Zwischen den Gemeinden Hradec Králové und Pražské předměstí entstand Anfang des 20. Jahrhunderts eine Reihe von Villen sowie mehrstöckigen Ein- und Mehrfamilienhäusern mit Gärten. Die Auftraggeber waren in erster Linie Beamte, Juristen, Lehrer und Unternehmer – unter ihnen auch Marie Sálová, Ehefrau eines Lehrers, die sich dem Investitionsvorhaben des Architekten Oldřich Liska und des Bauingenieur Josef Fňouk anschloss. Es bestand darin, Grundstücke zu kaufen und Einfamilienhäuser zu errichten. Das Projekt für die Familie von Marie Sálová gilt als Wegbereiter für ähnliche Projekte. Zu beiden Seiten wurden weitere Häuser (Konskriptionsnr. 541 und 540) errichtet.
So wie bei den benachbarten Realisierungen ging es auch in diesem Fall um einen Entwurf des Architekten Oldřich Liska, realisiert durch sein gemeinsam mit Josef Fňouk geleitetes Unternehmen. Das mehrgeschossige Wohnhaus wurde zwischen November 1912 und 26. Juni 1913 gebaut und folgt Liskas traditionellem Konzept der Vorkriegszeit: Elemente des Neoklassizismus, Dekorativismus und des späten deutschen Jugendstils wurden kombiniert. Das Projekt hat sehr formellen Charakter, am Haupteingang und am Erker im ersten Stock sind dekorative Scheiben. Mehrere Gesimse gliedern die Fassade, die Fensterreihe im ersten Stock unterteilen scharfkantige Lisenen. Ein ähnliches Motiv, beeinflusst vom architektonischen Kubismus, verwendete der Architekt auch in seinen in der Nachkriegszeit entstandenen Entwürfen für Mietshäuser in Hradec Králové (an der Adresse Střelecká) und in Pardubice (an der Adresse Čechovo nábřeží). Das monumentale Erscheinungsbild des Objekts verstärkt sich durch das versetzte Kranzgesims, abgeschlossen durch eine robuste Dachkonstruktion.
Die Disposition des Hauses richtet sich nach traditionellen und praktischen Grundsätzen, die auch bei den benachbarten Häusern angewandt wurden. Das unterkellerte Erdgeschoss besteht aus einem Eingangsbereich mit zweiläufiger Treppe, über die man in das Vorzimmer und die Küche gelangte. Genauso wie beim Haus Nr. 541 sind diese Räumlichkeiten zum Garten hin ausgerichtet. Straßenseitig liegen das Schlaf- und Wohnzimmer. Ähnlich ist der Grundriss im ersten Stock, allerdings wurde das Wohnzimmer untergeteilt und in dem Teil mit Erker befand sich ein Zimmer für die Tochter von Marie Sálová. In dem hofseitigen, einstöckigen Anbau befinden sich eine Waschküche und ein Bügelraum, genauso wie im benachbarten Haus Nr. 541, das dem Architekten Liska und dem Baumeister Josef Fňouk gehörte.
Dach und Fenster des Objekts befinden sich heute noch in seinem ursprünglichen Zustand. Die Fassade wurde an mehreren Stellen (vor allem am Erker und Kranzgesims) erneuert. Das Haus wird immer noch zu Wohnzwecken genutzt.
MB
Denkmalschutz
Kein Denkmalschutz verzeichnet.
Quellen
- Archiv stavebního odboru Magistrátu města Hradce Králové, čp. 537
- Státní okresní archiv Hradec Králové, fond Berní správa Hradec Králové, Daň domovní Hradec Králové, inventární číslo 650, číslo popisné 541, karton číslo 101
- Ilona Motejlová, Architektura vil v Hradci Králové 1900–1945, bakalářská diplomová práce (Bc)., Filozofická fakulta Univerzity Palackého v Olomouci, 2011, s. 106–107