Nachdem er es bereits mehrere Jahre gemietet hatte, kaufte der Hotelier Jaroslav Urban das Grandhotel in Hradec Králové. Bürgermeister František Ulrich unterstützte die Privatisierung des Gebäudes, das sich bis dato im Eigentum der Kreisverwaltung befand. Im Jahr 1927 entschloss sich der Hotelier, die Kapazitäten des Neorokoko-Hotels aus dem Jahr 1898 zu erweitern. Wegen seiner engen freundschaftlichen Beziehungen mit František Ulrich, der in regem Kontakt mit führenden Architekten aus dem Kreis um Jan Kotěra stand, allen voran Josef Gočár, wandte sich Urban zunächst an diesen.
Josef Gočár stellte das Projekt für den Umbau und Aufbau des Hotels am 10. Februar 1927 fertig. Erhalten blieben nur zwei Pläne: Der Grundriss des Erdgeschosses und eines Obergeschosses. Schon im Dezember stellte der Architekt die definitiven Pläne fertig, die auch durch den Architekten und Baumeister Josef Fňouk realisiert wurden. Fňouk war Gočárs enger Mitarbeiter und Freund: Die beiden arbeiteten gemeinsam an der Realisierung der Umgestaltung des Masarykovo náměstí und des Ulrichovo náměstí, und Josef Fňouk arbeitete zwischen 1928 und 1929 das Realisierungsprojekt und die Innendisposition dieses Gebäudes aus. Es ist möglich, dass es auf demselben Grundriss auch zu einer Zusammenarbeit von Gočár und Fňouk für das Projekt des Hotels Grand kam. Vergleichen wir Gočárs Entwurf und Fňouks Realisierungsentwurf für die Innendisposition, gibt es nur wenige Unterscheide bei unauffälligen Details.
Gočár plante Änderungen im Betrieb des ehemaligen Haus der Kreisvertretung von Kotěra, wo ein neues Büro entstehen hätte sollen, und bei dem Gebäude im Hof, so gelangte man durch den Eingang von der heutigen Třída ČSA in eine geräumige Hotelhalle. Im finalen Projekt von Fňouk wiederholt sich diese Idee (nur dass hier offenbar keine Dachbeleuchtung am Ende der Hotelhalle geplant war), Fňouk ging noch weiter, als er die ehemalige kleinere Hotelhalle mit Garderobe im Haus der Kreisvertretung auflassen wollte. Anders als von Gočár vorgesehen entwarf Fňouk noch ein kleineres Hotelbüro im letzten Feld des Cafés, straßenseitig zur Třída ČSA gelegen. Am Eingang von Café und Restaurant aus der Haupthalle des Hotels plante Gočár eine Garderobe, während Fňouk nicht daran dachte, wo die Gäste ihre Oberbekleidung ablegen könnten, und die ursprünglich hier geplanten Toiletten bestehen ließ. In Gočárs Entwürfen befanden sich nur zwei Toiletten im Erdgeschoss: Im Haus der Kreisvertretung und im Palmengarten, in Fňouks Entwurf waren es insgesamt drei, inklusive jene in der Haupthalle im Eckteil des Hotels. Auch die Konzeption des ersten Stockes war verschieden, insbesondere im Eckteil: Gočár plante ein großes Appartement mit drei Zimmern, Badezimmer mit Wanne, das den Eckbereich einnahm und straßenseitig entlang der Třída ČSA lag. Zur andere Straße (Palackého) hin lag noch ein Luxuszimmer mit eigenem Bad und Badewanne. Fňouk entwarf ein Appartement mit vier Zimmern und Badezimmer im Obergeschoss des ehemaligen Palmengartens, außerdem gab es noch weiteres Appartement, das im Bedarfsfall offensichtlich in kleinere Einheiten unterteilt werden konnte. Im Trakt, der zur Palackého führte, entwarf Gočár ein großes Billardzimmer im Obergeschoss, Fňouk hingegen nutzte den Raum ebenfalls zur Unterbringung von Hotelgästen. Gočárs Entwurf beinhaltete vierzehn Zimmer, ein Billard- und zwei weitere Spielzimmer im Bereich des Palmengartens und des Eckbereichs, Fňouk konzipierte für denselben Bereich zwanzig Zimmer.
Dass Fňouks Projekt und Gočárs Entwurf eher von Parallelen und Kontinuitäten gezeichnet ist, geht nur aus dem Grundriss der Pläne hervor. Man weiß nicht, wie sich Gočár das Äußere des Gebäudes vorstellte. Es ist jedoch möglich, dass die Idee, an den Palmengarten von Kotěra anzuschließen und dessen Konzeption zu kopieren und für die Gestaltung des Eckgebäudes anzuwenden, von Gočár stammt. Obwohl dieser Architekt sehr markante Ideen verfolgte und eigene, originelle Entwürfe erstellte, hatte er großen Respekt gegenüber Kotěra, und auch bei An- und Umbauten älterer Gebäude seines Lehrers wählte er immer einen sehr konformen Zugang und war bemüht, Kotěras Werk nicht durch eigene Inventionen zu zerschlagen, auch wenn das bestehende Konzept bereits veraltet war. Gočár bewies dies im Jahr 1942 beim Wettbewerb für den Anbau an das Städtische Museum in Hradec Králové, das von Kotěra entworfen worden war. Gočárs Entwurf imitierte Kotěras bestehendes Konzept aus allen eingereichten Plänen am treuesten. Es ist also nicht auszuschließen, dass der Architekt auch beim Entwurf einer neuen Fassade des Grandhotels ähnlich hohen Respekt gezeigt hätte, auch wenn Gočár in der zweiten Hälfte desselben Jahres in der unweit gelegenen Stadt Pardubice eine sehr progressive architektonische Geste für das dortige Grandhotel wählte, obwohl es sich im historischen Stadtkern befindet.
LZL
Das Projekt wurde nicht realisiert.
- Národní technické muzeum, Archiv architektury a stavitelství, fond Josef Gočár, č. 14, inv. č. 20060925/02
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Jan Jakl, Sny a vize: Neuskutečněné projekty Josefa Gočára pro Hradec Králové, Hradec Králové 2010, s. 22