Im Jahr 1909 beauftragten Jan Pažout und seine Ehefrau Anna dessen Bruder, den Baumeister Jaroslav Pažout, mit der Errichtung einer Villa. Jan Pažout hatte ein Grundstück an einer neu errichteten Straße gekauft, der heutigen Střelecká, wo sich bedeutende Unternehmer und Beamte ab 1908 repräsentative städtische Villen errichten ließen.
Die Villa wurde als Zweifamilienhaus mit zwei Wohneinheiten entworfen. Der Eingang befand sich auf der Südseite, er führte in einen kleinen Eingangsbereich, von wo aus man Zugang zur Treppe in den ersten Stock und das Dachgeschoss hatte. Von dort gelangte man in zwei Wohneinheiten, die sich jeweils über das gesamte Stockwerk erstreckten. Vor der Wohnungstür befand sich ein Vorraum mit Toilette und Speisekammer, rechts gelangte man in den Salon, der mit dem Wohnzimmer verbunden war. Das Wohnzimmer wurde auch als Esszimmer genutzt und war mit der Küche verbunden, die über einen separaten Eingang auch aus dem Vorzimmer erreichbar war. An das Wohnzimmer schloss eine Veranda an, über die man in den Garten gelangte. Das Schlafzimmer mit Badezimmer lag hinter dem Wohnzimmer; neben der Küche befand sich ein Zimmer für das Dienstmädchen. Den gleichen Grundriss hatte auch die Wohnung im ersten Stock. Das Projekt aus dem Jahr 1909 wurde im Jahr 1911 aktualisiert und um eine Wohneinheit im Dachgeschoss erweitert; im Untergeschoss wurde eine Wohnung für den Hausmeister hinzugefügt (ursprünglich sollten sich dort nur eine Waschküche und Kellerräumlichkeiten befinden), außerdem erweiterte man die dekorativen Elemente.
Der ursprüngliche Entwurf aus dem Jahr 1909 sah Verzierungen im Jugendstil vor (Wellenlinien unter dem Kranzgesims) und eine modernen Auffassung der Fassade (horizontaler Verputz im Erdgeschoss, Sockel aus Zyklopenmauerwerk), wobei die Holzgiebel der Mansarde und Einsätze unterhalb der Fenster im Parterre mit volkstümlichen Schnitzarbeiten verziert waren. Der überarbeitete Entwurf aus dem Jahr 1911 ist viel monumentaler, am neu gestalteten kegelförmigen Eingangsbereich wurde Zyklopenmauerwerk hinzugefügt, die reichhaltigen Schnitzereien beschränken sich auf die Giebel mit neu gestalteter Loggia. Außerdem wurden in diesem Entwurf die Verkleidung der Ecken mit Mauerziegeln hinzugefügt, vor allem im Erdgeschoss.
Die Bauarbeiten dauerten von Dezember 1909 bis 4. Juli 1911 – dies geht aus dem Zertifikat vom 14. November 1912 über die Fertigstellung und Inbetriebnahme des Hauses hervor. Später wurde noch ein Gartenhaus mit Pultdach angebaut. Teil des Entwurfes war auch ein Zaun aus dekorativ verlegten Mauerziegeln, der nicht erhalten ist.
Nach 2007 wurde das Objekt zum Abriss vorgeschlagen; an der Stelle sollte ein neues Verwaltungsgebäude gebaut werden, doch die Villa wurde 2009 unter Denkmalschutz gestellt. Der intensive rot-weiße Kontrast der Fassade entspricht nicht der ursprünglichen, subtileren Farbkomposition.
LZL
Die Villa von Jan und Anna Pažouta ist unter der Nummer ÚSKP 105303 als denkmalgeschützte Immobilie eingetragen.
- Státní okresní archiv v Hradci Králové, fond Berní správa, dokumentace k čp. 492
- Ilona Motejlová, Architektura vil v Hradci Králové 1900–1945, bakalářská diplomová práce (Bc)., Filozofická fakulta Univerzity Palackého v Olomouci, 2011, s. 68–69
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Jiří Krátký, Urbanistická kompozice Hradce Králové, Hradec Králové 1990, s. 138
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Ladislav Zikmund-Lender, Struktura města v zeleni: Moderní architektura v Hradci Králové, Hradec Králové 2017, s. 26