Alois Jirásek (1851–1930) zählte zu Beginn der ersten tschechoslowakischen Republik zu den be-deutenden Persönlichkeiten des gesellschaftlichen und politischen Lebens. Er war Abgeordneter der Tschechoslowakischen Nationalversammlung, dem ersten Parlament der Tschechoslowaki-schen Republik. Im Jahr 1918 hieß er den ersten Staatspräsidenten, T. G. Masaryk, am Prager Wil-son-Bahnhof willkommen. Im Jahr 1920 wurde er Senator in der Nationalversammlung. Er traf sich regelmäßig mit der sog. Freitagsrunde (tsch. „Pátečníky“), in der sich Persönlichkeiten aus Kultur und Politik versammelten) und er wurde vier Mal für den Literaturnobelpreis vorgeschla-gen.
Die Stadt Hradec Králové entschied sich im Jahr 1922, dem Schriftsteller für seine Verdienste zu huldigen, und zwar mit der Errichtung eines Denkmals in den heute nach ihm benannten Jiráskovy sady (dt. „Jirásek-Gärten“). Es wurde von einer Abteilung des Tschechoslowakischen Offiziers-verbands (Svaz československého důstojnictva) in Auftrag gegeben.
Bei dem Denkmal handelt es sich um eine Konstruktoin aus Granit, angefertigt von der Firma Ja-roslav Samek nach Entwürfen des Bildhauers Josef Srdínko (vermutlich) und des Malers Bohumil Lízner (1881–1957). Srdínko absolvierte die berühmte Schule für Bildhauerei in Hořice, der Maler Lízner zählte seinerzeit zu den bedeutendsten Künstlern aus Hradec Králové.
Den obersten Teil des Denkmals bildet eine Sandsteinplatte mit einem Relief von Jiráseks Profil. Sie wurde von Jaroslav Plichta (1886–1970) angefertigt, einem Bildhauer aus Hořice, geboren im unweiten Třebechovice pod Orebem. Unter dem Relief befindet sich die Aufschrift „Mistr Alois Jirásek“ mit den Jahreszahlen 1851–1930. Ein rechteckiges Relief aus Carrara-Marmor mit einer Szene aus der Hussiten-Trilogie „Bratrstvo“ (dt. „Bruderschaft“) bildet einen bedeutenden Be-standteil in der Mitte des Denkmals. Man findet dort ein Zitat aus dem ersten Teil der Trilogie.
Zur feierlichen Enthüllung des Denkmals kam es noch zu Lebzeiten des Schriftstellers – am 4. Juni 1922. Das Profil des Jiráseks wurde erst im Jahr 1931 fertiggestellt, kurz nach seinem Tod. In seinem Aussehen verweist das Denkmal auf die slawische Mystik, der sich Jirásek in seinem Werk widmet. Das Denkmal verfügt über eine symbolhafte Metaphorik, während das Portrait dem Stil des historischen Realismus entspricht. Jan Štursa fertigte noch zu Jiráseks Lebzeiten zwei Büsten an. Die erste, aus Bronze, befindet sich im Foyer des Prager Nationaltheaters, die zweite im Národní sad, einem Park in der Stadt Štramberk.
Im Jahr 2010 wurde das Jirásek-Denkmal generalsaniert, unter einem Entwurf von Aleš Zlatohlá-vek, die Arbeiten wurden vom Unternehmen Kamenoprůmysl Hradec Králové s. r. o. durchge-führt.
JFB
Das Alois-Jirásek-Denkmal in den Jiráskovy sady befindet sich im denkmalgeschützten Teil der Stadt Hradec Králové.
- Státní okresní archiv Hradec Králové, fond Archiv města Hradce Králové NAD: 283 Pamětní kniha, inven-tární číslo 522, s. 115–117
- Státní okresní archiv Hradec Králové, fond Archiv města Hradec Králové 64 Umělecká výzdoba obce – po-mníky, pamětní desky, památníky, inventární číslo 2403, karton 571
-
Jiří Vladimír Tolman, Hrst vzpomínek na starý Hradec Králové, Hradec Králové 1928, s. 123
-
Jiří Malina, Královéhradecké obrázky, Hradec Králové 2006