Das gemeinsame Unternehmen des Baumeisters Josef Fňouk und des Architekten Oldřich Liska wurde im Februar 1910 gegründet, als Liska seine planerische Tätigkeit für den Bauingenieur begann. Fňouk baute nach den Plänen des Architekten, manchmal kam es auch vor, dass Fňouk auf Wunsch des Bauherrn das ursprüngliche, von Liska entworfene Projekt modifizierte. Die beiden Gesellschafter realisierten zwischen 1910 und 1914 mehrere Bauwerke in Hradec Králové und seiner näheren Umgebung, z. B. die evangelische Kirche von Hradec Králové oder Mietshäuser für die Baugenossenschaft Privatbeamter im Königreich Böhmen, sowie drei benachbarte Wohnhäuser, die auf dem Gebiet der ehemaligen Festungsanlage an der Ecke der heutigen Straßen Albertova, Vrchlického und Čechova errichtet wurden.
Der Bau begann im Jahr 1912 mit dem ersten Projekt für Marie Sálová, ein Jahr später wurde das dritte und letzte Objekt fertiggestellt, der Sitz des Unternehmens von Josef Fňouk und Oldřich Liska. Das mehrstöckige Wohnhaus mit Walmdach stammt aus der frühen Schaffensperiode des Architekten und wurde zwischen Mai 1913 und 16. Dezember 1913 realisiert. Es handelt sich um ein repräsentatives Gebäude; schon aus diesem Grund verfügt es – im Gegensatz zu den zwei anderen Häusern für Marie Sálová und das Ehepaar Hypius – über markante dekorative Elemente. Im ersten Stock wurden neoklassizistische Motive verwendet – kannelierte Halbpilaster neben den Fenstern und ein massives Kranzgesims – sowie unter den Fenstern an der Ecke und oberhalb des Haupteingangs dekorative Reliefs mit Pflanzenmuster, die an den späten deutschen Jugendstil erinnern. Die ostseitige Fassade wurde um einen Risalit und einen Balkon ergänzt, die gartenseitige Westfassade verfügt ebenfalls über einen Balkon.
Das Interieur teilte der Architekt in zwei Wohneinheiten. Von der Albertova-Straße gelangte man in das Vorzimmer mit Treppe. Im westlichen Teil des Hauses wurden Küche und Sanitäranlagen untergebracht, im östlichen Teil Schlafzimmer und Esszimmer, getrennt von einer subtilen Zwischenwand mit Tür. Gewissermaßen wird hier die Glaswand vorweggenommen, die sich in Liskas eigener Villa in der Střelecká-Straße (1932) zwischen Wohnzimmer und Esszimmer befindet. Der erste Stock verfügt über denselben Grundriss wie das Erdgeschoss.
Im Hof befindet sich ein einstöckiges Häuschen. Dort hätte sich eine Waschküche und das Büro des Unternehmen befinden sollen, doch da das Objekt erst Ende 1913 fertiggestellt wurde und die Gesellschafter ihre Zusammenarbeit im Jahr 1914 einstellten, ist unklar, ob sie überhaupt hier tätig waren. Ein möglicher Grund für die Auflösung der Zusammenarbeit sind die unterschiedlichen Ambitionen der beiden Beteiligten. Oldřich Liska legte nämlich im Jahr 1912 die staatliche Baumeisterprüfung ab und konnte somit unabhängig von seinem Partner tätig sein. Josef Fňouk wiederum war immer öfter auch als Projektant tätig und wurde nach der Staatsgründung 1918 zu einem erfolgreichen Architekten (Novák-Garagen, Haus Zum gläsernen Turm). Man nimmt an, dass Liska in diesem Haus bis zur Fertigstellung seines eigenen Wohnhauses in der Švehlova-Straße (errichtet 1922–1923) wohnte.
Das Wohnhaus wurde saniert, die Fenster und das Dach hat man ausgetauscht, außerdem wurden Dachfenster eingesetzt. Erst vor kurzem wurde auch das einstöckige Objekt im Hof renoviert. Das Gebäude wird auch heute noch zu Wohnzwecken genutzt.
MB
Kein Denkmalschutz verzeichnet.
- Archiv stavebního odboru Magistrátu města Hradce Králové, čp. 541
- Státní okresní archiv Hradec Králové, fond Berní správa Hradec Králové, Daň domovní Hradec Králové, inventární číslo 650, číslo popisné 541, karton číslo 101
- Ilona Motejlová, Architektura vil v Hradci Králové 1900–1945, bakalářská diplomová práce (Bc)., Filozofická fakulta Univerzity Palackého v Olomouci, 2011, s. 112