Es ist nicht bekannt, wie Jan Hus tatsächlich aussah; Künstler bedienen sich deshalb oft mittelal-terlichen Illuminationen, die in der Martinitz-Bibel aus dem Jahr 1430 oder dem Jesenský-Kodex aus dem Jahr 1506 zu finden sind. Im Zuge der Erneuerung des Hus-Kultes im 19. Jahrhunderts änderte sich jedoch auch die Darstellung des Reformpredigers: er wurde in Gestalt eines großen schlanken Mannes mit Bart abgebildet, etwa auch auf dem Jugendstil-Denkmal von Ladislav Ša-loun (1870–1946), errichtet im Jahr 1915 auf dem Altstädter Ring (Staroměstské náměstí) in Prag. Ähnlich wurde Hus auch auf dem monumentalen historischen Gemälde von Václav Brožík aus dem Jahr 1883 gezeigt, wo der Geistliche vor dem Konzil in Konstanz abgebildet ist.
Der akademische Bildhauer František Fabiánek (1884–1967) arbeitete im figurativen Stil und tat sich hervor durch die Darstellung von emotionalem Gesichtsausdruck. Er war gelernter Steinmetz, seine Kenntnisse erwarb er in Boskovice. Nachdem er die Abschlussprüfungen an der Steinmetz- und Bildhauereischule in Hořice erfolgreich abgelegt hatte, setzte er seine Ausbildung bei Josef Václav Myslbek an der Akademie der Bildenden Künste in Prag zwischen 1905 und 1910 fort. Im Jahr 1910 gastierte er im Pariser Atelier des französischen Bildhauers Auguste Rodin. Anschlie-ßend lebte und arbeitete Fabiánek in Brno tätig, wo er vier Bronze-Reliefs der heiligen Evangelis-ten für die Kirche des hl. Augustin im Stadtviertel Masarykova čtvrť anfertigte, die in der Kanzel dieser Kirche angebracht sind. 1911 bis 1914 hielt sich der Bildhauer in Hradec Králové auf und arbeitete an einer Büste des Dr. Klumpar sowie an Figuren und dekorativen Details zur Verzierung der Fassaden von privaten und öffentlichen Gebäuden. Von seinem Hradecer Werk sind unter an-derem die Reliefs von drei Altanen unter dem Dach der von Osvald Polívka (1859–1931) entwor-fenen Reservekreditanstalt (Záložní úvěrní ústav) aus den Jahren 1910–1911 erhalten geblieben (heute hat die Galerie für moderne Kunst Hradec Králové dort ihren Sitz). Fabiánek widmete sich in seinem Werk vor allem Porträts, Plastiken und Denkmälern.
Angeblich stand das Denkmal – eine Büste von Jan Hus auf einem hohen Pylonen – ursprünglich im Garten von Herrn Klumpar, der sich in derselben Straße befindet. 1912, als das von Oldřich Liska entworfene Gebetshaus der Tschechoslowakischen Evangelischen Kirche feierlich eröffnet wurde, hat man auch das Hus-Denkmal enthüllt. Fabiánek stellte den Kirchenreformator in den letzten Augenblicken seines Lebens dar, den mageren, bärtigen Kopf gesenkt, wodurch Hus‘ Lei-den ausgedrückt werden sollte. Hinter der linken Schulter ragt offenbar ein verkohltes Stück Holz hervor, vom Scheiterhaufen in Konstanz, wo Hus 1415 verbrannt wurde. Das Motiv des Scheiter-haufens ist auch auf dem Hus-Denkmal in Zbraslav aus dem Jahr 1934, angefertigt vom akademi-schen Bildhauer Josef František Žák, auszumachen. Auch František Bílek, dessen Hus-Denkmal 1941 in Kolín installiert wurde, stellte den Geistlichen ängstlich und leidend dar.
In Hradec Králové befindet sich ein identisches Hus-Denkmal, eine Replik, die der Künstler später angefertigt hat. Sie steht in einen Park (Sukovy sady, damals Fialovy sady).
JFB
Das Jan-Hus-Denkmal befindet sich im denkmalgeschützten Teil der Stadt Hradec Králové.
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