zuvor Gočár das Denkmal entwerfen sollte. Im Text „Práce Josefa Gočára v Hradci Králové“ (dt. „Das Werk von Josef Gočár in Hradec Králové“), der 1926-1927 in der Zeitschrift „Styl“ veröffentlicht wurde, schreibt der Architekt Alois Kubíček Folgendes für die Adaption des Masarykovo náměstí: „Es war Gočárs größtes Projekt in Hradec Králové, wo er den besonderen Charakter des Platzes unserer kleinen Stadt vollständig hervorhob, nach jahrelangen regulatorischen Zweifeln; der Platz musste betont werden, da eine Statue Štursas, die unseren ersten Präsidenten zeigt, dort aufgestellt werden sollte.“
Obwohl der Entwurf der Pflasterung im Februar 1925 zur gleichen Zeit wie das Podest und die Geländegestaltung des Platzes (der Platz fällt leicht nach Südwesten ab) erstellt wurde, ist der endgültige Entwurf auf den 4. August desselben Jahres datiert. Der Platz sollte mit Streifen aus grauem Granit und einem dreifarbigen Pflastermosaik gepflastert werden, das aus einem Raster rechteckiger Rahmen bestehen sollte, unterbrochen von einem kreisförmigen Abschnitt, wodurch sich ein separates Feld vor dem Denkmal bildete. Im November entstand noch ein Entwurf für eine niedrige Mauer mit Granitverkleidung als Pendant zum Denkmal. Davor wurde vermutlich der undatierte Bepflanzungsplan mit viel Grün erstellt: geplant waren ein Rasenstreifen, der einen kreisförmigen Abschnitt des Platzes säumt, eine niedrige Strauchkordon vorne, an den Seiten und an der Stirnseite, und eine Reihe niedriger Bäume hinter dem Denkmal. Diese Landschaftsgestaltung wurde schließlich das Konzept von Leopold Batěk aus dem Jahr 1922 ersetzt.
LZL
Der Masaryk-Platz befindet sich im denkmalgeschützten Teil der Stadt Hradec Králové.
- Národní technické muzeum, Archiv architektury a stavitelství, fond č. 14, Josef Gočár, návrhy Masarykova (Husova) náměstí, karton č. 20100916/01, 20110309/04 a 20060925/01
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Pomník presidenta T. G. Masaryka, Osvěta lidu, 1924, roč. XXVII., č. 27, 18. 4. 1924, s. 3
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Kraj královéhradecký, 1925, č. 20, s. 1
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František Tichý, Monumentální pomník presidenta Masaryka, Kraj královéhradecký, roč. 1926, č. 82, nepag.
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Prezident Masaryk v Hradci Králové, Osvěta lidu, 1929, roč. XXXII., č. 40, 25. 5. 1929, s. 1–2
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Alois Kubíček, Práce Josefa Gočára v Hradci Králové, Styl, 1926–1927, roč. VII. (XII.), č. 7–9, s. 113–116
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[Josef Gočár], K pracím Josefa Gočára, Styl, 1926–1927, roč. VII. (XII.), č. 7–9, s. 153–154
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Vojtěch Vanický, Josef Gočár: regulace města Hradce Králové, Stavitel, 1928, roč. IX., s. 118
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Marie Benešová, Josef Gočár, Praha 1958, s. 18
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Marie Benešová; František Toman; Jan Jakl, Salón republiky: Moderní architektura Hradce Králové, Hradec Králové 2000, s. 8–9, s. 79
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Zdeněk Lukeš; Pavel Panoch; Daniela Karasová; Jiří T. Kotalík, Josef Gočár, Praha 2010, s. 106–107, 243 a 335
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Ladislav Zikmund-Lender, Jaroslava Pospíšilová, Masarykovo (Husovo) náměstí, in: Ladislav Zikmund-Lender; Jiří Zikmund (eds.), Architektura Hradce Králové na fotografiích Josefa Sudka, Hradec Králové 2014, s. 91–93