Statue von Božena Němcová

Die berühmte tschechische Schriftstellerin Božena Němcová (1820–1862) hat nicht nur durch ihre Arbeit, sondern auch aufgrund ihres Aussehens viele Künstler inspiriert. Maler oder Bildhauer porträtieren sie oft als schöne junge Frau. 1940 schrieb die Božena-Němcová-Gesellschaft anlässlich des 120. Geburtstages der Schriftstellerin einen öffentlichen Wettbewerb aus: Man wollte ein Denkmal für die Schriftstellerin in Prag errichten. Die Jury bestand aus der Vorsitzenden der Gesellschaft, Anna Marie Tilschová, Vertretern des Rathauses, den Mitgliedern der künstlerischen Kommission Antonín Matějček, Břetislav Benda und Zdeněk Wirth, den Bildhauern Bohumil Kafka und Ladislav Šaloun, dem Maler Max Švabinský und dem Architekten Josef Gočár. Keiner der Projektvorschläge war jedoch erfolgreich. Daher wurde der Wettbewerb 1941 erneut gestartet, aber auch diesmal wurde keiner der drei Vorschläge angenommen. Im Jahr 1948 schreib Božena-Němcová-Gesellschaft deshalb einen weiteren, letzten Wettbewerb aus, den der Bildhauer Karel Pokorný und der Architekt Jaroslav Fragner gewannen. Das Bronzedenkmal für die Schriftstellerin wurde 1950 auf einer Grünfläche gegenüber dem Žofín-Gebäude am Slovanský ostrov in Prag errichtet.

Der Bildhauer Josef Václav Škoda (1901–1949) war einer der erfolglosen Teilnehmer des Prager Wettbewerbs. Er bot seinenen Entwurf des Denkmals für die Schriftstellerin schließlich der Stadt Hradec Králové an, einschließlich des Sockels, der aus abgestuften Prismen aus Božanov-Sandstein besteht. Auf der Vorderseite des Sockels befindet sich die Inschrift „Božena Němcová 1820–1862“. Ursprünglich hatte er geplant, die Statue auf dem Masaryk-Platz zu errichten, der während des Protektorats Böhmen und Mähren in Božena-Němcová-Platz umbenannt wurde. Ursprünglich stand hier das Denkmal des ersten Präsidenten der Tschechoslowakei, T. G. Masaryk, eine Statue von Otto Gutfreund, die jedoch von der NS-Verwaltung entfernt wurde. Josef Škodas Arbeit basierte auf einem bekannten fotografischen Porträt mit einem feinen Schleier. Die gewölbte Stirn ist eindeutig auf das Aussehen von Škodas eigener Frau Olga zurückzuführen, die dem Bildhauer Modell saß. Němcová trägt ein schulterloses Kleid mit tiefen Dekolleté, aber ihr Gesicht ist männlich-robust und wirkt eher verantwortungsbewusst als melancholisch. Škodas Statue spiegelt den Typ der verehrten Frau wider. Eine solche Frau, die sich in männlicher Gesellschaft befindet – in Fraktionen, unter Göttern, Generälen, Königen, Kaisern oder Kriegssiegern – als physisch schönen Akt darzustellen ist ein erster Versuch, eine Frau auf ein Podest zu heben, das ausschließlich für Männer bestimmt war.

Es ist möglich, dass die Nazis die Schriftstellerin benutzen wollten, um die Erinnerung an den ersten tschechoslowakischen Staatspräsidenten zu kaschieren. Das Denkmal aus Božanov-Stein wurde Ende 1941 fertiggestellt. Es sollte im selben Jahr installiert und enthüllt werden, doch wurde dies durch die Ereignisse des Krieges verhindert. Auch nach Kriegsende kam es nicht dazu, denn man brachte die Statue von T. G. Masaryk zurück auf den Platz. Diese verschwand jedoch kurz darauf wieder, woraufhin das Denkmal für Božena Němcova im Jahr 1950 errichte wurde, was Josef Václav Škoda selbst jedoch nicht mehr erlebte, denn er starb 1949. Die Statue wurde anlässlich des 130. Geburtstages von Božena Němcová enthüllt. Das Ereignis erschien im Januar und Februar des Jahres auf den Titelseiten der Lokalzeitung „Pochodeň“, wo sonst nur über Stalin, Militärtechnik oder Erntefeiern berichtet wurde. „Am Samstag, den 4. Februar dieses Jahres, ist es 130 Jahre her, dass Božena Němcová geboren wurde. Mit Sicherheit ein bedeutendes Jubiläum, an das man sich in Prag und an vielen weiteren Orten, an denen Němcová lebte, erinnern wird. (…) Es gibt jedoch nur einen Weg, den besten Weg, um in unserer Region Hradec Králové wieder ein Denkmal zu errichten, und das schönste Denkmal, eins für unsere Schriftstellerin. Es wird diesen Monat stattfinden, am 24. Februar 1950 (…).“ Die Statue von Božena Němcová wurde also neun Jahre nach der Fertigstellung errichtet.

Das Denkmal befindet sich heute vor dem Božena-Němcová-Gymnasium. 2015 wurde das Denkmal im Zuge der Rekonstruktion der Schule gereinigt.

JFB