Bereits im Jahr 1908 plante der Augsburger Zweig der evangelischen Kirche, der bis dahin nur einen kleinen Sitz in Černilov hatte, die Errichtung eines repräsentativen Gebäudes in der Altstadt von Hradec Králové. Es sollte sich an den Ausläufern des sog. Kavčí plácek, an der ersten Ringstraße und den soeben neu errichteten Boulevard, der heutigen Pospíšilova befinden. Angefragt wurde das Projekt bei Josef Gočár, der damals gerade sein eigenes selbständiges Atelier gründete und wegen seines kurzen Engagements am Projekt des Kotěra-Museums mehrere eigene Aufträge in Hradec Králové hatte, von denen damals allerdings nichts realisiert wurde. Gočárs Entwurf für die Hus-Gemeinde bestand aus einem großzügig angelegten Bau mit einem großen Turm, einer modernistischen Fassade mit geometrischen Strukturen, einer Kapelle am Hang und einem abgeschlossenen Gewölbe in Form eines elliptischen Bogens sowie einem schlanken Turm, der den Bau monumental erscheinen ließ. Ähnlich wie Gočárs Entwurf für das Alte Rathaus aus derselben Zeit übertraf auch dieses übergroße Projekt die finanziellen Möglichkeiten der Kirche und war vermutlich auch ein viel zu selbstbewusstes und mutiges Projekt, das die Bedürfnisse der kirchlichen Repräsentation sowie den Kontext der historischen Umgebung ignorierte.
Drei Jahre später entwarf der Architekt Václav Rejchl sen., der auch Mitglied des Verwaltungsausschusses der Kirche war, ein viel gemäßigteres und traditionelleres Gebäude. Das dreistöckige Bauwerk auf fast quadratischem Grundriss enthielt im Erdgeschoss einen Speisesaal, einen Gebetsraum und einen Lesesaal, im ersten Stock befand sich die Verwaltung, im zweiten Stock gab es sechs kleinere Schlafzimmer für evangelische Studierende, das Zimmer des Präfekten und ein Behandlungsraum, im dritten Stock schließlich eine Wäscherei, eine Terrasse und zwei weitere Zimmer.
Die schlichte Fassade des Hauses wird von Lisenen unterteilt, und vor allem auch Pilastern mit ionischen Kapitellen, die über das erste und zweite Stockwerk reichen. Zwischen den Fenstern befinden sich dekorative Jugendstilfriese. Der einfache, eklektische Stil, mit dem die Fassade verziert ist, kombiniert Elemente der klassischen Architektur, geometrische Jugendstil-Ornamente und Elemente des Art-Deco (verschiedene Stuckgirlanden) und war in der Zeit um 1910 charakteristisch für das Büro Rejchls. Die sehr eingeschränkte ornamentale Verzierung hat einerseits mit den finanziellen Möglichkeiten des Baumeisters zu tun, andererseits ist sie bedingt durch die Beteiligung von Václav Rejchl jun., der modernistische Impulse in das Werk seines Vaters einbrachte. Václav Rejchl jun. stand damals kurz vor dem Abschluss seines Studiums an der Prager Technischen Universität; das Engagement im Büro seines Vaters war Teil des während des Studium verpflichtenden Praktikums.
Unmittelbar nach 1919 fand die evangelisch-augsburgische Kirche jedoch aufgrund der Verbindung mit der evangelisch-helvetischen Kirche der helvetischen Religion für ein separates Gebäude in der Altstadt keine Verwendung (mit Ausnahme des Gebetshauses mit separatem Eingang und Garten) und beschloss deshalb, das Gebäude an die Stadt Hradec Králové zu vermieten. Die Stadt errichtete dort ein Mädchenpensionat. Die Umgestaltung sah einen radikalen Umbau vor: die zehn größeren und acht kleineren Zimmer, drei Kabinette und zwei Kellerräume wurden zu sechs Wohnungen mit je drei Zimmern und Küche umgebaut. Ab 1940 war in dem Gebäude ein deutsches Mädcheninternat untergebracht. Durch Firma Prokopec-Rainberg wurde ein Aufzug eingebaut und die Ausstattung zum Teil geändert. Die Warmwasserbereitungsanlage wurde ebenfalls umgebaut, die Firma Kaloria lieferte einen neuen Kessel im Wert von 11.420 CZK. Es gab auch geringfügige Änderungen am Gebäude, die Aufteilung bzw. Zusammenlegung einiger Schlafzimmer. Im Hof des Hauses wurde ein Schweinestall errichtet, der relativ bald wieder aufgelassen wurde.
LZL