Im 19. Jahrhundert wurde der örtliche Friedhof zur Dominante der Marktgemeinde Kukleny; er nahm eine zentrale Rolle für die gesamte Region Hradec Králové ein. Im Hinblick auf seine wiederholte Erweiterung zeigte sich die Notwendigkeit, eine Begräbnisstätte zu errichten, die ein würdevolles Abschiednehmen von den Verstorbenen möglich machte. Die römisch-katholische Kirche, vertreten von der Kollatur in Kukleny, wandte sich an den Architekten Oldřich Liska, der sich bis dato der Projektierung von protestantischen Sakralbauwerken widmete. Es handelte sich um die erste größere Investition der örtlichen Kirche seit dem Ersten Weltkrieg, die erst später durch den Bau der Herz-Jesu-Kriche im Viertel Pražské Předměstí (Architekt: Bohumil Sláma) abgelöst wurde.
Nach der Einreichung des finalen Plans durch Oldřich Liska wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, um eine Baufirma zu finden. Den Auftrag erhielt der erstplatzierte Bauingenieur František Kadleček aus Kukleny. Die Bauaufsicht übernahm Viktor Lehovec und am 27. Juli 1925 begann man mit den Bauarbeiten, die bis 18. Dezember 1926 dauerten. Im darauffolgenden Jahr wurden zusätzliche Umbauarbeiten vorgenommen, die vor allem das Innere des Gebäudes betrafen. In Hinblick auf den Zweck des Projekts fasste Liska das Gebäude als einfachen Kubus auf, den er formal um einen vereinfachten neoklassizistischen Charakter an der Vorderseite ergänzte. Elemente des modernen Klassizismus schienen ein idealer Ausdruck für ein würdevolles Abschiednehmen mit den Verstorbenen. Die Vorderseite hat monumentalen Charakter; sie verfügt über einen Portikus mit sechs vereinfachten Säulen, die ein subtiles Dach stützen. Das Dach ist durch ein Kranzgesims von der Fassade abgetrennt. Auch die Anordnung der Türen ist symmetrisch, mit einer Zweiflügeltüre in der Mitte. Der Architekt plante auch einen halbkreisförmigen Glockenturm im Mittelteil, der – vermutlich aus finanziellen Gründen – nicht realisiert wurde.
Das Interieur fiel in Hinblick auf die Gesamterscheinung des Baus sehr bescheiden aus. Den Hauptteil der Räumlichkeiten bildet der Trauersaal mit einer Galerie für das Personal; im zentralen Teil befand sich der Katafalk. In den seitlichen Räumlichkeiten sind Betriebsräumlichkeiten untergebracht, Garagen, ein Raum für Blumen, usw. Die ursprüngliche Ausstattung wurde nach und nach, vor allem in den 1970er Jahren, ausgetauscht. In Hinblick darauf, dass die Vorderseite zur Gänze und die Rückseite beinahe fensterlos waren, war der Trauersaal innen relativ dunkel und musste künstlich beleuchtet werden.
Die Stadtverwaltung von Hradec Králové überlegte bereits im Jahr 1926, in Kukleny auch ein Krematorium zu errichten. 1928 beauftragte man Oldřich Liska mit der Projektierung. Bei Mitgliedern des Vereins „Krematorium“ aus der nahegelegenen Stadt Pardubice stieß diese Idee auf starken Unwillen, ebenso reagierte der Bischof von Hradec Králové, woraufhin die Stadt die Pläne für ein eigenes Krematorium fallen ließ.
Das Gebäude wurde auch nachdem die Verwaltung von der Stadt Hradec Králové übernommen wurde nicht mehr erweitert. Erst um 1970 folgte ein Umbau, wobei vor allem die Erscheinung der Rückseite geändert wurde. In die Wand des Trauersaals wurde ein großes Fenster gesetzt, durch das man auf die neu errichtete Streuwiese blicken konnte. Der zuvor dunkle Raum wurde durch natürlichen Lichteinfall heller. Eine Generalsanierung erfuhr das Gebäude zwischen den Jahren 2003–2010: Man renovierte das Dach, die Decken, Sanitäranlagen und die Fassade, tauschte die Fenster gegen einen nicht entsprechenden Ersatz aus. Weitere Rekonstruktionsarbeiten, die vor allem die Innenausstattung betreffen, begannen im Jahr 2018. Das Gebäude erfüllt immer noch seinen ursprünglichen Zweck.
MB
Kein Denkmalschutz verzeichnet.
- Archiv stavebního odboru Magistrátu města Hradce Králové, Kukleny, složka – čp. 413
- Státní okresní archiv Pardubice, fond Archiv města Pardubice II, inventární číslo 2058 M XVa, číslo jednací M 763/26/15, karton číslo 150
- Matěj Bekera, Činnost architekta Oldřicha Lisky v Hradci Králové, bakalářská diplomová práce (Bc.), Filozofická fakulta Univerzity Hradec Králové, 2015, s. 45–46
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Marie Benešová; František Toman; Jan Jakl, Salón republiky: Moderní architektura Hradce Králové, Hradec Králové 2000, s. 87–88
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Ivo Kadleček; Karolína Myšáková, „Předsíň salonu republiky“: Vliv Ulrichova Hradce Králové na okolí (na příkladu obce Kukleny), Královéhradecko: historický sborník pro poučenou veřejnost, 2010, č. 7, s. 137
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Ladislav Zikmund-Lender, Struktura města v zeleni: moderní architektura v Hradci Králové, Hradec Králové 2017, s. 99