Das zweistöckige Palais der größten Bank von Hradec Králové wurde auf einer Eckparzelle errichtet, an der sich zuvor zwei mittelalterliche Häuser befanden. Wegen seines neobarocken Stils wurde das Palais „letzter Mohikaner des Prager Barock“ genannt – diese Bezeichnung erhielt auch sein Architekt Rudolf Němec, ein talentierter Schüler von Friedrich Ohmann. Němec, der ursprünglich in Prag lebte, war ab 1903 an der Fachschule für Schlosserei in Hradec Králové als Lehrer tätig und lebte bis zu seinem frühzeitigem Tod im Alter von 42 Jahren zusammen mit seiner Familie in der Stadt. Das Bankgebäude mit seiner monumentalen Fassade und den repräsentativen Innenräumlichkeiten, reichhaltigen Verzierungen und einer Menge künstlerisch-handwerklicher Details brachte seinem Schöpfer einen beachtlichen Ruf ein, woraufhin dieser weitere Angebote für bedeutende Realisierungen in der Stadt erhielt.
Das Gebäude mit rechteckigem Grundriss hat einen kürzeren Süd- und einen längeren Ostflügel. Die beiden Stockwerke werden durch ein Gurtgesims voneinander getrennt, die Fassade ist reichhaltig dekoriert: mit Verzierungen an den Fensterzargen, Festons unter den Fensterbänken, Pilastern, Voluten und Maskaronen. Interessant ist das zentrale Stuckoval, auf dem eine Biene dargestellt ist, und ein weiteres dekoratives bienenstockförmiges Element, die offensichtlich auf Fleiß und Mäßigkeit verweisen – Eigenschaften, die das Bankhaus seinen Kunden nahelegte. Das Dach wird durch ein massives Kranzgesims von der Fassade getrennt.
Der Haupteingang des zweistöckigen Gebäudes befindet sich an der dominanten Ecke, die künstlerisch akzentuiert und eindrucksvoll plastisch ausgestaltet ist. Der Eingang selbst ist halbkreisförmig ausgewölbt und mit einem Adlerpaar geschmückt. Nach oben wird das Objekt massiver, es verfügt über einen hohen Erker, und das gesamte Konzept wird durch eine mehrschichtige Dachkuppel verstärkt. Ähnlich wie die dynamische und rhythmische Fassade erweckt auch die Inneneinrichtung den Eindruck eines originaler Barockobjekts. Der Haupteffekt sind hier die großzügige Treppe und andere beleuchtete Räume, während die Eingangshalle etwas verzögert bleibt. Bei der Innenausstattung können wir ein reichhaltiges Muster dekorativer Elemente bewundern – Wandbelag, verschiedenartig geformte Fensterfaschen, Blumengirlanden und Lampen mit ziselierten Ständern. Der eindrucksvolle Vortragssaal ist mit Fresken von Josef Douba geschmückt, der Bildhauer- und Stuckschmuck stammt von zwei Schülern des renommierten Bildhauers Myslbek: Josef Pekárek und František Čermák – letzterer war ebenfalls aus Hradec Králové.
Nach dem Umzug der Bank wurde das Palais als Steueramt genutzt. Später hatte die Stadtbibliothek ihren Sitz in dem Gebäude. Heute fungiert es als Vereinshaus.
MP
Das erste Palais der Reservekreditanstalt ist unter der Nummer ÚSKP 46190/6-4702 als denkmalgeschützte Immobilie eingetragen und befindet sich im denkmalgeschützten Teil der Stadt Hradec Králové.
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Marie Benešová – František Toman – Jan Jakl, Salón republiky. Moderní architektura Hradce Králové, Hradec Králové 2000, s. 38