Ladislav Jan Pospíšil (1838–1893) wurde in Trutnov geboren und war stellvertretender Bürgermeister von Hradec Králové. Während seiner Karriere engagierte er sich für den Abriss der Befestigungsanlage und den Erwerb dieses Bereichs durch die Stadt. Er konnte sein Vorhaben bis zu den finalen Verträgen vorantreiben, unterschrieben wurden sie jedoch erst einige Tage nach seinem plötzlichen Tod.
Die Verhandlungen zur Errichtung eines Denkmals für jenen Mann, der Hradec Králové von den Stadtmauern „befreite“, dauerten verhältnismäßig lang, nämlich 40 Jahre. Genehmigt wurde der Entwurf der Kunstabteilung am 4. Dezember 1926. Darin wurde der Bereich beim Sokol-Pfad (heute befindet sich dort die Hotelschule in der Československé armády) für das Denkmal vorgesehen. Aus den Blöcken der Befestigungsanalage sollte ein Sockel mit einem Relief seines Gesichts zusammengesetzt werden. Dieselbe Abteilung beschloss, das Denkmal zu entwerfen, das dem akademischen Bildhauer Josef Václav Škoda (1901–1949) und dem Architekten Jaroslav Stejskal anvertraut wurde: Gemeinsam sollten sie zwei Entwürfe vorbereiten. Im ersten Entwurf befand sich die Statue direkt unterhalb des Sokol-Pfades und der zweite Entwurf sah eine Stelle gegenüber der Schlosserschule vor. Schließlich wurde Jan Rejchl (1899–1985) zum Architekten gewählt.
Nach Angaben von Škoda und Rejchl genehmigte der Stadtrat im Oktober 1930 den Bau des Denkmals. Am 9. März 1931 fand ein Kommissionsverfahren über den tatsächlichen Standort des Denkmals statt. Die Kommission räumte daraufhin ein, dass der Platz vor der Treppe zum sog. Hus-Haus am besten geeignet sei. Das Denkmal von Pospíšil wurde am 25. Juni 1933 an der Abzweigung zu jener Querstraße errichtet, die auch nach Pospíšil benannt ist, an der Stelle, wo man symbolisch mit dem Abriss der Mauern der Josephinischen Festung begonnen hatte (1884). Im April desselben Jahres wurden die Bildhauerarbeiten der Firma „V. Škoda a syn“ anvertraut. Die Ausgaben sollten sich auf ca. 40.000 Kronen belaufen. Im Mai 1932 wurden der akademische Bildhauer Josef Václav Škoda und die Steinmetzfirma, die dessen Vaters und Bruder leiteten, beauftragt, ein Denkmal basierend auf einem vereinbarten Modell für 53.000 Kronen anzufertigen und aufstellen. Zu dieser Zeit tauchte die Idee wieder auf, das Denkmal für Ladislav Pospíšil aus den Blöcken der ehemaligen Festung zu errichten, aber es waren keine geeigneten übrig geblieben. Daher besteht der Sockel aus Granit.
Die Darstellung des „Befreiers“ (in Bezug auf die Stadtmauern) von Hradec Králové verfügt über eine gewisse Leichtigkeit. Die Figur des Politikers ist mit Plänen oder einer Zeitung in der Hand und einem eleganten Jackett präsentiert, ein freundliches Lächeln im Gesicht, doch zeugt der Gesichtsausdruck auch von Entschlossenheit und Zielstrebigkeit: ein Intellektueller, der zugleich Politiker ist.
Zunächst wollte man das Denkmal am 6. März 1933 enthüllen, dem 40. Todestag des Politikers und zugleich Vorabend des Geburtstags des ersten tschechoslowakischen Staatspräsidenten. Der Bildhauer Škoda bat jedoch um eine Verlängerung der Frist bis zur Fertigstellung des Denkmals, als neuer Termin galt der 15. April. Die Kommission überließ nichts dem Zufall, was auch die präzisen Vorbereitungen für die Errichtung des Denkmals bezeugen: Das Terrain wurde begradigt, der Benzintank verlegt, der Strommasten entfernt, und sogar eine „Generalprobe“ mit dem Modell der Statue wurde veranstaltet. Später übergab Škoda das Modell an die Gießerei Barták in Prag-Hrdlořezy, woraufhin es in Bronze gegossen wurde.
Der Stadtrat einigte sich schließlich auf den 25. Juni 1933 als Datum der feierlichen Enthüllung. Für den Festakt wurden Einladungen angefertigt; auf den Kränzen, die man vor das Denkmal legte, befanden sich Dankesworte: „In ewiger Dankbarkeit – Stadt Hradec Králové“. Auch offizielle Glückwünsche, Telegramme und Entschuldigungen erreichten das Rathaus. Der Festakt wurde von einem Chor aus Nepasice eröffnet, danach hielten der Bürgermeister der Stadt, Josef Pilnáček, sowie der ehemalige Bürgermeister JUDr. František Ulrich eine Rede. Zum Schluss wurde die Nationalhymne gespielt und die offiziellen Gäste trafen sich anschließend im Grandhotel zum Mittagessen.
Die nationalsozialistische Verwaltung bezeichnete das Denkmal als gefährliches Symbol, es wurde entfernt. Lediglich der Granitsockel mit der Aufschrift „Lad. Jan Pospíšil – Osvoboditel města od pout hradebních“ (dt. „Lad. Jan Pospíšil – Befreite die Stadt von den Fesseln der Stadtmauer“) blieb erhalten. Die Bronzeplastik wurde zum Glück nicht eingeschmolzen und ging auch nicht verloren. Am 7. Oktober 1946 wurde sie unbeschädigt an ihren ursprünglichen Platz zurückgebracht und auch Josef Václav Škoda beteiligte sich an der Wiedererrichtung.
Noch heute blickt Ladislav Pospíšil vom Granitpodest auf die nach ihm benannte Straße. Ohne Pospíšils visionäre Haltung würde vieles fehlen, was Hradec Králové zu einer modernen Stadt gemacht hat: Trinkwasser, die Gebäude für Museum und Theater, die Kammerspiele „Česká beseda“, das Gebäude des neuen Krankenhauses und mehr.
JFB
Die Statue von Ladislav Pospíšil befindet sich im denkmalgeschützten Teil der Stadt Hradec Králové .
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