Der Bau des städtischen Mietshauses an der Ecke der heutigen K. H. Máchy-Straße und des Masaryk-Platzes (Masarykovo náměstí) wurde im Dezember 1922 begonnen und am 31. Dezember 1923 beendet. Die Entwürfe sind auf September 1922 datiert. Das Verzeichnis der einzelnen Räume stammt vom 15. Januar 1924.
Das Objekt verfügt über zwei Eingänge und hat somit zwei Konskriptionsnummern: Das Gebäude ist unterteilt in einen größeren Teil an der Ecke und einen kleineren weiter hinten. Im Erdgeschoss des kleineren Teils befanden sich eine Zweizimmer- und eine Einzimmerwohnung, beide mit hofseitiger Küche, Vorzimmer, selbständiger Toilette und Bad mit Badewanne. Im Untergeschoss gab es acht Kellerabteile in drei selbständigen Abteilen und eine Waschküche. Die Grundrisse der Wohnungen vom ersten bis zum dritten Stock waren gleich: eine Zweizimmerwohnung (die Zimmer sind im Unterschied zur Wohnung im Erdgeschoss breiter) und eine Einzimmerwohnung, ebenfalls mit hofseitiger Küche, separatem Badezimmer mit Badewanne, separater Toilette und Speisekammer mit Fenster zum Lichthof in jeder Wohnung. Die Konskriptionsnr. 617 verfügt insgesamt über acht Wohneinheiten.
Der Teil an der Ecke ist größer. Im Untergeschoss gab es neun Kellerabteile und eine Waschküche. An der zum Masaryk-Platz gerichteten Seite befanden sich drei Lager, die von den Geschäften im Erdgeschoss genutzt wurden. Im Erdgeschoss waren zwei kleinere Läden mit Lager im Hofbereich und ein großes Geschäft, ebenfalls mit Lager, untergebracht. In dem zur K. H. Máchy-Straße gerichteten Teil befanden sich ein weiterer Laden ohne Lager und eine Zweizimmerwohnung mit hofseitiger Küche, Bad, Toilette und Speisekammer. Die Disposition vom ersten bis zum dritten Stock unterschied sich nicht. Zum Masaryk-Platz ausgerichtet lagen Dreizimmerwohnungen mit unregelmäßigem Grundriss; jede war von einem separaten Teil des Treppenhauses zugänglich. Neben drei miteinander verbundenen Zimmern verfügten die Wohnungen über ein Vorzimmer, ein separates Badezimmer, eine separate Toilette, Küche und ein Dienstmädchenzimmer. Auf der anderen Seite, zur K. H. Máchy-Straße, lag eine kleinere Zweizimmerwohnung ohne Dienstmädchenzimmer. In dem Haus befanden sich also insgesamt zehn Wohnungen. Die Wohnung im Erdgeschoss war vermutlich für den Hausmeister, denn Keller- und Hofabteile gab es nur für neun Wohnungen.
Es ist nicht klar, welcher Architekt das Gebäude entworfen hat. Die Fassade des Hauses verfügt über dekorative Fensterfaschen, Lisenen mit kantigem Relief und ein Kranzgesims. Das Dach mit steiler Neigung ist von Fenstern mit dreieckigen Giebeln durchbrochen, die mit Lisenen verziert sind. Die architektonischen Form ist Ausdruck einer freien Anknüpfung an den Nationalstil, bzw. an die Wohn-, Verwaltungs- und Repräsentationsarchitektur, die Pavel Janák zu jener Zeit entwarf. Die Fassadengestaltung wurde Marie Benešová-Janáková zugeschrieben, doch findet sich im Fond von Janák kein Beleg hierfür. Die einzige Erwähnung, die Janáks Autorschaft bzw. seine Beteiligung belegt, finden wir in der Publikation Hradec Krláové aus dem 1925 auf Seite 36. Dort schreibt man über das neu errichtete Mietshaus: „Projektiert von: Arch. Pavel Janák, Professor für Architektur an der Hochschule für Kunstgewerbe in Prag. In dem Gebäude befinden sich Läden und 18 Wohnungen. Es wurde von den Bauingenieuren Hypius und Sedlák errichtet, Architekt und Baumeister aus Hradec Králové. Der Bau fand im Jahr 1923 statt und wurde finanziert von Stadt Hradec Králové sowie aus staatlichen Geldern. Die Baukosten betrugen insgesamt 1.400.000 tschechoslowakische Kronen.“
Gleich nach der Bauabnahme wurden alle geschäftlichen Räumlichkeiten von einem einzigen Mieter gepachtet: von der Firma Karel R. Müller und Co. Nach 1948 wurde der Dachbelag ausgetauscht. Das Haus hatte von Anfang an Kontrastfarben an der Fassade –dunkle Flächen und helle, dekorative Lisenen und Fensterfaschen.
LZL
Das Mietshaus befindet sich im denkmalgeschützten Teil der Stadt Hradec Králové.
- Státní okresní archiv Hradec Králové, fond Berní správa, dokumentace k čp. 617–618
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Karel Říha, Hradec Králové v roce 1925, Vydal svým nákladem Karel Říha, majitel insertní a nakl. Kanceláře, Praha-Žižkov 1103, Praha 1925, s. 36
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Marie Benešová, Pavel Janák, Praha 1959, s. 42
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Ladislav Zikmund-Lender, Struktura města v zeleni: Moderní architektura v Hradci Králové, Hradec Králové 2017, s. 31