Die Errichtung eines Volkshauses wurde von der staatlichen Bau-, Einkaufs- und Produktionsgenossenschaft Dělnický dům initiiert. Sie entstand im Jahr 1908 und wurde von der lokalen Sektion der Tschechoslowakischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei verwaltet. Zwei Jahre später kaufte die Genossenschaft um 60 000 Kronen das Gebäude der Schießanlage mit Gartenrestaurant, das sich zwischen den Katastergemeinden Pražské Předměstí und Hradec Králové befand. Auch lokale Parteiorgane, der Arbeiterturnbund und einige Gewerkschaften hatten ihren Sitz in dem Gebäude.
Allmählich zeigte sich, dass die Gebäude für die wachsende Partei und ihre Organisationen nicht ausreichen. Man sammelte weiter Geld und dem Interesse der Mitglieder entgegenzukommen. Die Genossenschaft wandte sich an den Architekten Oldřich Liska und gab ihm den Auftrag, einen Anbau an das Gebäude des Lichtspieltheaters zu entwerfen. Dieses wurde dort seit 1913 in einem Anbau der ehemaligen Schießanlage betrieben. Die Zusammenarbeit mit Liska wurde in den späten 1930er Jahren fortgesetzt, als er einen Auftrag für den Bau der Konsumgenossenschaft und der Ostböhmischen Volksbäckerei erhielt. Der Umbau des Kinos nach Plänen des Architekten begann nach 1920 und in dem hier zitierten Projekt bediente sich Liska maßgeblich an Stilelementen des modernen Klassizismus. Zu den traditionellen Elementen dieses Stils gehörten die Verwendung eines großen Tympanons an der Hauptfassade und vor allem die dominanten Halbsäulen mit Kannelierungen zur Gliederung der Fassade im Erdgeschoss. Eine neuartige Besonderheit des Gebäudes war auch die große Terrasse, durch welche die Fassade aufgewertet wurde. Das wichtigste Element bei der Erweiterung des Kinos war der Bau eines neuen Saals mit einer Kapazität von 800 Personen. Er verfügte über eine zentral steuerbare Heizung. 1924 wurde eine Mehrzweck-Holzhalle gebaut, realisiert durch den Schreiner Jan Krám im benachbarten japanischen Garten.
Im Jahr 1926 wandte sich die Genossenschaft erneut an den Architekten Liska, denn die Verwaltungsräumlichkeiten des Volkshauses waren mittlerweile aus Kapazitätsgründen nicht mehr geeignet. Liska arbeitete ein Projekt für den Umbau des ursprünglichen Gebäudes der Schießanlage aus und beschloss, auch seine ältere Realisierung zu überarbeiten und das Kino zu erweitern. Liskas Entwürfe wurden 1927–1928 realisiert. Der Architekt wählte eine sehr einfache, puristische Fassadengestaltung mit Gesimsen zwischen den Stockwerken. Zugleich entschied er sich, das erweiterte Gebäude dem Haus des Kinos anzugleichen. Das Tympanon und die Terrasse wurden durch ein weiteres Stockwerk ersetzt, abgeschlossen von einem Kranzgesims und mit geradem Dach. Nach seiner Erweiterung erfüllte der Gebäudekomplex wieder die Bedürfnisse der Gewerkschaften und der Partei, die hier zahlreiche neue Büros vorfand. In dem Haus befanden sich auch Übernachtungsmöglichkeiten, Vereinsräume, eine Bibliothek, eine Turnhalle des Arbeiterturnbundes und ein Restaurant mit 300 Plätzen im Erdgeschoss. Teil des Gebäudekomplexes war auch ein großer Theatersaal, in dem bis zu 2 000 Personen Platz fanden.
Auch nach der Vereinigung der Tschechoslowakischen Sozialdemokratischen Partei (ČSSD) mit der Kommunistischen Partei (KSČ) im Jahr 1948 wurde das Gebäude von der Genossenschaft genutzt, und zwar bis ins Jahr 1951, als es vom Regionalen Gewerkschaftsrat übernommen wurde. Es kam zu kleineren baulichen Maßnahmen im Garten, Küchenbereich und in den Sanitäranlagen. Nach der Samtenen Revolution im Jahr 1989 erhielten die Sozialdemokraten das Gebäude zurück. Da bisher keine tiefgreifenden Rekonstruktionsarbeiten vorgenommen wurden, befinden sich Fassaden und Fenster zum Großteil im Originalzustand. Die lokale Sektion der Partei vermietet das ehemalige Kino und das Restaurant zu Geschäftszwecken. Einige Teile des Gebäudes befinden sich in sehr schlechtem Zustand, z. B. die Mehrzweckhalle im Garten.
MB
Kein Denkmalschutz verzeichnet.
- Archiv stavebního odboru Magistrátu města Hradce Králové, Pražské Předměstí, složka – číslo popisné 45
-
Karel Říha (ed.), Hradec Králové v roce 1925, Praha 1925, s. 40
-
Zdeněk Vašata a kol., 100 let Střelnice Hradec Králové, Hradec Králové 2010
-
Ladislav Zikmund-Lender, Struktura města v zeleni: Moderní architektura v Hradci Králové, Hradec Králové 2017, s. 151