Der k. und k. Ingenieur Jan Sixta beauftragte im Jahr 1908 den lokalen Baumeister und gelegentlichen Architekten Václav Rejchl sen. mit dem Entwurf eines Einfamilienhauses. In den Jahren 1908–1909 machte dessen Sohn Václav Rejchl sen. sein Praktikum im väterlichen Unternehmen. Aus den Erinnerungen des Vaters geht hervor, dass die Villa des Ingenieurs Jan Sixta eines der Gebäude war, an denen sich Václav Rejchl jun. beteiligte. Erkennen kann man dies auch an der deutlichen Vereinfachung des Fassadendekors, der im Projekt noch an die ländliche Architektur anspielt und schließlich in der Ausfertigung auf Kontrasten beruht: grober Verputz und weiße Fensterlaibungen, geometrische Figuren aus dunkelgrünen Fliesen – impulsgebend war hier die Geometrie der Wiener Moderne.
Die Entwürfe sind auf September 1908 datiert, der Stadtrat genehmigte es am 12. Oktober 1908. Geplant war die vollkommene Unterkellerung des Hauses mit Erdgeschoss, erstem Stock und Dachboden. Rejchl musste später die Pläne für den Zaun nachreichen und Jan Sixta war dazu verpflichtet, die Errichtung eines öffentlichen Gehsteigs vor dem Grundstück aus eigenen Geldern zu bezahlen. Der Bau begann im März 1909 und wurde am 25. August desselben Jahres fertiggestellt. Im März 1909 wurden die nachgereichten Pläne für den Bau eines Gartenhäuschens genehmigt, das über eine Stube, ein Kämmerchen, Speisekammer und Toilette verfügte, somit also auch bewohnt werden konnte. Das Gartenhäuschen wurde an der Nordseite des Grundstücks errichtet, die an den Schießplatz angrenzt.
Der Keller der Villa bestand aus drei Lagerräumen mit Kohleschächten und einer Waschküche. Den Wohnbereich erreichte man durch eine isolierte Tür, dem ein erhöhtes Vorzimmer folgte. Danach gelangte man in einen großen Raum, angeschlossen an das Treppenhaus mit zweiläufiger Treppe in den ersten Stock und den Dachboden. Der großzügige Raum mit Treppenhaus bildete den Kern des Hauses, er wurde von einem dreiteiligen „bay window“ beleuchtet – ein konvexes Fenster. Durch eine zweiflügelige Türe gelange man in den Salon, der mit einer weiteren zweiflügeligen Schiebetür mit dem Esszimmer verbunden war. Auch ein Erker war Teil des Salons. Im hinteren Teil des Treppenhauses unterhalb der Treppe befanden sich die Eingänge in die Betriebsräume – selbständige Toiletten und eine Küche mit Speisekammer. Von dort aus führte noch eine weitere, schmale Tür ins Esszimmer, durch die eine praktische Verbindung zur Küche entstand. Die Anordnung des Erdgeschosses zeugt davon, dass die Architekten mit den aktuellsten Impulsen vertraut waren, die eine reformierte, moderne Anordnung des Wohnbereichs eines Einfamilienhauses vorsahen und die vor allem aus Großbritannien und Deutschland übernommen wurden. Das Haus erinnert durch den Raum mit Treppenhaus und das „bay window“ an die englische Moderne. Im ersten Stock befanden sich zwei große Schlafzimmer, eines war durch den Erker etwas größer. Die Schlafzimmer grenzten an zwei kleinere Zimmer, die allerdings in den Plänen nicht beschrieben werden. Vermutlich handelte es sich dabei um einen Ankleideraum und ein Badezimmer. Das hohe Mansardendach ging nicht nur über den Dachboden, sondern auch über einen Teil des ersten Stocks.
Die Fassade verfügt über keinerlei Gliederung durch Stereotomie, Gesimse, Lisenen, Stuckverzierungen o. Ä., die geometrische Verzierung mit keramischen Elementen haben typografischen Charakter; der hohe Giebel und das Dach mit starker Neigung und die dunklen Fensterläden verweisen auf die modernsten Leistungen im Bereich Einfamilienhäuser. Václav Rejchl jun. hatte zu jener Zeit intensiven Kontakt mit einer Prager Gruppe junger Architekten, bestimmt kannte er die damals bereits fertiggestellte Villa des Architekten Jan Kotěra und auch die ein Jahr zuvor errichtete Villa des Juristen Jan Náhlovský im Prager Stadtviertel Bubeneč, entworfen von Dušan Jurkovič. Die Interieurs und die Gestaltung der Außenfassade dieser Villa gelten als wichtiger Impuls für die Villa von Jan Sixta.
LZL
Kein Denkmalschutz verzeichnet.
- Státní okresní archiv v Hradci Králové, fond Berní správa, dokumentace k čp. 437
- Ilona Motejlová, Architektura vil v Hradci Králové 1900–1945, bakalářská diplomová práce (Bc)., Filozofická fakulta Univerzity Palackého v Olomouci, 2011, s. 62–65
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František Toman, Otec a synové Rejchlovi, Architekt, 1999, č. 10, s. 71–72
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Ladislav Zikmund-Lender, Tři generace architektů: Václav st., Václav ml., Jan a Milan Rejchlovi, Hradec Králové 2012, s. 36 a 56