Mit der Arbeit der allegorischen Statuengruppe „Zusammenfluss von Elbe und Orlice“ (früher auch „Zusammenfluss der Elbe mit der Orlice oder die Liebenden“ genannt), die im Laufe ihrer Geschichte viele positive und negative Kritik bekam, begann Josef Václav Škoda (1901–1949) während seines Studiums bei Otto Gutfreund an der Kunstgewerbeschule in Prag im Jahr 1926. Nach neun Jahren Arbeit stellte Škoda die Skulptur fertig und verbesserte sie. Die Idee für die Statuengruppe stammte aus dem Umfeld der Vereins Kruh přátel umění města Hradce Králové (dt. „Freunde der Kunst Hradec Králové“), der sich um das historische und künstlerische Erbe der tschechischen Vergangenheit kümmert. Sein Vorhaben zur Verschönerung der Jiráskovy sady (dt. „Jirásek-Gärten“), einem Park in Hradec Králové, formulierte der Künstler in einem Brief an den Stadtrat: „wir sind überzeugt, dass ein solches Kunstwerk von dauerhaftem Interesse für die Stadt ist und es eine Bereicherung für die Stadt Hradec Králové darstellt; die neue bildhauerische Arbeit wird zweifellos das Interesse aller Fremden wecken und das Echo der kulturellen Bemühungen und die Unterstützung der Kunst durch die Stadt Hradec Králové stärken, ungeachtet der Unterstützung durch einen strebsamen Künstler, Schüler von Štursa und gebürtig aus Hradec Králové … Wir können Sie versichern, dass die Öffentlichkeit dankbar dafür sein wird.“ Darauf antwortete Karel Mlynář aus dem Stadtrat: „die Statuengruppe Labe und Orlice, von bedeutendem künstlerischen Werk, trägt wie auch Štursas Sieger zu den künstlerischen Sehenswürdigkeiten der Stadt Hradec Králové bei.“
Der Stadtrat und der Verein der Kunstfreunde verhandelten mit Škoda bezüglich der Platzierung der Statuengruppe. Unter den möglichen Varianten befanden sich folgende Stellen: entweder vor dem Eingang in die Jiráskovy sady, oder vor dem Altan beim Restaurant, oder zwischen dem Rosarium und dem Zusammenfluss der beiden Flüsse. Man entschied sich schließlich für letztere Variante. Der Verein gab am 14. Mai 1934 die Empfehlung zur Realisierung der Statue. Der Preis wurde im Vorhinein auf den Betrag von 40.000 Kronen festgelegt. Am 18. Mai einigten sich der Stadtrat, der Verein und der Künstler darauf, die Statue Mitte August zu installieren. Josef Škoda hatte somit acht Wochen Zeit für die Fertigstellung der Arbeit. Obwohl er ursprünglich zehn beantragt hatte, war er dennoch einverstanden. Bald nach dem Abguss im Werk von Karel Barták in Prag-Hrdlořezy und der späteren Installation im Rosarium im August 1934 meldeten sich zahlreiche kritische Stimmen. Die allegorische Statuengruppe war zunächst im Städtischen Museum ausgestellt wurde, wo der Akt als „bloße“ Allegorie betrachtet wurde und niemand einen Einwand eingebracht hatte. Gleich nach der Installierung wurden jedoch konträre Meinungen und negative Kritik geäußert. Als die Skulptur nun nicht mehr im Museum, sondern im Park stand, verkörperte sie für eine Reihe von Bewohnern ein Abbild „schändlicher Pornographie, ungeeignet nicht nur für den Anlick von Kindern.“ Zwei nackte Körper, die im wahrsten Sinne des Wortes auf der Wiese „herumliegen“, das war für die damalige Moral undenkbar, doch war es gerade der Mut des Bildhauers, der der Statue ihre heutige Realitätshaftigkeit verleiht. Sein Lehrer Otto Gutfreund war sich auch sicher, dass sie nicht auf einem kolossalen Sockel, sondern auf der Wiese installiert werden sollte. In der damaligen Zeit handelte es sich um ein mutiges Kunstwerk mit einem großen Maß an Offenheit, die Škoda von seinem ersten Lehrer Jan Štursa gelernt hatte.
Die Statuengruppe „Zusammenfluss der Elbe mit der Orlice“ befindet sich auf einem niedrigen ovalen Untergrund im untersten Zipfel des Parks. Ein zartes, einschlafendes Mädchen (es verköprert Orlice) liegt im Schoß eines Jünglings (er verkörpert die Elbe), der eine Geste mit der Hand macht, die Zärtlichkeit und Respekt ausdrückt. Die schlanken, ätherischen Figuren verkörpern die langen Wege, die die beiden Ströme bis nach Hradec Králové zurücklegen. Durch die feinen Merkmale der Statuengruppe wird die Betrachtung zu einem fast lyrischen Erlebnis. Doch Josef Václav Škoda war nicht der erste Künstler, der durch lyrische menschliche Akte Flüsse darstellte. Diese Tendenz findet sich bereit in der römischen Antike: am Vierströmebrunnen (Fontana die Quattro Fiumi) sind Tiber und Nil durch menschliche Körper dargestellt. Auch im prunkvollen Schloss Versailles findet sich eine ähnliche Darstellung: ein ruhender weiblicher Akt verkörpert den Fluss Marne.
JFB
Die Statuengruppe „Zusammenfluss von Elbe Labe und Orlice“ ist als Kulturdenkmal unter der Nummer ÚSKP 23866/6-563 eingetragen und befindet sich im denkmalgeschützten Teil der Stadt Hradec Králové.
- Státní okresní archiv Hradec Králové, fond Archiv města Hradec Králové 64 Umělecká výzdoba obce – pomníky, pamětní desky, památníky, inventární číslo 2403, karton 571
-
Prokop Toman, Nový slovník československých výtvarných umělců, Praha, 1950, s. 540–541
-
Anděla Horová a kol., Nová encyklopedie českého výtvarného umění, Praha, 1995, s. 826–827
-
Galerie moderního umění, Česká meziválečná plastika: ze sbírek Galerie moderního umění v Hradci Králové, Hradec Králové, 2012, s. 7–8, 12