Gočárs Projekt für Ladislav Duran, Co-Eigentümer der Großbäckerei Duran & Řehák, ist mit Oktober 1926 datiert. Erhalten hat sich lediglich der Entwurf des Exterieurs, der von Gočárs Regulierung des Ulrichovo náměstí und seiner Umgebung ausging. Der Architekt entwarf ein unauffälliges Objekt mit schräger Ecke im nordwestlichen Teil des Platzes, er verfügt über markante Fensterfaschen und große, dreiteilige, fast quadratische Fenster und ein offener Parterre mit Geschäftsräumlichkeiten. Dort sollten zehn Läden untergebracht werden, der größte davon sollte sich an der Ecke des Ulrichovo náměstí und der K. H. Mácha befinden. Gočár rechnete offensichtlich auch mit einem verglasten Mezzanin oberhalb des Erdgeschosses, wo sich Lagerräumlichkeiten befinden sollten. Der Hauseingang befand sich am Ulrichovo náměstí und war mit einer versetzten Türumrahmung versehen. Es ist möglich, dass das gesamte Erdgeschoss in Gočárs Entwurf mit Platten aus Stein ausgekleidet oder andersartig farblich und materiell unterteilt werden sollte, davon zeugt eine subtile Linie, die das Erdgeschoss von den anderen Stockwerken trennte. Mit Sicherheit lässt sich jedoch nicht davon ausgehen.
Allem Anschein nach ändere der Unternehmer Duran sein Vorhaben, in ein von Gočár geplantes Projekt zu investieren, und im Jahr darauf begann hier die Versicherungsanstalt für Angestellte der tschechoslowakischen Staatsbahnen mit der Errichtung eines Hauses. Die Baugenehmigung wurde am 12. September 1927 vergeben, die Bauarbeiten dauerten von 22. August 1927 bis 15. Juni 1928, der Genehmigungsbescheid ist auf 13. Juli 1928 datiert. Unterzeichnet hat das Projekt der Baumeister František Komárek aus Svobodné Dvory.
Der Souterrain enthielt zwei separate Kellerräumlichkeiten, eine große mit acht Kellerabteilen (die andere Kellerräumlichkeit war vermutlich auch unterteilt, insgesamt waren es also sechzehn Kojen gab). Darüber hinaus befand sich hier ein Gemeinschaftsraum und ein kleines Büro mit Fenstern in den niedriger gelegenen Hof sowie eine kleine Wohnung für den Hausmeister mit Küche, Zimmer und Bad. Auch der Heizraum für die Zentralheizung und ein Lager mit selbständigem Aufzug vom Gehsteig aus befand sich hier. Das Parterre wurde im Vergleich zu Gočárs Entwurf geändert: Es gab nur mehr drei größere Läden sowie die Zentrale der Versicherungsanstalt, die sich an der Ecke und straßenseitig zur K. H. Mácha befand. Der Sitz umfasste einen Warteraum hinter dem Haupteingang an der Ecke, einen Raum der als „Liquidierung“ bezeichnet war, ein Archiv, eine Rechnungsabteilung und die Direktion samt Vorzimmer. Im anderen Gebäudetrakt befand sich hinter zwei der Läden eine Wohnung mit hofseitigen Fenstern. Sie verfügte über ein Vorzimmer, Badezimmer, eine Toilette, Speisekammer, Küche und ein Zimmer. Im ersten Obergeschoss befanden sich insgesamt drei Wohneinheiten. Die kleinste Wohnung lag an der Ecke, sie enthielt Schlafzimmer, Wohnzimmer, Küche und Zubehör. Zum Ulrichovo náměstí hin lag eine Wohnung, in die zwei Treppen aus dem Mezzanin führten, sie hatte also auch zwei Eingänge. Einer führte in den Teil der Wohnung mit zwei Zimmern, Schlafzimmer und Küche, der andere in eine Ordination mit Wartezimmer. Die Ordination war mit dem Vorzimmer der Wohnung verbunden. Erhalten haben sich auch ältere Pläne vom 13. August 1927, auch von Komárek unterzeichnet, wo sich im ersten Stock vier Wohneinheiten befinden – die kleinste Wohnung befindet sich dort, wo sich später die Ordination befand. Die Pläne der oberen Stockwerke wurden ab August nicht mehr geändert, in zweiten und dritten Stock befanden sich immer insgesamt fünf Wohnungen, eine mit zwei Zimmern (Schlafzimmer und Küche), zwei mit je einem Wohnzimmer, Schlafzimmer und einer Küche und zwei Ein-Zimmer-Wohnungen mit Küche. Im Dachgeschoss unterhalb des Schrägdaches wurden straßenseitig insgesamt zwanzig Dachbodenabteile geplant, hofseitig zwei kleine Wohnungen mit zwei Zimmern (doch auch diese hatten eine Speisekammer, Toilette und ein Badezimmer), an der Ecke waren ein Gemeinschaftsraum und eine Waschküche.
František Komárek übernahm die Ideen aus dem knapp ein Jahr alten Entwurf Gočárs für seine Pläne, wobei es zu einer Ergänzung kam: Am Dach wurden vier Dachgauben angebracht, welche allerdings durch das Bauamt nicht genehmigt wurden. In Komáreks Entwurf ist auch die Materialzusammensetzung klarer: Das Parterre sollte mit einem Imitat aus Steinverkleidung versehen werden, wie an allen Fassaden, die zum Platz gerichtet waren, für den Putz sollte sog. Reformputz verwendet werden, die Fensterfaschen sollten hingegen mit einer Imitation des sog. Ulmer Granits versehen werden. Oberhalb des Eingangs in die Versicherungsanstalt, der sich an der Ecke befand, plante Komárek eine metallene Markise mit dem Schriftzug der Einrichtung. Gočár war offensichtlich mit der Übernahme des Entwurfs durch Komárek einverstanden, denn er übernahm das aktualisierte Projekt in seinen 1928 entstandenen Entwurf der Regulierung des gesamten Blockes. Zeitgenössische Fotografien zeugen jedoch davon, dass die Fensterfaschen schließlich beseitigt wurden und die Fassade ein moderneres Erscheinungsbild bekam. Vielleicht geschah dies auch auf Gočárs Wunsch, denn in seinem Entwurf der Regulierung des gesamten Blockes mit der Nr. XVIII. vom 14. April 1928 waren die Faschen auf dem Gebäude nicht mehr dargestellt.
LZL
Denkmalschutz
Das Mietshaus der Versicherungsanstalt der tschechoslowaksichen Staatsbahnen befindet sich im denkmalgeschützten Teil der Stadt Hradec Králové
Quellen
- Národní technické muzeum, Archiv architektury a stavitelství, fond Josef Gočár, č. 14, inv. č. 20041209/03 a 20110309/04
- Státní okresní archiv v Hradci Králové, Archiv města Hradec Králové, fond Berní správa, dokumentace k čp. 735
Literatur
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Marie Benešová, Josef Gočár, Praha 1958, s. 50