1911 begannen intensive Verhandlungen sowie kleinere Arbeiten im Zuge der Regulierung der Elbe (Labe), die im Abschnitt Smiřice – Předměřice oft über die Ufer trat. Die Regulierung des Flussbetts erforderte, die Parzellen an Land anzupassen. Einige der Eigentümer wurden ausbezahlt, andere erhielten Grundstücke an anderen Orten. In manchen Fällen dauerte dieser Prozess bis ins Jahr 1917.
Traditionell gab es etwa hundertfünfzig Meter flussaufwärts noch ein festes Wehr zur Regulierung der Strömung. Er stand hier bis 1917 und wurde von fließendem Eis zerstört. Ein paar Meter hinter der neuen Stahlbetonbrücke mit beweglicher Schiffsschleuse stand bis 1914 eine Holzbrücke. Am 15. Juni 1914 beschloss der Gemeinderat in Předměřice, im Rahmen der Regulierung eine Stahlbetonbrücke mit zwei beweglichen Schleusen zu bauen. Das Projekt existierte zu dieser Zeit bereits, es wurde am 28. Februar 1914 vom Handelsministerium genehmigt. Es sollte sich um eine „Brücke mit Belastungsklasse II in Hinblick auf die 180 q schwere Dampfzylinderlast und mit einer Fahrbahn aus kleinem, fächerförmigen Granitpflaster in den Maßen 10 x 8 cm“ handeln. Der Bau begann im Herbst 1914 und dauerte das ganze Jahr 1915. Die Zahl 1915 – das Jahr der Fertigstellung – wurde auch an der Vorderseite der Brücke angebracht. Bis 1917 dauerte der Bau von zwei Schleusen, deren Mechanismus von drei Türmen aus gesteuert wurde.
Die architektonische Qualität der Brücke war außergewöhnlich. Die architektonische Gestaltung des Industriegebäudes stammt von Pavel Janák, der zu jener Zeit zum Prager Kreis der sog. „Kubistischen Vier“ gehörte – zusammen mit den Architekten Josef Gočár, Josef Chochol und Vratislav Hofman. Der architektonische Kubismus dominierte bei städtischen Gebäuden, insbesondere bei Privatvillen, Mietshäusern, Kaufhäusern, Kurpavillons usw. Das Programm der kubistischen Architektur folgte der historischen Architektur, insbesondere dem Manierismus und dem dynamischen Barock. Janák schrieb darüber in seinem Text Hranol a pyramida (dt. „Prisma und Pyramide“), veröffentlicht im Jahr 1912 in der Zeitschrift Umělecký měsíčník (dt. „Künstlerisches Monatsheft“): „... Die Schräge ist eine gleichmäßige Form, entstanden durch den ausbalancierten Bruch mit dem Gleichgewicht. Wenn also die senkrechten und waagrechten Doppelebenen Formen der Ruhe und des alleinigen Gleichgewichts der Materie sind, sind den schrägen Formen dramatische Ereignisse und komplexere Zusammenschlüsse mit größerer Kraft vorausgegangen.“ In Předměřice versuchte Janák, den architektonischen Kubismus für ein industrielles Nutzgebäude anzuwenden. Die Türme, die den Schleusenmechanismus des Typs Stoney verdeckten, hatten eine schräge Oberfläche, die von einem Gesims betont wurde. Die Türme wurden von zwei Pilastern getragen, die ebenfalls von einer schrägen Fläche abgeschlossen waren. Diese Struktur ähnelt gewissermaßen dem Stützsystem von gotischen Kirchtürmen. Aus Janáks farbiger Zeichnung der Brücke geht hervor, dass die Brücke ursprünglich kreisrunde Fenster haben und die Fassade in satten rot-gelben Farben gestrichen werden sollte. Die Türme wurden schließlich von rechteckigen Fensteröffnungen durchbrochen und wie historische Fotografien belegen, war das gesamte Gebäude einfarbig.
Die Brücke mit Schleuse wurde durch ein Hochwasser im Jahr 1932 beschädigt, woraufhin der Torso abgerissen und die Brücke durch einen Neubau ersetzt wurde, der sich etwa hundert Meter flussabwärts befindet.
LZL
Das Objekt existiert nicht mehr.
- Státní okresní archiv v Hradci Králové, fond obecní úřad v Předměřicích, inv. č. 87 a 89
- Státní okresní archiv v Hradci Králové, fond soudobná dokumentace Předměřice, inv. č. 36
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Pavel Janák, Hranol a pyramida, Umělecký měsíčník, roč. 1911/12, č. I., s. 162-170
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Norbert Kiesling, Pavel Janák, Řevnice 2011, s. 70
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Vladislava Valchářová (ed.), Industriální topografie / Královéhradecký kraj, Praha 2012, s. 47
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Ladislav Zikmund-Lender, Struktura města v zeleni: Moderní architektura v Hradci Králové, Hradec Králové 2017, s. 27 a 31