Als die katholische Kirche nach 1918 viele Mitglieder verlor, wollten die Kirchenvertreter das Bild der Institution modernisieren. Einer der Wege hierfür betraf die Architektur der neu errichteten Gotteshäuser, den auch das Bistum von Hradec Králové wählte. Ausgehend von einer Initiative einer Sektion der lokalen Volkspartei entschied man sich für die Errichtung einer neuen Kirche im Ort Pražské Předměstí, der damals noch eine eigenständige Gemeinde und kein Stadtteil von Hradec Králové war. Einige aktive Bürger, allen voran Dr. Jan Sobota, treibende Kraft und Organisator, gründeten einen Verein zur Errichtung und Erhaltung der Kirche. Der Verein wurde zwar durch den Bischof Karel Kašpar unterstützt, doch mussten für den Bau weitere Gelder aufgetrieben werden. Zunächst erhielt der Verein 5 000 Kronen aus dem Erbe von Josef Doubrava, Bischof von Hradec Králové, der 1921 starb und die Idee einer neuen Kirche angeblich begeistert unterstützte. Weitere Pfarrangehörige begannen, Geld zu spenden und im Jahr 1925 beauftragte der Verein den Architekten Bóža Dvořák aus Pardubice mit einem Entwurf für eine kleine Kapelle im Stil des Neobarock auf einer nur 630 m2 großen Parzelle. Das Projekt entsprach jedoch nicht den Vorstellungen des Vereins – die Katholiken wollten mehr als eine bloße Kapelle und nutzten die Gelegenheit, das Grundstück, an dem zuvor die Tschechoslowakische Sozialistische Partei ein Volkskino errichten wollte, um 86.170 Kronen zu erwerben.
Für diese Parzelle entwarf der Architekt Anton Schneider ein neues Projekt: Die Kirche war zwar in die Blockbebauung integriert, verfügte aber über zwei Türme mit massivem Frontispiz dazwischen. Der Entwurf war im Stil des Neobarock gestaltet – der damals dominante Stil katholischer Sakralbauten in Hradec Králové. Schneiders Kirche wurde jedoch von den Begutachtern – unter ihnen der Prager Architekt Kamil Hilbert, dessen Meinung der Kreisausschuss einholte – nicht empfohlen. Es folgten Entwürfe der Architekten Bedřich Adámek, leitender Architekt des Krankenhauses Hradec Králové, des Pilsner Architekten Josef Pechan oder František Jaroslav Černý. Auf Basis dieser Entwürfe fertigte schließlich Bohumil Sláma die Pläne für das finale Projekt an.
Slámas Projekt sollte vor allem Modernität demonstrieren. Der längliche Raum verfügt über Bögen aus Stahlbeton, die 18 Meter breit und 19 Meter hoch sind. Der Mittelturm mit Kreuz auf der Spitze ist 46 m hoch, bildet eine Dominante der gesamten Gemeinde und ist, was die Konstruktion betrifft, eine große Besonderheit: Er wiegt 168 Tonnen und steht auf einer 80 cm dicken Stahlbetonplatte. Das Kreuz auf der Spitze hat symbolische Bedeutung: „Massiv und eindrucksvoll wirkt dieses Kreuz auf den Betrachter, es entflammt fromme Herzen, erschüttert und ermahnt verhärtete Herzen mit Nachdruck“, schrieb die katholische Zeitschrift Štít.
Die Dekoration im Inneren ist sehr einfach. Die Frömmigkeit konzentriert sich auf heilige Orte, und nicht auf die Heiligenverehrung, was wir als eine Art Reformbestreben verstehen können. Die seitlichen Kapellen sind dem Heiligen Grab und einer Krippe geweiht. Das griechische Kreuz in den Innenräumen (auf den Konsolen der Wandlampen, den Geländeremporen usw.) verweist auf die altchristliche Kirche. Der Altar mit Marmorstatue des hl. Wenzel (Václav) wurde erst einige Jahre nach der Einweihung der Kirche im Jahr 1932 angefertigt und basiert auf einem Modell des Bildhauers Miroslav Vávra in der Steinmetzschule in Hořice. Der Altar wurde wenige Stunden vor der Unterzeichnung des Münchner Abkommens im Jahr 1938 eingeweiht.
Der Bau der Kirche initiierte auch eine Art inoffiziellen Wettbewerb über die Errichtung des „ersten modernen katholischen Sakralbaus“, der unter den Bauingenieuren der Kirche in Hradec, der Kirche des hl. Wenzel in Prag-Vršovice, der Kirche des hl. Cyrill und Method in Hejčín und der Herz-Jesu-Kirche in Prag-Vinohrady ausgetragen wurde. Die Zeitschrift Štít schrieb, dass der Grundstein der Kirche in Hradec als erster gelegt wurde, nämlich am 28. September 1928, womit es sich hierbei um die erste modernistische Kirche handelt. Ihre Einzigartigkeit war jedoch mit anderen Qualitäten verbunden: „Keine Kirche erfreut sich so großer Beliebtheit bei der Bevölkerung wie jene in Hradec Králové.“
Der Entwurf, den Bohumil Sláma für das Projekt in Hradec angeboten hatte, war keineswegs einfach. Er bemühte sich, den monumentalen Eindruck, den die katholische Kirche im Unterschied zur hussitischen Kirche forderte, mit den aktuellen Modeerscheinungen des Purismus zu vereinen. Alles musste auf eine Parzelle passen, die von beiden Seiten mit Blockbauten begrenzt wird. In dieser Hinsicht kann Slámas Bau zwar nicht mit der stark avantgardistischen Architektur verglichen werden, doch handelte es sich für die katholische Kirche um einen der Höhepunkte im Zuge der Bemühungen um eine Modernisierung der Architektur und um eine äußerst originelle architektonische Leistung.
Die Herz-Jesu-Kirche ist unter der Nummer ÚSKP 25457/6-4535 als denkmalgeschützte Immobilie eingetragen und befindet sich im denkmalgeschützten Teil der Stadt Hradec Králové.
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Kostel Nejsvětějšího Srdce Páně na Pražském Předměstí, Štít, 1930, roč. 24, č. 8, s. 7
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Kol. aut., Nový kostel Božského Srdce Páně v Pražském Předměstí u Hradce Králové postavený v roce 1929–1932 na paměť padlých vojínů z diecése královéhradecké ve světové válce roku 1914–1918, Hradec Králové 1932
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Marie Benešová; František Toman; Jan Jakl, Salón republiky: Moderní architektura Hradce Králové, Hradec Králové 2000, s. 87
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Zikmund-Lender, Ladislav, Struktura města v zeleni: Moderní architektura v Hradci Králové, Hradec Králové 2017, s. 99–102