Der Verein der Bezirksjugendfürsorge wurde im Jahr 1910 gegründet, zur Sicherstellung sozialer Dienstleistungen für Kinder und Jugendliche im Bezirk Hradec Králové. Die wichtigsten Vertreter des Vereins, der im Jahr 1931 840 Vertreter hatte, waren der Arzt Ladislav Pičman und die Sekretärin Helena Babáková.
Kurz nach der Gründung der Tschechoslowakei im Jahr 1918 und der Überwindung der Nachkriegsflaute plante der Verein die Errichtung von Unterkünften für Waisenkinder und Kinder aus sozial schwachen Familien sowie Mietwohnungen, aus deren Einnahmen die Ausgaben für den Bau gedeckt werden sollten. Auch der Sitz des Vereins sollte sich in dem Haus befinden. Die Bauarbeiten für das Haus, das sich hinter dem majestätischen Museumsgebäude befindet, begannen laut Protokoll im November 1923 und wurden am 15. Oktober 1924 beendet. Der Architekt war Václav Rejchl jun., Mitglied der YMCA Hradec Králové, deren Haus, ebenfalls von ihm errichtet, nach Prag und Bartislava eines der ersten in der Tschechoslowakei war. Die YMCA war eine Schwesterorganisation der Bezirksjugendfürsorge, sie koordinieren ihre Aktivitäten, darüber referierte Helena Babáková im Jahr 1932. Rejchl baute bereits zuvor das Gebäude für die YMCA, ohne ein Honorar dafür zu erhalten (er beteiligte sich sogar an der Finanzierung), und auch das Haus der Bezirksjugendfürsorge errichtete er pro bono.
Das Äußere des Gebäudes richtet sich stilistisch nach den Prinzipien des Dekorativismus. Das Gebäude ist symmetrisch und verfügt über ein dreieckiges Tympanon, das sich über dem Gesims erhebt. Das Gebäude hat zwei Eingänge (die Konskriptionsnummer war von Anfang an mit „a“ und „b“ gekennzeichnet). Über jedem Eingang befindet sich ein konvexer Erker, der sich vom ersten bis zum zweiten Stock erstreckt und von einem Balkon im dritten Stock abgeschlossen wird. In der Mitte zwischen den Eingängen befinden sich drei längliche Balkone mit abgerundeten Ecken. In den Fensterachsen befinden sich runde Medaillons mit Stuckverzierungen zwischen den Fenstern im ersten und zweiten Stock
Im Untergeschoss des nördlichen Teils (mit „a“ gekennzeichnet) befanden sich Kellerabteile von den Mietwohnungen und Sozialeinrichtungen, die in dem Gebäude untergebracht waren. Außerdem war dort die Küche des Waisenhauses, in dem zwanzig Kleinkinder untergebracht waren. Im Erdgeschoss befand sich die Verwaltung des Waisenhauses, eine Wohnung und ein Esszimmer für Mädchen und Unterkünfte der YWCA, der christlichen Organisation für junge Frauen. Im ersten Stock befanden sich die Wohnungen des Waisenhauses, Zimmer für laufende Beaufsichtigung, ein Klubraum mit Toiletten für die YWCA sowie eine weitere Wohnung. Im zweiten und dritten Stock gab es weitere vier Wohnungen, im vierten Stock eine Waschküche mit Toilette, einen Abstellraum und den Dachboden. Im südlichen Teil des Gebäudes (mit „b“ gekennzeichnet) befanden sich je eine große Wohnung im Erdgeschoss und im ersten Stock und je zwei Wohnungen im zweiten und dritten Stock. Im vierten Stock befanden sich ebenfalls Waschküche, Toilette, Abstellraum und Dachboden.
Neben dem Betrieb der Kindertagesstätte gewährte die Bezirksjugendfürsorge auch regelmäßige und außerordentliche Zuschüsse für sozial benachteiligte Familien. Außerdem stellte man Kleidung für Kinder zur Verfügung und versorgte Kinder und Jugendliche in sieben Kantinen im Bezirk Hradec Králové mit Mahlzeiten. Darüber hinaus koordinierte die Organisation die Adoption von Waisenkindern durch Familien und andere Einrichtungen, beaufsichtigte Kinder in weiteren Einrichtungen und vermittelte Rechtsschutz für Kinder und Jugendliche. Durch die Umstrukturierung des Sozialwesens nach dem Jahr 1948 wurde in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre in den Räumlichkeiten der YWCA und des Waisenhauses ein Kindergarten errichtet, der sich dort bis heute befindet.
LZL
Das Haus der Jugendfürsorge befindet sich im denkmalgeschützen Teil der Stadt Hradec Králové.
- Státní okresní archiv v Hradci Králové, fond Berní správa, čp. 627
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Helena Babáková, Sociální a sociálně-zdravotní péče na Královéhradecku, in: Karel Mlynář (ed.), Hradec Králové a okolí, Praha; Berlín; Basilej 1932, s. 34–35
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Ladislav Zikmund-Lender, Tři generace architektů: Václav st., Václav ml., Jan a Milan Rejchlovi, Hradec Králové 2012, s. 55–56