Als der heutige Ulrichplatz (Ulrichovo náměstí) bebaut wurde, entstand auch ein neues Stadtviertel hinter dem Städtischen Museum, am Elbufer. In den Jahren 1929–1930 wurde hier die Sokol-Turnhalle mit Konzertsaal nach Plänen von Milan Babuška errichtet, außerdem noch ein im funktionalistischen Stil gehaltenes Städtisches Bad, das zu dieser Zeit die höchsten technischen Anforderungen erfüllte, die von Jan Rejchl entworfene Kreissparkasse (1933) und die von dessen Bruder Václav Rejchl geplante Tschechoslowakische Nationalbank (1931). Letztere konnte bereits an das benachbarte Haus in der Divišova mit der Konskriptionsnr. 757 angeschlossen werden. Es wurde im Jahr 1928 nach Plänen des Architekten Bohumil Waigant errichtet wurde, nach dessen Rückkehr nach Hradec Králové.
Zwei Jahre vor seinem Tod ließ sich der erfahrene und renommierte Architekt Bohumil Waigant nach einer langen Pause, die er in der Slowakei verbrachte, wieder in Hradec Králové nieder. In seinem Schaffen berief er sich auf Prinzipien, die zu den grundlegenden Charaktermerkmalen seines Lehrers Jan Kotěra gehören. Waigants Entwicklung war weniger ein persönlicher Wendepunkt in seinem Werk, vielmehr hatte sie mit der veränderten Situation der Architektur in Hradec Králové zu tun. Die Projekte des Architekten Josef Gočár beriefen sich auf das architektonische Vermächtnis seines Vorgängers Jan Kotěra; es zeigten sich neue Formen des Purimus und Funktionalismus. Das Jihlavec-Haus aus dem Jahr 1928 ist ein sehr guter Beweis für diese Tendenzen.
Von der Beantragung der Baugenehmigung durch den Investor und bekannten örtlichen Bauherrn Josef Jihlavec im Mai 1928 bis zur Fertigstellung und Bauabnahme des gesamten Gebäudes vergingen nur sechs Monate. Die Ausführung der Vorderseite des Hauses, wie wir sie in den Planungsunterlagen vorfinden, weicht leicht vom endgültigen Erscheinungsbild ab. Ursprünglich hatte Waigant nicht vor, die Mitte der Hauptfassade nach innen zu wölben; aus den Entwürfen geht hervor, dass die freistehende Statue im Gegensatz zum Resultat abstrakter geplant worden war.
Bedeutende Umbauten wurden nur im Jahr 1934 ausgeführt, bei der die Attika verändert wurde, die sich über die Gesamtlänge des vorderen Fassade erstreckt. Eigentümer des Hauses war die Familie des Bauherrn Jihlavec, bis das das Haus im Jahre 1955 verstaatlicht wurde.
Die rechteckige Form des denkmalgeschützten Gebäudes ist an der Fassade horizontal unterteilt, sie unterliegt der klassischen schematischen Aufteilung in Erdgeschoss und bewohnbaren Teil. Das Haus hat einen modernen, rationalen Charakter. Der Ausdruck des Gebäudes beruht auf der Zusammensetzung reiner, einfacher Bereiche, die Fassade besteht aus Sichtmauerwerk (Backstein), kombiniert mit ockerfarbenem Putz. Die dreiteiligen Fenster in den einzelnen Stockwerken werden unterbrochen durch Backstein und mäanderartig verlaufende Gesimsen. Ein markanter kompositorischer Akzent des gesamten Objekts ist die Symmetrieachse in Form eines gemauerten, nach innen geknickten Streifens, der mit Ausnahme des Erdgeschosses über alle Stockwerke reicht. Dieses dominierende Element erweckt heute den Eindruck eines kubistisch gewellten Schwalbenschwanzes, vor allem, weil uns der ursprüngliche Abschlussvorsprung fehlt. All dies wird durch ein weiteres künstlerisches Motiv an der Fassade unterstrichen – die frei stehende Skulptur einer Jungfrau von Josef Škoda, einem Bildhauer aus Hradec Králové, der sich intim anmutenden Darstellungen von Frauenfiguren widmete. Die Statue der jungen Frau, die das Bauwesen symbolisiert, befindet sich auf einem massiven Sockel; eine ihrer Hände liegt auf einer stilisierten Säule, die aus kleinen Prismen besteht.
Waigant, der in dem neu erbauten Haus lebte, schuf sich hier auch ein eigenes Interieur, das bestimmt sehr interessant war, jedoch nicht erhalten wurde. „In diesen Räumlichkeiten, in denen viele persönliche Noten und Vorlieben des Autors zu finden sind, der viel Gespür für die Verwendung von Material und dessen solide, zielgerichtete Verarbeitung hatte, ist der Autor auch gestorben.“
Das Wohnhaus mit der Konskriptionsnr. 757 ist unter der Nummer ÚSKP 18050/6-4532 als denkmalgeschützte Immobilie eingetragen und befindet sich im denkmalgeschützten Teil der Stadt Hradec Králové.
- Archiv stavebního úřadu města Hradec Králové, katastr Hradec Králové, dokumentace k čp. 757
- SOkA Hradec Králové, fond: Berní správa, dokumentace k čp. 757
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Za hradeckým prof. arch. Bohumilem Waigantem, Kraj královéhradecký, roč. 21, č. 54, vydání 23. 8. 1930, s. 1
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Karel Herain, Ulrichův Hradec Králové, Umění, 1930, roč. 3, s. 289–356
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Jakub Potůček, Hradec Králové: Architektura a urbanismus, 1895–2009, Hradec Králové 2009
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Ladislav Zikmund-Lender, Struktura města v zeleni: moderní architektura v Hradci Králové, Hradec Králové 2017