Im Rahmen des subventionierten Wohnbaus und der Abschaffung der Zinssteuer kaufte der Baumeister Josef Mudra sechzehn Bauparzellen im nördlichen bzw. nordöstlichen Teil der heutigen Straßen Vrchlického und Polákova. Geplant war, alle Bauparzellen in einem Zug zu bebauen, doch wurden in der ersten Phase im Jahr 1925 nur zehn Grundstücke bebaut. Es handelte sich um sechs Grundstücke an der Westseite der Straße und vier an der Ostseite der Vrchlického.
Die Ostseite wurde mit vier Objekten bebaut; sie beruhen auf vier unterschiedlichen Entwürfen– Typ 1 (Konskriptionsnr. 573), Typ B (Konskriptionsnr. 574 und 575) und Typ C (Konskriptionsnr. 576) mit markantem, turmartigem Risalit an der Ecke und flachem Dach. Alle Objekte waren unterkellert. Der Typ A enthielt zwei Zimmer und eine Küche im Erdgeschoss, im ersten Stock drei Schlafzimmer und ein Bad. Obwohl die zwei mittleren, kleineren Reihenhäuser einen Typ (B) repräsentierten, wiesen sie im Inneren einen unterschiedlichen Grundriss auf – vermutlich auf Wunsch der späteren Käufer. Das Haus mit der Konskriptionsnr. 574 enthielt zwei Wohneinheiten – im Erdgeschoss und im ersten Stock, vermutlich für zwei Generationen, denn es gab nur ein Badezimmer im Haus, doch jedes Stockwerk verfügte über eine eigene Küche mit Herd. Das Haus mit der Konskriptionsnr. 575 hingegen hatte eine Küche und ein Wohnzimmer im Erdgeschoss, ein großes Schlafzimmer und ein weiteres Zimmer im ersten Stock. Alle Reihenhäuser verfügten über einen separaten Eingang zum Hof. Das Haus mit der Konskriptionsnr. 576 hatte genauso wie die Nr. 573 ein zusätzliches Zimmer in jedem Stockwerk. Die Häuser 573 und 576 standen auf einer viel größeren Parzelle, im Hof des Hauses Nr. 576 befand sich eine Garage und ein Gartenhaus, außerdem verfügte das Gebäude über ein reichhaltig dekoriertes Tor, das in den Plänen die Initialen des Bauingenieurs und Investors trägt: JM. Die Häuser wurden zwischen 28. Februar und 1. Dezember 1925 gebaut.
Die Reihenhäuser auf der Westseite weisen alle denselben Grundriss auf: Keller mit Waschküche im Untergeschoss, Treppenhaus, Zimmer, Küche, Speisekammer und Toilette im Erdgeschoss und ein großes Schlafzimmer, Badezimmer sowie ein kleineres Zimmer im ersten Stock. Das Eckhaus mit der Konskriptionsnr. 582 zeichnet sich durch zwei runde Erker im ersten Stock aus, durch welche sich die Gesamtfläche der Schlafzimmer vergrößert. Diese Häuser wurden, wie aus den Dokumenten der Bauabnahme hervorgeht, etwas später als die Häuser an der Ostseite fertiggestellt: Man hat sie zwischen 21. April und 18. Dezember 1925 gebaut.
Die Reihenhäuser zeichnen sich durch eine dekorative Fassade aus – ein Zeichen für die Übernahme des Art déco in die tschechische Architektur. Stark verzierende Elemente, Zwerch- bzw. Ziergiebel, Gesimse, Bogenornamente und Reliefs zwischen den Fenstern – dies alles entspricht den Formen, mit denen der Architekt Jindřich Freiwald in der ersten Hälfte der 1920er Jahre arbeitete, zu sehen bei den Reihenhäuser im Prager Stadtviertel Střešovice, in den Städten Kolín, Duchcov oder Sušice. Die Verzierung mit Reliefs entspricht den zeitgenössischen Trends: Friese mit antiken Mädchenfiguren, Putti oder Handwerks- und Industriemotiven.
Aus der Archivdokumentation geht hervor, dass Josef Mudra für die meisten Häuser Käufer gefunden hatte. In das Haus mit der Konskriptionsnr. 573 hätte die Familie Mikulka einziehen sollen, in die Nr. 574 die Wagenknechts, in die Nr. 575 die Motávkas, das Haus 576 hatte zum Zeitpunkt der Bauabnahme noch keinen Käufer (ggf. wohnte Josef Mudra selbst darin, was naheliegend ist, da es sich dabei um das großzügigste Objekt handelte, mit Gartenhaus und den Initialen des Baumeisters am Einfahrtstor), für das Haus Nr. 577 interessierte sich die Familie Picka, für die Nr. 578 Frau Zdena Kumpoštová; die restlichen Häuser gehörten Josef Mudra, vermutlich wurden sie vermietet.
Josef Mudra bat die Gemeinde Pražské Předměstí um den Bau einer Kanalisation in der Straße, ansonsten hätte er für jedes Haus eine Senkgrube errichten müssen. Das Rathaus kam dem Bauingenieur entgegen. Der ländliche Charakter der einzelnen Reihenhäuser mit Hof und Vorgarten ist bis heute erhalten und führte zu folgender Warnung in der Baugenehmigung: „Es wird darauf hingewiesen, dass in diesem Viertel die Züchtung von Geflügel, Hasen, Ziegen oder ähnlichen Haustieren verboten ist.“
Die Objekte befinden sich in gutem Zustand, sie zeigen insbesondere das ursprüngliche und einheitliche Konzept der straßenseitigen Fassade, sie zeigen keine wesentliche Störung der einheitlichen Dachlandschaft durch Dachausbauten und dienen dem Wohnzweck.
LZL
Denkmalschutz
Kein Denkmalschutz verzeichnet.
Quellen
- Státní okresní archiv v Hradci Králové, fond Berní správa, dokumentace k čp. 573–582
Literatur
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Ladislav Zikmund-Lender, Urbanismus a architektura XX. století, in: Kol. aut., Hradec Králové: Historie / Kultura / Lidé, Praha 2017, s. 702
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Ladislav Zikmund-Lender, Struktura města v zeleni: Moderní architektura v Hradci Králové, Hradec Králové 2017, s. 24 a 125