Im Jahr 1891 wurde Pražské Předměstí, damals eine Vorstadt und heute ein Stadtviertel von Hradec Králové, zu einer selbständigen Gemeinde. Für diese Zwecke war eine eigene Volksschule nötig. Die Bewohnerinnen und Bewohner sprachen sich bereits zuvor für die Errichtung einer Volksschule aus, denn die nächstgelegene Schule in Kukleny lag für Kinder relativ weit entfernt. Zur Errichtung einer eigenen Schule wählte die Verwaltung ein Grundstück gegenüber der heutigen Sukovy sady. Die Schule sollte den Raum eines geplanten Stadtplatzes abschließen. Im Februar 1896 schreib der Rat einen öffentlichen Wettbewerb aus, bei dem ein Entwurf für das Schulgebäude samt Kostenvoranschlag eingereicht werden sollte. Der Architekt und Bauingenieur Čeněk Křička, der auch Mitglied des lokalen Stadtrats war, gewann den Wettbewerb. Sein Entwurf trug den Namen „Licht, Luft“. Křička war Absolvent der tschechischen Technischen Universität, er hatte bei Prof. Josef Schulz studiert. Zu jener Zeit hatte Křička bereits einige öffentliche Gebäude im Stil der Neorenaissance realisiert, beispielsweise ein Bankgebäude ein Kutná Hora (1894) oder in Kolín (1895). In derselben Stilrichtung gestaltete er auch den Entwurf für das Schulgebäude in Pražské Předměstí. Es handelte sich um einen einstöckigen Bau mit T-förmigem Grundriss und einfachen dekorativen Elementen, was den Anforderungen des ausgeschriebenen Auftrags entsprach: „Eine geschmackvolle Fassade, jedoch keineswegs prachtvoll, und nur an der Stirnseite des Gebäudes verziert.“ Die Stirnseite begrenzen zwei Risalite an den Ecken. Der dominante Eingang wird von zwei Säulen mit ionischem Abschluss gesäumt und von einem Tympanon mit einer Büste des tschechischen Reformpädagogen J. A. Komenský abgeschlossen. Die Fassade des Erdgeschosses, die das umliegende Gelände überragt, wurde über die gesamte Länge mit Bossen und einfachen, schmucklosen Fenstern versehen. An der Grenze zum ersten Stock wurde ein Gurtgesims mit markantem Zahnschnitt angebracht. Im Obergeschoss wurden Fenster mit flach profilierten Fensterfaschen und Fenstergesimsen auf je zwei Konsolen versehen; in den Risaliten wurden halbkreisförmige, nach innen Nischen statt der Fester angebracht. Im Souterrain wurden Kellerabteile eingerichtet. Eine kurze Treppe führte vom Eingang ins Erdgeschoss. Rechts befand sich das Direktorenbüro und die Direktorenwohnung, die aus einer Küche und zwei Zimmern bestand. Auf der linken Seite befanden sich zwei Klassenzimmer, je 72,6 m2 groß, damals für 80 Schülerinnen und Schüler konzipiert, was heute unvorstellbar ist. Im Erdgeschoss wurden weitere vier Klassen untergebracht, nur im mittleren Teil gab es ein Kabinett für die naturwissenschaftlichen Sammlungen. Hinter der Schule wurden ein Garten und ein Sportplatz errichtet. Den Auftrag für das Gebäude realisierte der Prager Bauingenieur Vratislav Pasovský, der selbst am Wettbewerb für das Projekt teilgenommen hatte und den zweiten Platz belegte. Die schnell steigende Zahl von Schülerinnen und Schülern führte dazu, dass das Gebäude bereits im Jahr 1906 um ein weiteres Stockwerk erhöht wurde, dessen Gestalt gänzlich ident mit der ursprünglichen war. Doch auch das reichte nicht, und das Rathaus von Pražské Předměstí musste in den 1930er Jahren eine neue Schule planen; sie befindet sich auf dem heutigen Jiráskovo náměstí und wurde nach Plänen von Gustav Louženský errichtet. Die Bauarbeiten hat man, nach einigen Verzögerungen, erst während des Zweiten Weltkriegs abgeschlossen. Die alte Schule erhielt im Jahr 1938 einen Anbau (Turnhalle) im Hof und in den 1960er Jahren wurde auf dem Grundstück hinter dem Schulgebäude ein neuer, dreistöckiger Pavillon errichtet. Seit den 1970er Jahren ist eine Grundschule für Kunst in dem Areal angesiedelt, die heute auch das Gebäude von Křička nutzt.
MP
Kein Denkmalschutz verzeichnet.
- Státní okresní archiv v Hradci Králové, fond Berní správa Pražské Předměstí, dokumentace k objektu čp. 130